Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Sekundarschule bleibt am StandortNeue PCB-Richtlinie könnte das Gymnasium Leichlingen treffen

Lesezeit 4 Minuten
Das Gymnasium Leichlingen im Schulzentrum Am Hammer

Die neue PCB-Richtlinie könnte auch Folgen für das Leichlinger Gymnasium haben.

Ein Papier des Umweltbundesamts könnte auch Auswirkungen für Leichlingen haben.

Eigentlich sollte sich die Diskussion um den neuen oder alten Standort für die neue Sekundarschule Leichlingen drehen. CDU, Grüne und FDP wollen die PCB-belastete Schule am Standort Am Hammer neu bauen, die SPD und die Verwaltung will den Neubau auf dem Eicherhoffeld. Aber diese Entscheidung geriet am Mittwochabend in einer gemeinsamen Sitzung des Infrastruktur-, Mobilitäts- und Betriebsausschusses und des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport zunächst in den Hintergrund.

Denn das, was Stephan Bergmann vom Zentralen Gebäudemanagement vortrug, könnte erheblich Auswirkungen auf die Leichlinger Schullandschaft haben. Das Umweltbundesamt (UBA) hat am 14. Januar dieses Jahres ein Papier veröffentlicht, das neue Richtlinien für die PCB-Belastung an Schulen vorsieht. Und diese sind deutlich strenger als bisher.

Der geltende Vorsorgerichtwert liegt bei 300 Nanogramm pro Kubikmeter, der Interventionsrichtwert – also der, bei dem man unmittelbar eingreifen muss – bei 3000 Nanogramm pro Kubikmeter. Der Ausschuss für Innenraumrichtwerte des Umweltbundesamts will nun neue Werte etablieren: 80 Nanogramm pro Kubikmeter als Vorsorgerichtwert und 800 Nanogramm pro Kubikmeter als Interventionsrichtwert. Rechtskräftig ist das noch nicht, vielleicht in drei Jahren könnten die Werte tatsächlich gelten, habe das UBA auf Nachfrage der Stadt Leichlingen mitgeteilt, berichtete Bergmann den Ausschussmitgliedern.

Leichlingen: Sanierung des Gymnasiums wäre notwendig

PCB (Polychlorierte Biphenyle) sind zwar in der Atmosphäre, in der Erde und in Gewässern nachweisbar. Bei zu hoher Belastung aber, zum Beispiel, wenn man sich zu lange in entsprechend belasteten Räumen aufhält, können sie krebserregend sein. Deshalb muss die Sekundarschule neu gebaut werden: Die Belastung liegt über den noch geltenden Richtwerten (729 bis 2874 Nanogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel).

Die Hauptschule (zehn Nanogramm) und die Aula (20 Nanogramm) gelten mehr oder weniger als PCB-frei. Werden aber die neuen Richtwerte tatsächlich rechtskräftig, müsste die Stadt auch etwas am Gymnasium machen, dort liegt das Jahresmittel nämlich bei 84 bis 234 Nanogramm pro Kubikmeter. Weitere Informationen zur Richtlinie habe die Stadt angefragt. „Das Kreisgesundheitsamt duckt sich bisher weg“, sagte dazu Bürgermeister Frank Steffes.

Diese neue Ausgangslage brachte die Verwaltung und auch die SPD-Fraktion dazu, anzuregen, die Entscheidung über den Neubau der Sekundarschule noch einmal hinten anzustellen und stattdessen das Schulzentrum als Ganzes noch mal anzuschauen. Wenn man sich dafür entscheide, die Sekundarschule vor Ort neu zu bauen, sei der Standort mit drei Gebäuden dicht, sagte Stephan Bergmann. Eine Erweiterung des Gymnasiums sei nicht mehr möglich, auch wenn die Schülerzahlen möglicherweise steigen werden.

Wir engen uns dadurch zu sehr ein.
Roswitha Süßelbeck (SPD)

Bürgermeister Frank Steffes unterstützte ihn. Man wisse jetzt schon, dass die Mensa zu klein sei, die Sporthalle der Sekundarschule müsse man neu bauen. Er appellierte, sich die Zeit zu nehmen, um zu schauen, „wie wir welches Gebäude nutzen“. Das meinte auch Roswitha Süßelbeck (SPD): „Wir engen uns dadurch zu sehr ein.“ Die Fraktion warf das LVR-Grundstück, auf dem die Paul-Klee-Schule stand, als alternativen Standort für eine Schule in den Raum.

Das Jamaika-Bündnis aus CDU, Grünen und FDP sah in den neuen PCB-Richtlinien keinen Anlass, von ihrem Antrag abzurücken: Die Stadtverwaltung soll die Sekundarschule Am Hammer, also am bestehenden Standort, neu bauen. „Der Antrag erfüllt nach wie vor alle Kriterien“, sagte Christian Paulitz-Erdmann. Das Bündnis will den Neubau am Standort in hybrider Holzbauweise vornehmen und begleitend dazu einen Sonderausschuss einrichten.

Vor allem, so Paulitz-Erdmann, sei die von ihnen vorgeschlagene Variante, „die schnellste Möglichkeit“ für die Schulgemeinschaft der Sekundarschule „rauszukommen“, indem sie in eine Containeranlage auf dem Eicherhoffeld umzieht. Und wenn die Sekundarschule dann ihr neues Gebäude übernehme, könne das Gymnasium für die Dauer der Sanierung oder des Neubaus auch in die Container einziehen.  Marc Oliver Drechsel (CDU) warf den Gegnern dieses Plans eine „Verzögerungstaktik“ vor.

„Schüler raus aus den Schadstoffen – rein in eine gesunde Übergangsschule, und dann in einen nachhaltigen Neubau. Das ist unser Plan“, heißt es zur Entscheidung vom Jamaika-Bündnis. Zudem könne so das Eicherhoffeld als Grünfläche erhalten bleiben. Letztlich stimmte die Mitglieder beider Ausschüsse mehrheitlich für den Antrag des Jamaika-Bündnisses: Die Sekundarschule soll am aktuellen Standort neu gebaut werden. Einig waren sich aber alle darin, dass die Schulgemeinschaft schnellstmöglich aus dem aktuellen Gebäude raus soll.


Was sagen die Schulleiter?

Stefan Pega, Schulleiter der Sekundarschule, betonte, welcher Handlungsdruck für seine Schule bestehe. Die Eltern potenzieller neuer Schüler würden ihn fragen, was denn nun passiere. „Die Container sind okay, damit können wir leben“, sagte er zu Beginn der Diskussion. Wichtig sei ihm, dass es nicht zu Verzögerungen komme.

Christoph Bräunl, Schulleiter des Gymnasiums, hatte zuvor schon eine Stellungnahme eingereicht, in der er den steigenden Raumbedarf der Schule darstellt. „Bisher war geplant, dass das Gymnasium die Räumlichkeiten des ehemaligen Hauptschulgebäudes erhält, wenn die dort zurzeit befindliche Grundschule Büscherhof in ihr saniertes Gebäude zurückkehrt“, hatte er geschrieben. Der Neubau der Sekundarschule im Eicherhoffeld hätte erhebliche Auswirkungen auf seine Schule, was die zeitweise Unterbringung angehe. Deshalb befürworte er eine „Containerschule, die sukzessive von Sekundarschule und Gymnasium genutzt wird“.