LeichlingenRathaus wird kultureller Treff
Leichlingen – Helle Wände und Böden, eine schwarze Decke und mit Scheinwerfern bestückte Traversen: Der Innenraum des Alten Rathauses wurde in den vier Monaten des Umbaus in einen Veranstaltungssaal verwandelt. Mehrere Wände wurden herausgebrochen, um den großen, offenen Raum zu schaffen, in den in Zukunft 90 Zuschauer passen sollen; bei Bestuhlung 75. In Zukunft, das bedeutet leider in ungewisser Zeit, denn unter Corona-Schutzbedingungen ist eine Bespielung einfach nicht möglich. Die Pläne sehen jedoch für die Zeit nach der Pandemie Konzerte vor; Lesungen, Theater und Open Stages für die Kulturszene der Stadt – endlich eigene Räume. Auch VHS und Musikschule sollen hier eine Bühne bekommen.
Viele Nutzungen
Noch hallt es in den 190 Quadratmetern; bald kommen dunkle, schwere Vorhänge an die Wände, die den Schall dämpfen. Zwei Getränkekühlschränke stehen schon in der Küche, Stehtische im anliegenden Bistro. Eine barrierefreie Behindertentoilette wurde eingerichtet, für die komplette Barrierefreiheit soll noch ein Aufzug im hinteren Bereich des Gebäudes konstruiert werden. In der künftigen Künstlergarderobe ist ein massiver weißer Tresor übrig geblieben, dessen Inhalt ein Geheimnis bleibt – niemand kennt mehr die Zahlenkombination. Es ist ein Zeuge der letzten Nutzung des historischen Gebäudes, waren doch hier zuvor nacheinander Sparkasse und Polizei untergebracht.
In den weißen Gittern vor den Fenster finden sich noch die umgedrehten Fragezeichen eingearbeitet – das alte Sparkassenlogo, das sich Anfang der siebziger Jahre zu dem entwickelte, wie es heute bekannt ist. In den Vierzigern verband das „S“ und die Münze darüber noch ein Spartrichter. Bei der Veränderung des Zeichens war die Leichlinger Sparkasse schon in das neu gebaute Gebäude gegenüber gezogen.
„Das wird wahrscheinlich auch bleiben“, bemerkt Bürgermeister Steffes über die historische Bauzier bei einer kleinen Führung durch die sanierten Räume. „Das ganze Gebäude steht ja unter Denkmalschutz.“
Im kommenden Jahr wird auch die obere Etage denkmalgerecht saniert werden, um sie als soziokulturelles Zentrum einzurichten. So werden sich in dem 129 Jahre alten Bau bald auch Vereine treffen können; Leichlingerinnen und Leichlinger aller Gesinnung. „Es soll die zweite »Gute Stube« neben dem Bürgerhaus werden“, erzählt Ute Gerhards, Leiterin des Bürgermeisterbüros.
Ende 2018 kaufte die Stadt das Alte Rathaus für 1,2 Millionen Euro zurück, die Sanierungen hatten im November letzten Jahres begonnen. Ab Mai sollte die Bühne bespielt werden. „Wichtig ist jetzt erst mal, dass wir gesund durch die Zeit kommen“, kommentiert Gerhards, „und hier wird weitergearbeitet.“
Zusammen mit dem Alten Rathaus erwarb die Stadt auch die anliegenden Gebäude. Der für seine Schönheit umstrittene Aluminiumbau, der noch an der linken Seite des Zwiebelturmrathauses klebt, wird sich ebenfalls für neue kulturelle Zwecke wie das Sozialkaufhaus öffnen – und die Fassade des Rathauses freigeben. „Wir wollen das Gebäude wieder solitär setzen“, verkündet Steffes. In einem Jahr ist die 90 000 Euro-Sanierung, die zu 60 Prozent von einem Zuschlag der Städtebauförderung finanziert wird, komplett. „Es soll auf jeden Fall den Charakter behalten, den es hat“, so Steffes, und bemerkt zum Kauf: „Dieses markante, historische Gebäude durften wir uns nicht durch die Lappen gehen lassen.“
Besichtigungstermin
Trotz der Kulturkrise können Interessierte am kommenden Wochenende schon mal einen Blick in das neue Alte Rathaus werfen: Am Sonntag, 9. August, gibt es einen Tag der offenen Tür in der „Mini-Ausgabe“. Von 11 bis 16.30 Uhr können im Halbstundentakt jeweils 15 Besuchende im Parcours die neuen Räume im Erdgeschoss besichtigen, eine Ausstellung erzählt von der Geschichte des Hauses. Dazu ist eine vorherige Voranmeldung per E-Mail oder unter ? 02175/ 99 21 05 beim Büro Bürgermeister notwendig. rebecca.hermann@leichlingen.de