Die Jecken um das Prinzessinnenpaar haben in Leichlingen die Herrschaft übernommen.
Rathaussturm an WeiberfastnachtEhrensenat „schmiert“ den Leichlinger Bürgermeister
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Bürgermeister und Zirkusdirektor Frank Steffes musste schließlich den Stadtschlüssel doch an Katharina I. (Moll) und Chantal I. (Schlage) überreichen.
Copyright: Niklas Pinner
Prinzessin Chantal I. (Schlage) ist skeptisch, das ist ihr anzusehen. So richtig glaubt sie Bürgermeister Frank Steffes nicht, als der im Festzelt im Stadtpark immer wieder betont: „Ich hab hier alles im Griff.“ „Ich sach’ nur Kreisverkehr …“, gibt Chantal zurück.
Das will Steffes nicht auf sich sitzen lassen. Schließlich ist der Kreisverkehr jetzt befahrbar, allerdings nach einem Jahr Bauzeit und auch erst seit ganz Kurzem. Und schön machen könne man ihn auch noch, vielleicht mit einem Vulkan, witzelt Frank Steffes.
Dass der Rathaussturm wie im vergangenen Jahr erstmalig im Zelt im alten Stadtpark stattfindet, kommt beim Prinzessinnenpaar nicht so gut an. Sie wollen eigentlich in der Aula feiern. „Mach’ mal die Aula und die große Turnhalle klar, den Rest brauchen wir nicht“, fordern sie. „Bürokratie, Bürokratie …“, entgegnet der Bürgermeister.
Daran, dass der widerspenstige Bürgermeister am Ende den Stadtschlüssel doch in die Hände des Prinzessinnenpaares gibt, hat auch der Ehrensenat des Festkomitees Leichlinger Karneval (FLK) seinen Anteil. Den hatte Zirkusdirektor/Bürgermeister Steffes eigentlich auf die Bühne geholt, damit er ihm zu Hilfe kommt.
Der Plan ging aber nicht auf. Senatspräsident Michael Lintz: „Der Zirkusdirektor. Dass er sich schon mal nach einem neuen Job umguckt, kann ich ja verstehen. Aber schaut euch das an, das ist euer Bürgermeister.“ Stattdessen hatten die Senatoren zwei Schecks mitgebracht. Je 500 Euro spendeten sie an den Jugend-Tanz-Sport-Club „Blau-Weiß“ Leichlingen (JTSC) und an den TSV Rhein-Wupper, deren Tänzerinnen zuvor schon mit spektakulären Choreografien beeindruckt hatten.
Leichlingen: Bürgermeister ist der Zirkusdirektor
„Die Senatoren schmieren mich, da kann ich nicht mehr Nein sagen“, sagt der Bürgermeister schließlich. Und als die Prinzessinnen dann noch sagen, „wenn Du den Karneval wirklich liebst, dann solltest Du auch in unsere Hände vertrauen“, kann Steffes den Schlüssel nicht mehr zurückhalten. Damit ist die Blütenstadt wieder in der Hand der Jecken. „Wir haben die Macht“, rufen die beiden Prinzessinnen und entlassen das Volk aus dem Festzelt in den Straßenkarneval.
Mit Frack, Zylinder und Peitsche war Bürgermeister Frank Steffes mit Verwaltungsmitarbeitern, die als wilde Tiere verkleidet waren, ins Zelt eingezogen. „Herr Bürgermeister, das ist ihr Zirkus im Rathaus, hier ist der Karneval“, forderten Chantal I. und Katharina I. ihn heraus. Zuvor hatten sie ein bisschen auf ihn warten müssen.
Auch Ann-Kathrin Witprächtiger, die Präsidentin der Vereinigung Leichlinger Karneval, die vor dem Geplänkel zwischen Bürgermeister und Prinzessinnenpaar die verschiedenen Leichlinger Karnevalsgesellschaften vorgestellt und durch das Programm geführt hatte, wartete anfangs vergebens auf das Stadtoberhaupt: „Vielleicht drückt er sich dieses Jahr“, sagte sie. Dabei sei es Zeit, dass die Jecken die Stadt übernähmen und einmal aufräumten.
Bürgermeister Frank Steffes hat jetzt frei, den Stadtschlüssel ist er los. „Ich bin mir sicher, die Probleme dieser Stadt werdet ihr mit Frohsinn lösen“, sagt der Bürgermeister zum Ende der Schlüsselübergabe. Der kleine Schuss Ironie darin ist nicht zu überhören.