Ein Schwarzbau in Leichlingen, der schon 2017 abgerissen werden sollte, steht immer noch. Der ehemalige Eigentümer ärgert sich.
LeichlingenVersteigerter Schwarzbau steht immer noch – nach fünf Jahren
Heute lebt Christof Werschkull mit Frau und drei Kindern in einem Reihenhaus in Burscheid, so weit, so gut, aber so war es nicht geplant. Denn eigentlich hatte er sich ein Leben in einem Häuschen im Grünen in Leichlingen vorgestellt. Der Haken war: Das Haus, das er bis 2017 in der Ortschaft Zeit bewohnte, war ein Schwarzbau.
Leichlingen: Aus einem Ferienhaus wurde ein Luxus-Anwesen
Ursprünglich als einfaches Ferienhaus gebaut, wurde im Laufe der Zeit ein luxuriöses, 260 Quadratmeter großes Einfamilienhaus mit Panoramafenster, fünf Wohn- und Schlafräumen, zwei Bädern, Wohnküche, Wintergarten, Sauna, Gartenhaus und Pferdestall daraus. Ein offener Kamin im Wohnzimmer und ein Kachelofen in der Küche machten das Anwesen perfekt. Nur durfte Werschkull darin eigentlich nicht dauerhaft leben. Er tat das aber.
Wie das Haus seit Jahren da stand, war es komplett illegal. Das Haus befand sich seit 35 Jahren in Familienbesitz, die ursprüngliche Baugenehmigung von 1934 – für ein einfaches Ferienhaus – war wegen vieler Umbauten erloschen. Werschkull sagt, er habe es ursprünglich von seiner Schwester gekauft, da sei es schon umgebaut gewesen. Das fast 21.000 Quadratmeter große Grundstück liegt im Landschaftsschutzgebiet, Bauen ist tabu, nur Landwirte bekommen privilegierte Ausnahmen.
Ausnahme auf Kulanz
Dennoch, sagt Werschkull, habe er es erreicht, einen Vertrag mit der Stadt Leichlingen zu schließen, der seiner Frau und ihm wenigstens die Nutzung lebenslang als Wohnsitz erlaubt hatte. Vererben durfte er das Haus nicht. Das, sagt er, sei von der Stadt kulant gewesen. Wasser und Strom hatte der Tennisspieler organisiert.
Naiv sei das sicher auch gewesen, sagt Werschkull, der drei Kinder hat, aber die Situation habe sich entwickelt: „Ich war anfangs Tennisprofi und Junggeselle, mehr in der Welt unterwegs als in dem Leichlinger Häuschen.“ Über Jahre gab es wegen der rechtlichen Unsicherheit aber zunehmend Probleme mit dem Amt.
War zuerst nur die Unsicherheit, ging die Sache schließlich ganz schief. Werschkull rutschte in die Insolvenz, das Haus war nicht zu halten, im Hintergrund drohte jetzt auch noch die Abbruchverfügung. Ihn selbst nahm das alles so stark mit, dass er sich in einer Klinik helfen lassen musste. Das Amt habe nicht mehr mit sich reden lassen.
Was folgte, war, dass seine Bank das Grundstück mit dem Haus zwangsversteigern ließ, dazu kam es im Juli 2017 im proppenvollen Gerichtssaal 4 in Opladen. Eine Gutachterin bescheinigte dem Anwesen, es habe keinen Wert, vielmehr einen Unwert, da die Abrisskosten den Verkehrswert des Grundstücks sicher übersteigen würden. Im Zwangsvollstreckungsbeschluss des Amtsgerichts ist vermerkt: „Wegen nicht genehmigter Anbauten sind alle nicht genehmigten Gebäude nach Auskunft der Stadt Leichlingen rückstandslos zu BESEITIGEN“
Gut für die Bank: Trotz dieser klaren Ansage der Stadt Leichlingen kaufte eine Solingerin das Anwesen und zahlte sogar 60.000 Euro dafür. Die Prognose, dass es zu juristischen Auseinandersetzungen kommen würde, lag nahe.
Die Schwarzbauten stehen bis heute. Werschkull ist darüber regelrecht sauer: „Uns wurde von der Stadt Leichlingen signalisiert, dass der komplette Abriss sofort kommt. Wenn das die neuen Besitzer jetzt wegen irgendwelcher Winkelzüge nicht machen müssen, hat man unserer Familie das Haus weggenommen.“
Zeit: Der Prozess steht an
Man erfährt aus der Leichlinger Stadtverwaltung nur wenig: Die neuen Eigentümer haben tatsächlich einen Bauantrag für den Schwarzbau gestellt.
Weshalb alles so lange dauert, jetzt über fünf Jahre, bleibt ein Geheimnis der Behörden. Zumal, wenn alles anscheinend so klar war. Die Stadt Leichlingen gibt sich wortkarg: Es gebe ein offenes Gerichtsverfahren am Kölner Verwaltungsgericht, bei dem es um einen von der Stadt Leichlingen abgelehnten Bauantrag gehe, der eine Legalisierung der baulichen Anlagen zum Ziel habe; sollte die Stadt Leichlingen das Verfahren gewinnen, will man den Abbruch anordnen.
Ein Anruf bei den neuen Besitzern in Solingen wird schnell beendet. Als die Frage nach dem laufenden Gerichtsverfahren aufkommt, legt die Gegenseite spontan auf. Von anderer Seite ist aber zu hören, dass die Inhaber das Haus möglicherweise als privilegierten landwirtschaftlichen Betrieb legalisieren wollen. Bewohnt ist das alte Haus der Werschkulls zurzeit offenbar nicht.