Leichlinger GrundschülerPolizei hat kein Personal mehr für Verkehrserziehung
Leichlingen – Keine Raufereien an der Haltestelle, Einsteigen ohne Drängeln, im Bus nicht rumrennen, sondern hinsetzen und festhalten – das lernten die Leichlinger i-Dötzchen in den vergangenen 40 Jahren kurz nach ihrer Einschulung stets bei einer Verkehrssicherheits-Aktion mit einem Omnibus. Auch Gefahren auf dem Schulweg, mit Automatiktüren, bei plötzlichen Bremsmanövern und im für den Busfahrer uneinsehbaren „toten Winkel“ standen bisher jedes Jahr auf dem Stundenplan einer Testfahrt für Erstklässler.
Seit 1979 haben die örtlichen Verkehrsbetriebe Hüttebräucker und Wiedenhoff die Sicherheits-Unterweisung in Zusammenarbeit mit der Polizei immer in den ersten Wochen nach den Sommerferien angeboten. Sie kamen mit einem Linienbus reihum zu allen Grundschulen in Leichlingen und Witzhelden, um Kinder und Eltern mit den neuen Herausforderungen vertraut zu machen. Mütter und Väter haben in diesem Rahmen sogar Monatskarten bekommen, um ihre Kinder anfangs begleiten zu können. Nun sieht es ganz danach aus, als ob diese bewährte Übung eingestellt wird.
Personalmangel der Polizei führte zu Absagen
Bereits 2018 sah sich die Polizei wegen Personalmangels nicht in der Lage, die Tradition fortzusetzen. Als Busunternehmer Rainer Hüttebräucker auch dieses Jahr von der Polizei eine Absage bekam, fand er das mehr als unverständlich. Auch dieser frühzeitigen und kontinuierlichen Verkehrserziehung sei es schließlich zu verdanken, dass es in Leichlingen keine Unfälle mit Schulbussen gäbe, gibt er zu bedenken. „Mütter rufen schon bei mir an, wann denn die neuen Bus-Schulungen stattfinden,“ berichtet er.
Dass die Polizei niemanden mehr für die paar Stunden an drei Vormittagen abstellen könne, finde er „nicht besonders witzig“, klagte er gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wenn Personalmangel dafür verantwortlich ist, dass die Schulbus-Unterweisung ausfällt, fühle ich mich veralbert“, kritisiert Hüttebräucker. „Wir stehen Gewehr bei Fuß“, sagt er, doch ohne polizeiliche Begleitung mache die Ausbildung keinen Sinn. Er hat sich inzwischen schriftlich bei der Kreispolizeibehörde darüber beschwert, dass sie das Engagement vor Ort nicht mehr unterstützen will.
Kinder erwerben den Verkehrspass
Große Hoffnungen, dass die Polizei ihre Absage noch rückgängig macht, können sich Eltern und Busfahrer offenbar nicht machen. Denn auch auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bedauerte die Polizei, dass die lange Zeit von der Leichlinger Bezirksbeamtin Iris Hemmeter betreute Aktion ausfallen müsse: „Auch 2019 steht sie nicht zur Verfügung. Ein Ersatz kann aktuell aus personellen Gründen nicht gestellt werden“, erklärte Behördensprecher Richard Barz am Montag.
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Der Bezirksdienst der Polizei habe über Jahre hinweg zusammen mit der Firma Hüttebräucker Schulanfänger in die Gefahren beim Busfahren eingewiesen. Aber dieses Projekt sei „nicht Bestandteil der kreisweiten Verkehrssicherheitsarbeit.“ Die Polizei lege ihren Schwerpunkt bei der Verkehrssicherheitsberatung für Kinder in Kooperation mit Eltern, Kitas und Schulen auf den Verkehrspass, erläutert Barz: „Die Arbeit beginnt in Kindertagesstätten („Fußgänger-Pass“) und endet in der Radfahrausbildung.“
Für den enttäuschten Rainer Hüttebräucker hat der Behördensprecher nur einen kleinen Trost: Die Polizeiwache in Burscheid sei bemüht, in Abstimmung mit den Busunternehmen „eine zukunftsfähige Lösung zu finden“, stellte Barz in Aussicht.