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Weinberge an der Mosel gekauftLeichlingerin erfüllt sich Traum vom eigenen Riesling

Lesezeit 4 Minuten

Claudia Schreiner mit einem ihrer selbst hergestellten Tropfen.

  1. Die Witzheldenerin Claudia Schreiner besitzt seit 2012 zwei Weinberge und erfüllt sich bald einen Lebenstraum: Sie zieht an die Mosel.
  2. Wir haben sie in Witzhelden besucht: Was begeistert die 58-Jährige am Riesling?

Leichlingen – Es kommt im Bergischen Land nicht häufig vor, dass man von dem Wein, den man seinen Gästen anbietet, behaupten kann: „Den habe ich selbst angebaut!“ Claudia Schreiner kann das. Die 58-Jährige aus Witzhelden besitzt seit 2012 zwei Weinberge an der Mosel, die sie selbst bewirtschaftet. Riesling und Spätburgunder baut sie dort an. Das ist viel Arbeit, denn die Reben wachsen an einem Steilhang mit bis zu 65 Prozent Steigung. Da kommt man beim Schneiden der Rebstöcke, beim Heften der jungen Triebe und natürlich bei der Lese durchaus ins Schwitzen.

Doch die Arbeit macht der gebürtigen Düsseldorferin großen Spaß. „Das ist genau das, was ich machen will“, schwärmt sie. „Das ist eine Traumlandschaft dort an der Mosel.“

Claudia Schreiner gehört der Burghof Hagen in Zell ( Mitte). Sie hat sich an der Mosel mehrere Weinberge gekauft und lässt dort ihren eigenen Wein keltern.

Schreiner empfängt in ihrem Haus in Witzhelden. Schwungvoll öffnet die 58-Jährige die Tür, zur Begrüßung gibt es – klar – ein Gläschen Wein, genauer gesagt Perlwein. Ein Riesling-Secco, der kleine Bruder des Winzersekts. Auf der Anrichte im Esszimmer sind unterschiedliche Flaschen drapiert, ein Stück eines alten Rebstocks dient als Deko. Von der ruhigen Straße aus schweift der Blick über die Höhen des Bergischen Lands.

Doch bald wird das Haus seinen Besitzer wechseln. So begeistert ist Schreiner von den grünen Hängen im Moseltal, dass sie sich zu einem radikalen Schritt entschloss: Sie wird aus ihrem Job bei Bayer in der Unternehmenskommunikation vorzeitig aussteigen, aus Witzhelden wegziehen und sich in Zell niederlassen. Einen alten Winzerhof hat sie bereits gekauft und modernisiert zurzeit drei Ferienwohnungen. Der Hof selbst stammt aus dem Jahr 1442. Claudia Schreiner ist fasziniert von dem mittelalterlichen Fachwerkhaus: „Von 1442! Zehn Jahre, bevor Leonardo da Vinci geboren wurde, können Sie sich das vorstellen?“

Kein Fan der ersten Stunde

Dabei war die 58-Jährige kein Riesling-Fan der ersten Stunde. 2001 ist sie mit Freunden zum ersten Mal an die Mosel gefahren. „Ich hab damals gesagt: Riesling ist mir zu sauer, der brennt mir ja Löcher in den Magen.“ Doch die Qualitäten der Winzerprodukte überzeugten sie schnell: Pommerell war ihr Lieblingswingert. Und als dann einige Jahre später ein befreundeter Winzer zu ihr kam und fragte: „Willst du nicht einen Weinberg kaufen“, schlug Claudia Schreiner zu. Seitdem kann sie die Anbauflächen Pommerell und Petersborn-Kapertchen ihr Eigen nennen.

In Bottichen werden die Weintrauben gesammelt und dann zum Winzer gebracht.

Oechsle, Most, Cuvée: Schreiner musste sich erst einmal in eine eigene Welt einarbeiten. „Ich habe viele Stunden mit Winzern im Weinberg und im Keller verbracht“, erzählt sie. Belohnung: Ihre allererste Flasche Wein. „Ich war mächtig stolz“, schmunzelt die Noch-Witzheldenerin. Eine Prämierung der Landwirtschaftskammer

Rheinland-Pfalz gleich im ersten Jahr offenbarte, dass auch andere die Qualität ihres Tropfens schätzten. Die Auszeichnung habe den Winzern vor Ort auch gezeigt, dass sie es ernst meine und dass sie „nicht so eine Großstädterin“ sei, die mal eben so mache. Wobei Claudia Schreiner die Unterscheidung wichtig ist: „Ich bin keine Winzerin.“ Sie baut den Wein an, arbeitet im Weinstock und erntet die Trauben – keltern tut ihn aber ein befreundeter Winzer. Daher darf sie sich auch nicht so nennen. Stattdessen sagt sie: „Ich bin Weinhändlerin.“ Das Keltern wird sie auch in Zukunft Profis überlassen: Schreiner will sich auf ihre Arbeit im Wingert und auf ihre Ferienwohnungsgäste konzentrieren; Weinproben und Lesungen auf ihrem Hof bietet sie nebenbei auch an.

Claudia Schreiner bei der Weinlese, sie legt jedes Jahr selbstverständlich mit Hand an.

Im nächsten Frühling geht es so richtig los mit ihrem neuen Lebensabschnitt: Nachdem sie in den vergangenen Jahren unzählige Wochenenden und Urlaube im Sommer und an Pfingsten an der Mosel verbracht hat, wird die frisch gebackene Vorruheständlerin ab Mai ihren Lebensmittelpunkt komplett dorthin verlagern. Bange ist ihr vor dem Schritt nicht: „Ich habe so lange darauf hingearbeitet.“ Sie lehnt sich zurück, schwenkt das Glas mit dem Riesling-Secco, genießt die Fruchtigkeit. In wenigen Monaten tauscht sie den Ausblick auf die Felder bei Witzhelden gegen die Weinhänge an der Mosel: „Ich bin genau bei dem angekommen, was ich machen wollte.“

www.wein-und-mut.de