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WärmeplanWoher die Energie für Leichlingen demnächst kommen könnte

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf die Wupper in Leichlingen

Wärme aus dem Wasser der Wupper ist eine Option, teilt die Stadt mit. (Archivfoto)

Auf 176 Seiten wird beschrieben, wie Haushalten der Umstieg auf Erneuerbare Energien gelingen kann.

Die Stadt Leichlingen hat den „Endbericht“ inklusive Wärmeplan zur kommunalen Wärmeplanung fertiggestellt und legt ihn jetzt der Politik zur Beratung und zum Beschluss vor. 176 Seiten hat das Schriftstück, mit dem eine Kommune aufzeigen soll, wie „zukünftig Schritt für Schritt die Wärmeversorgung auf die Nutzung von Erneuerbaren Energien oder unvermeidbarer Abwärme umgestellt werden kann“, wie es vom Bundesbauministerium heißt.

Bis 2045 soll die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung schrittweise erfolgen. Dann soll die Wärme nur noch aus erneuerbaren Energien kommen, ohne die Nutzung von fossilen Brennstoffen. Die Leichlinger Stadtverwaltung schreibt in ihrer Vorlage: „Sie wird in vier definierten Schritten erarbeitet, die Potenzial und Wärmebedarf systematisch zusammenführen.“

Der nun vorliegende Bericht ist eine „rechtlich unverbindliche, strategische Fachplanung, die Möglichkeiten für den Ausbau und die Weiterentwicklung leitungsgebundener Energieinfrastrukturen für die Wärmeversorgung, die Nutzung von Wärme aus erneuerbaren Energien bzw. unvermeidbarer Abwärme sowie zur Einsparung von Wärme aufzeigt und die mittel- und langfristige Gestaltung der Wärmeversorgung für das beplante Gebiet beschreibt“.

Theoretisch steht ausreichend erneuerbare Energie für die Wärmeversorgung in der Blütenstadt zur Verfügung
Die Stadtverwaltung über den Wärmeplan

Das heißt – und darauf weist die Verwaltung in ihrer Vorlage explizit hin –, der Wärmeplan sei noch „keine Entscheidung über die Ausweisung eines oder mehrerer Gebiete zum Neu- oder Ausbau von Wärmenetzen“. Mit einem Ratsbeschluss soll die Verwaltung den eingeschlagenen Weg vorantreiben. Alle fünf Jahre muss der Plan fortgeschrieben werden.

Teil des Berichts ist ein Wärmeatlas. Demnach gibt es in der Blütenstadt 7900 Gebäude, die beheizt werden. Die verbrauchen 209 Gigawattstunden Energie im Jahr. Daraus entstehen 50.000 Tonnen CO₂. 89 Prozent dieser 7900 Gebäude werden noch mit fossilen Brennstoffen beheizt. Es gibt bisher nur drei kleine Wärmenetze (Inselnetze) in Leichlingen. Die Beheizung erfolgt zu knapp 89 Prozent mit fossilen Brennstoffen. Mehr als die Hälfte der Gebäude in Leichlingen (55 Prozent) sind laut Stadtverwaltung älter als 40 Jahre. Sie seien vor dem Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung gebaut worden und böten damit „viel Potenzial zur Senkung des Wärmeverbrauchs durch energetische Sanierungen“.

Leichlingen: Kleine Nahwärmenetze möglich

In Leichlingen kommt dem Bericht zufolge infrage, Solarenergie, Umweltwärme aus Luft und Boden, die Wärme aus Abwasser und das Aquathermiepotenzial der Wupper in Anspruch zu nehmen, um ohne fossile Brennstoffe zu heizen. Die Stadt schreibt: „Theoretisch steht ausreichend erneuerbare Energie für die Wärmeversorgung in der Blütenstadt zur Verfügung, um die 2045 noch verbleibenden Wärmebedarfe für Raumwärme und Warmwasser lokal zu decken.“

Das sei allerdings nur eine theoretische Annahme. Um das belastbar verkünden zu können, müsse man „die technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit, die Genehmigungsfähigkeit anwendungsfallbezogen prüfen“, und schließlich noch die Leute und Firmen zusammenbringen, die das Ganze umsetzen können.

An einigen Stellen in der Stadt seien zumindest kleine Nahwärmenetze möglich, teilt die Stadt mit. Fotovoltaikflächen und solche für Solarthermie gebe es genug. Ob die allerdings zur Verfügung stehen, müsse noch geprüft werden. „Sehr gut möglich“ sei die Installation von Wärmepumpen, auch „Erdwärme steht in ausreichender Menge zur Verfügung, um Gebäude mit Wärmepumpen zu beheizen“. Auch das Heizen mit Biomasse sei grundsätzlich möglich, auch wenn die Stadt darin nicht das Hauptpotenzial für Wohngebäude sieht. Und: „Ein gewisses Potenzial zur Wärmebereitstellung besteht in Abwasserkanälen, die kontinuierlich Abwasser führen und auch über eine geeignete Abnehmerstruktur für die Wärme verfügen.“ Hohe Priorität räumt die Stadt der Möglichkeit ein, zu prüfen, ob man Wärme aus dem Wasser der Wupper nutzen kann.

Schwieriger werde es bei tiefer Geothermie: „Es könnten Potenziale vorhanden sein, die jedoch durch Bohrungen und Sondierungen zu finden sind, bevor sie realisiert werden könnten.“ Für ein Fernwärmenetz fehlt eine große Anlage oder ein Kraftwerk in der Stadt selbst oder in geringer Entfernung. Kein Potenzial sieht die Stadt im Wasserstoff.