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Zu Oralsex gezwungen und gefilmtLeichlinger soll Stieftochter missbraucht haben

Lesezeit 3 Minuten
Gericht Leichlingen Missbrauch

Dirk S. (Name geändert) aus Leichlingen vor Gericht

Leichlingen/Köln – Vier Jahre war die kleine Sophie (Name geändert) alt, als sich ihr neuer Stiefvater das erste Mal näherte. Der 39-jährige Dirk S. (Name geändert) zog sie aus und fotografierte ihren Intimbereich. Er verging sich in den Jahren darauf mehrmals an ihr – es ging bis hin zum Oralsex.

Seit Montag steht S. nun vor dem Kölner Landgericht. Bis zu 15 Fälle von 2014 bis 2019 listet die Staatsanwaltschaft auf, in denen er Sophie missbraucht haben soll. Darüber hinaus soll er Hunderte kinder- und jugendpornografische Bilder und Videos besitzen, an die er unter anderem über eine Whatsapp-Tauschbörse gelangt sein soll.Dirk S. lässt die Anklageschrift stoisch über sich ergehen, sieht nach unten, als die Fälle verlesen werden. Gepresst ist seine Stimme, als er sich äußert. Zuvor bereits hatte sein Verteidiger erklärt, dass die „Gesamtanklage richtig“ sei bis auf leichte Abweichungen.

Der Angeklagte wohnt in Leichlingen, war verheiratet. Doch schnell nach der Eheschließung lief beim Paar nichts mehr im Bett. Danach schlitterte S. in die „Pornosucht“, wie es sein Verteidiger formuliert. S. habe die Kontrolle verloren, ließ die Wohnung verwahrlosen, das Jugendamt stand vor der Tür. Und nicht nur das: 2016 wurde das Haus von der Polizei durchsucht, vom hessischen Landeskriminalamt gab es Hinweise auf Kinderpornografie. Damals geriet allerdings der Onkel von Dirk S., der im selben Haus wohnt, ins Visier der Ermittler. Doch die Polizei beschlagnahmte auch ein Laptop von S. „Im Grunde wussten Sie, dass Sie dran sind und haben trotzdem weitergemacht“, fasst der Vorsitzende Richter am Landgericht zusammen. Der Angeklagte nickt ergeben. Häufig zuckt er mit der Schulter, sagt „weiß nicht“, lässt sich die Aussagen nur zögerlich entlocken.

An Wochenenden zu Besuch

Der 39-Jährige selbst kann sich nach eigener Aussage nicht mehr daran erinnern, wie alles anfing, wann er seine damalige vierjährige Stieftochter das erste Mal missbrauchte. Über Jahre verging er sich an ihr, als sie – inzwischen hatte sich das Paar getrennt – an den Wochenenden in Leichlingen zu Besuch war. Und fast immer hat er es mit seinem Handy aufgenommen. Dirk S. behauptet, die Fotos und Videos nicht weitergegeben zu haben, er wolle die Dateien lediglich besitzen.

S., der einen gescheiterten Selbstmordversuch hinter sich hat, räumte allerdings auf Nachfrage des Richters ein, sie sich danach noch mal angeschaut und teilweise dazu selbstbefriedigt zu haben. Auch ließ er es zu, dass Sophie die Aufnahmen auf dem Handy fand. Das sei aber nicht geplant gewesen, betont er.

Dem Mädchen gehe es gut, sagt der Anwalt der Nebenklage, sie tue sich aber schwer mit Nachfragen zu dem Thema. Möglicherweise sei sie in einem Verdrängungsprozess. Vielleicht kommt Sophie darum herum, aussagen zu müssen. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

Betroffene von sexueller Gewalt, deren Angehörige, Fachkräfte und alle Personen, die Fragen zum Thema sexueller Missbrauch haben, können sich bundesweit kostenfrei und anonym an das Hilfetelefon Sexueller Missbrauch wenden (0800 22 55 530) oder per Mail an beratung@hilfetelefon-missbrauch.de.