Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Leichlinger Baum gerettetUmweltschützer feiern „Jahrestag“ an der Platane

Lesezeit 4 Minuten

Umweltschützer schmückten den Baum mit bunten Bändern.

Leichlingen – Ein weiteres Jahr durfte die Platane am Fußgänger-Überweg vor dem Rathaus länger leben. Ein Ereignis, das von den engagierten Umweltschützern von „Future for Leichlingen“ fast wie ein Geburtstag zelebriert wird. Aufgrund von vier Unfällen war die Platane 2018 in das Visier der Unfallkommission geraten und sollte aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Nachdem auf der Neukirchener Straße allerdings eine Tempo-30-Zone errichtet wurde, blieben weitere Unfälle aus. „Auch die Unfallkommission hat eingesehen, dass scheinbar nicht der Baum die Ursache für die Unfälle war“, meint Günter Weber, der sich mit einigen anderen Leichlingern für die Zukunft der Platane stark gemacht hatte und betonte, dass wegen Unachtsamkeit oder falscher Planung keine Bäume mehr gefällt werden dürften.

Aus der Rettungsaktion der Platane ist die Initiative „Future for Leichlingen“ entstanden, die sich nun weiterhin für das grüne Wohl der Blütenstadt einsetzen möchte. Der Bürgerantrag für den Erhalt und die Neupflanzung ist geschrieben und wurde gestern im Rathaus eingereicht. Ziel des Antrags: In einem bestimmten Umkreis der Stadt sollen keine Bäume mehr gefällt, sondern weiterhin gepflegt werden, damit der Bestand erhalten bleibt. Auch die Neupflanzung wird gefordert.

„Das Verhältnis von Beton zu Blattvolumen muss ausgeglichen sein. Wir sagen Ja zur Entwicklung der Stadt, aber Nein zum Abholzen von Bäumen und da bezieht unsere Initiative ganz klar Position“, erklärt Weber, der als sachkundiger Bürger im Jugendhilfeausschuss sitzt und seit 35 Jahren beim BUND im Umweltschutz aktiv ist.

Bei Bauvorhaben erhofft sich Weber mehr Kreativität in Sachen Klimaschutz. Dass seit Jahren verloren gegangene Bäume nicht mehr nachgepflanzt werden, stößt bei der Initiative auf Unzufriedenheit. Im Rahmen des Bürgerantrags soll daher etwa die Allee an der Neukirchener Straße neu bepflanzt werden, um somit auch den Alleen-Charakter wiederherzustellen.

Viel für die Rettung der Platane getan

Geld und Zeit haben die Umweltschützer in die Rettung der Platane investiert. Vor allem für die finanzielle Unterstützung aus der Bürgerschaft zeigt Weber sich dankbar. „Die Leichlinger Bürger haben, wie ich finde, sehr viel Geld auf den Tisch gelegt“, erklärt er vor der geschmückten Platane. Damit konnte die juristische Auseinandersetzung finanziert werden, bei der es einige Stolpersteine zu bewältigen gegeben hatte. Dass der Rat der Stadt Leichlingen keinen Klimanotstand ausrufen wollte und stattdessen das Wort aus dem entsprechenden Bürgerantrag gestrichen hat, enttäuscht die Umweltschützer. „Auf eine gewisse Weise zeugt das für mich von Feigheit“, beklagt Hanno Wehner. Auch Weber findet, dass es an der Zeit sei, sich Gedanken über die Klimafolgen zu machen. „Man kann nicht die Augen verschließen und es gehört dazu, sich zum Beispiel auch über den Umgang mit Regenwasser und Wasserknappheit auseinanderzusetzen“, sagt er.

Das könnte Sie auch interessieren:

Zum „Geburtstag“ der Platane kamen primär die älteren Umweltschützer Leichlingens. Doch auch die jüngere Generation sei in die Aktionen von „Future for Leichlingen“ miteingebunden. Sowohl das Leichlinger Gymnasium als auch das Kinder- und Jugendzentrum an der Balker Aue und die Paul-Klee-Schule hätten ein Interesse an einer Zusammenarbeit zugesagt, erzählt Wehner. Besonders die Umwelt-AG des Gymnasiums habe viele Ideen, wie das Gebiet rund um die Schule begrünt werden kann. „Eine Idee ist, dass jeder Schüler bei seiner Einschulung einen neuen Baum pflanzen könnte“, erläutert Ruth Wehner. Die Zusammenarbeit sei zwar noch in den ersten Phasen, nach den Ferien sei jedoch geplant die Kooperation weiter auszubauen. „Die Rolle der Älteren könnte zum Beispiel sein, die Kontakte zu Umweltverbänden zu nutzen und eine Kommunikation herzustellen“, meint Wehner.

Der Name „Future for Leichlingen“ sei eine Art Hommage an die Jüngeren, die sich mit der „Fridays for Future“-Bewegung für besseren Klimaschutz einsetzen. Demonstrationen seien ein sehr wichtiger Faktor, aber es gehe eben auch ums Eingemachte, findet Weber. „Ich glaube, dass die jüngere Generation noch weiter in die Praxis und Umsetzung des Klimaschutzes gehen und schauen muss, wie Politik und Verwaltungen bewegt werden können“, sagt er.

Auf Bundes- und Landesebene ändere sich zwar langsam das Umweltbewusstsein, aber auf der kommunalen Ebene dauere dies einfach länger, da es bei der lokalen Umsetzung auf viele Details ankomme.