Leichlinger Kunstrasen verschenktGroßes Interesse an Kunststoff für den Garten
Leichlingen – Gerade mal zwei Monate wurde auf dem 270 000 Euro teuren neuen Spezial Kunstrasen des SC Leichlingen in der Balker Aue trainiert – nur ein einziges Spiel hat darauf jemals stattgefunden. Dabei war die Freude bei der Einweihung des Platzes Ende April 2021 riesig, als die Sanierung der Schäden des extremen Sommers 2020 abgeschlossen war.
Als Bürgermeister Frank Steffes damals über den fertigen Platz von einem „Wunder“ sprach, hat wohl niemand damit gerechnet, dass er so schnell wieder der Extreme der Natur ausgesetzt werden würde. Das Hochwasser unterspülte die Schichten des neuen Rasens irreparabel. Trotzdem ist der Zustand nach Angaben der Stadtverwaltung nahezu neuwertig und für private Zwecke außerhalb geschlossener Räume gut nutzbar.
Mehr als genug Material
Also machte die Stadt Leichlingen zusammen mit dem Verein das beste aus der Situation: Bei einer großen Verschenkaktion konnten sich Leichlinger Bürgerinnen und Bürger nach einer Voranmeldung am Samstag so viel originalen Profi-Kunstrasen für das eigene Zuhause abholen, wie sie wollten. „Es ist schließlich mehr als genug davon da“, begrüßte der zweite Vorsitzende des SCL, Toni Knoll, die ersten Abholer. Das Ganze sei für ihn eine Win-Win-Situation: „Auf der Baustelle werden Transport- und Recycling-Kosten gespart und nebenbei profitieren sowohl der Verein als die Bürger von der Handhabe.“
Die maschinell abgefrästen Bahnen des Sport-Teppich wurden von der Kork-Sand-Füllung befreit und auf 1,80 Meter breite Bahnen aufgerollt. Ein Quadratmeter Kunststoff-Teppich wiegt nunmehr etwa drei bis fünf Kilogramm, es wurden insgesamt also um die 35 Tonnen Bodenbelag bewegt, wobei die Sportlerinnen und Sportler des SCL halfen. Knoll schildert, dass diese im Moment wieder ausgelagert in Witzhelden und Langenfeld trainieren müssen: „Leider brechen auch schon die Mitgliederzahlen ein.“ Schließlich zieht sich die Situation ziemlich hin und die Fahrerei laugt aus.
Viele Ehrenamtler halfen
Viele Sportler waren an diesem Samstag trotzdem ehrenamtlich dabei, um zu helfen. Sie schnitten die Bahnen auf die gewünschten Länge und verluden sie in die Autos und Anhänger, die nach und nach auf den Platz fuhren durften. Wer sich Kunstrasen mitnahm, wurde um eine Spende gebeten, dabei gab es ein Sparschwein für den Verein selbst und wie selbstverständlich daneben eins für die Ukraine. Beide wurden von den zahlreichen Abholern gut gefüttert.
„Im Baumarkt wird man für Kunstrasen ja Unsummen los“, stellte Phillip Pilgram fest, „und besseren Kunstrasen bekommt man nirgendwo.“ Er finde es super, dass es seitens der Stadt so eine bemerkenswert unkompliziert nachhaltige Lösung gebe.
Hausbesitzer, Gartenfreunde, Landwirte und Heimwerker können noch gut gebrauchen, was für andere wie ein großer Haufen teurer Plastikmüll aussieht. Ob für Terrasse, Gartenhütte, Stall, Balkon oder Keller ist dabei ganz egal. Dunja und Anatol Schulz machen im ihrem Garten gerne gemeinsam Sport – insbesondere Badminton hat es ihnen angetan. „Aber leider wird unsere schöne Wiese in der Mitte von einem 20 Meter Betonweg geteilt, da springt man dann ständig drauf“, erklärte Dunja Schulz.
Lösung für den Garten
Deshalb seien sie dankbar, mit einer langen Bahn Kunstrasen nun die perfekte Lösung gefunden zu haben. „Super geile Aktion“, fand Anatol Schulz, „auch die ganze Man- und Woman-Power von den Helfern die hier drinnen streckt.“ Die beiden telefonierten direkt noch Freunde und Bekannte ab, ob nicht noch jemand etwas Kunstrasen gebrauchen könne. „Ist ja noch viel da“, stellten sie fest – der Haufen schien nicht kleiner zu werden, obwohl kontinuierlich Abholer vorfuhren.
„Wie gerufen kam die Aktion“, freute sich Katrin Karstedt. Unter ihrer Hollywood-Schaukel faule die Wiese. Insbesondere lobe sie die tolle Organisation: „Die Abwicklung per Mail lief von der Interessensbekundung, über die Bekanntgabe vom Zeitfenster für die Abholung bis zum Erhalt der Anfahrtsbeschreibung fabelhaft.“
Paula und Emil waren bei der Abholung von gleich drei Zehn-Meter-Bahnen ganz aufgeregt, denn ihr Vater Marius Koch hat damit Großes für sie vor. „Er baut uns damit hinten im Garten einen Spielplatz. Da kommen Trampolin und Pool drauf“, grinsten die Beiden schon bei dem Gedanken an das Resultat. „Unterm Trampolin bekommt man immer kahle Flecken im Rasen und man muss es beim Mähen dann hin und her schieben“, erklärte Koch beim Beladen seines Anhängers, „Ist ja auch fast ein bisschen Heimatgeschichte, was wir hier mitnehmen dürfen.“
Obwohl die Leichlinger an diesem Samstag viele Bahnen abgeholt haben, ist noch reichlich Kunstrasen übrig geblieben – es geht eben um ein ganzes Fußballfeld. Diese Reste werden nun recycelt. Ein neuer Kunstrasenplatz soll hier nach aktueller Planung im Laufe des Juni einsatzbereit sein.