Ein Leichlinger und sein Co-Unternehmer kämpfen gegen Mikroplastik im Wasserkreislauf - und wurden nun ausgezeichnet.
Wasserfilter erobern die SportplätzeStart-Up aus Leichlingen gewinnt Innovationspreis
Innovation muss nicht immer aus Weltstädten wie New York, Paris oder London kommen – zukunftsweisende Ideen gedeihen auch im Bergischen. So wie die vom Leichlinger Oliver Spies und seinem Co-Unternehmer Alexander Nolte. Sie haben 2024 in London den „Sport Positive Award 2024“ in der Kategorie „Inspired Innovation“ verliehen bekommen – für ihren Kampf gegen Mikroplastik. Sie haben einen Filter entwickelt, mit dem sich die Mikroplastikpartikel auf Sportplätzen einfangen lassen.
Durch Regen und die Wäsche von Sportkleidung gelangt pro Sportplatz und Jahr im Durchschnitt fast 3.000 Kilogramm Plastik von Kunstrasenplätzen in die Umwelt. Der selbst entwickelte Filter der neuen Marke „Guppyfriend“ der beiden Männer wird ganz einfach in die Gullys und Rinnen am Rand eingesetzt. Als die Unternehmer mit ihrem Produkt auf den Bundesligisten VfL Wolfsburg zugingen, bekamen sie direkt große Anerkennung, denn selbst die dortigen Rasenwarte waren überrascht, wie viel Material und Kosten sich in der Zukunft einsparen lassen würden.
Weitere Vereine wollen Filter anschaffen
Dass die Idee ausgezeichnet wurde, „ist natürlich überwältigend. Mit uns waren Vertreter vom FC Arsenal oder Wembley vor Ort und niemals hätten wir gedacht, den Preis wirklich gewinnen zu können“, freute sich Alexander Nolte. Für ihn bedeutet diese Auszeichnung jedoch auch, dass die Sportbranche die Wichtigkeit des Naturschutzes immer mehr erkennt und auch bereit ist Innovationen umzusetzen. Mittlerweile sind weitere Vereine dabei, sich die Filter anzuschaffen und auch der Deutsche Fußballbund ist begeistert. Doch nicht nur die großen Vereine können sich die Filter anschaffen. Aufgrund seines niedrigen Preises hat auch jeder Dorfverein die Möglichkeit, seinen Beitrag für den Umweltschutz zu leisten.
Doch „Guppyfriend“ entstand nicht aus heiterem Himmel, sondern hat diverse Vorläufer. Oliver Spies und Alexander Nolte kennen sich bereits länger. Verschiedene Jobs und Veranstaltungen in den Jahren 2006 bis 2008 haben die Beiden zusammengebracht und seither teilen sie ihre Faszination für Innovation miteinander. Zusammen gründeten sie die Community „Langbrett“, eine große Gemeinschaft aus Surfern und Naturliebhabern, die sich für den Schutz der Natur einsetzen. Daraus entstand die Idee, selber Kleidung produzieren zu lassen. Da wurde den beiden Männern erstmalig klar, welche Rolle Mikroplastik in unserer Welt spielt und um was für ein Problem es sich eigentlich handelt. „Für uns war direkt klar, dass wir Plastik in unserer Produktion vermeiden wollen und es egal ist, ob wir mit unserer Kleidung nicht dem nächsten Trend folgen“, erklärte Nolte.
Nachhaltige Kleidung in Stores
So entstanden nach einigen Testläufen die ersten T-Shirts und Pullover, aber auch Schuhe. Die Besonderheit an den Schuhen ist, dass sie so gestaltet sind, dass sie nach ihrem Gebrauch wieder in den Ökokreislauf zurückgeführt und ihre Materialien wieder getrennt werden können. Auch wenn viele Firmen behaupteten, dass Nachhaltigkeit nicht umsetzbar sei, wissen Nolte und Spies, dass es in den meisten Fällen durchaus Alternativen gibt, die weniger schlechte Auswirkungen auf die Natur haben. Auch die Werbung vieler Produkte sei irreführend, denn auch wenn Produkte mit mikroplastikfrei ausgezeichnet sind, kann dies lediglich bedeuten, dass sie zwar kein festes Plastik, dafür jedoch flüssiges enthalten, erklären die beiden Männer. Mittlerweile werden ihre Produkte in drei eigenen Läden in Berlin, Düsseldorf und Frankfurt verkauft und sind Teil vieler weiterer Einzelhandelsgeschäfte, unter anderem auch in Köln.
Nachdem die Kleidungsproduktion angelaufen war, „haben wir gemerkt, dass wir selbst eigentlich Teil des Problems sind und nicht richtig auf den Umgang mit Mikroplastik achten“, räumt Oliver Spies ein. Es musste eine Lösung her, so entstand die Marke „Guppyfriend“. Die ersten Tests fanden mit einem Waschbeutel im Badezimmer von Spies statt. Der Beutel soll das aus der Kleidung herausgewaschene Mikroplastik auffangen: Die Männer wollen so vermeiden, dass die beim Waschen synthetischer Kleidung abgebrochenen Kunststofffasern über das Abwasser in Flüsse und Meere gelangen. Mittlerweile gibt es neben den Waschbeuteln für Zuhause und Filtern für Sportplätze auch Reinigungstücher, Straßenfilter, Wasch- und Putzmittel - alles, damit es das Mikroplastik nicht in den weiteren Kreislauf schafft. Oliver Spies testet alle Produkte in seiner Werkstatt in Leichlingen, da er dort vor fünf Jahren mit seiner Familie hingezogen ist. „Viele denken wahrscheinlich beim ersten Anblick, dass alles total unübersichtlich und ein großes Chaos ist, aber eigentlich ist das mein Testlabor“, sagte der Leichlinger stolz.