Neuorientierung im BestattungswesenFriedhöfe als Orte der Begegnung
- Die Bestattungskultur in Deutschland befindet sich in einem Umbruch.
- Der Trend zu mehr Urnenbestattungen schafft auch Raum für neue Gestaltungen.
- Bestatter, Steinmetze und Friedhofsverwalter trafen sich zu einem Ideen-Workshop.
Leichlingen – Wer sich selbst ein Denkmal bauen will, der hat bald vielleicht bessere Chancen darauf: Wie der Friedhof der Zukunft aussehen soll, stellten die Experten der Firma Weiher in dieser Woche in einem Strategie-Workshop vor. Steinmetze, Bestatter und Friedhofsverwalter konnten sich auf Einladung der Stadtverwaltung Leichlingen und gemeinsam mit Ratsvertretern in der Aula des Gymnasiums Am Hammer einbringen in den Prozess zur Überarbeitung der Leichlinger Bestattungskonzepte.
„Wir müssen den Bildhauern wieder mehr Gestaltungsmöglichkeiten geben“, findet Friedhofsexperte Stefan Lubowitzki. „Dann erzählen die Friedhöfe und Grabmäler Geschichten und man geht gerne dahin!“ Auch Infotafeln an Grabmälern berühmter Persönlichkeiten kann sich Lubowitzki vorstellen: Der Friedhof als Gedenkstätte; als kultureller und sozialer Treffpunkt.
Ein gutes Gefühl haben
In erster Linie sei es wichtig, „dass alle wieder ein gutes Gefühl beim Thema Friedhof bekommen“, stellt der 36-Jährige die Agenda des Unternehmens Weiher vor. In den letzten Jahren verlieren diese Ruhestätten ihr Monopol, Alternativen wie Bestattungswälder oder die Verstreuung der Asche werden beliebter. Der Erhalt der Friedhofe müsse langfristig gesichert werden, und das gehe nur mit gründlicher Modernisierung.
Verbesserungskonzept
Die Experten haben sich im Auftrag des städtischen Bauhofs die Friedhöfe Am Kellerhansberg und in Witzhelden genau angesehen. Ein Verbesserungskonzept sieht eine Vollendung der Pläne im Jahr 2050 vor, da die Nutzungsrechte für Gräber dreißig Jahre gelten. Jetzt könnte man bereits künftige Stellen für neue Wege, Bäume und Bänke markieren.
Dies soll mittels digitaler Grabablaufpläne gelingen, die eine aktive Belegungsstrategie erlauben. Vereinzelte Freiflächen sind derzeit ein Problem, da die traditionelle Sargbestattung immer mehr von der platzsparenden Urnenbestattung abgelöst wird. 64 Prozent der Gräber in Leichlingen beinhalten mittlerweile eine Urne, im Bundesdurchschnitt sind es sogar 74 Prozent.
Möglichst wenig Pflege
Hinzu kommt, dass sich beinahe die Hälfte der Bevölkerung nach einer Umfrage der Verbraucherinitiative „Aeternitas“ eine Form der Bestattung wünscht, die später keiner Pflege Bedarf. Ein Drittel der Menschen möchte außerhalb des Friedhofs die letzte Ruhe finden. „Wir glauben, dass der Friedhofszwang früher oder später fallen wird“, ergänzt Stefan Lubowitzki.
Grund genug, die Friedhöfe städtischen Grünflächen zu öffnen und die Gebühren herunterzusetzen. Eine Mischkalkulation, die günstigere Gebühren ermöglicht, wenn das Grab von den Hinterbliebenen selbst gepflegt wird, soll bereits bis Ende März 2021 auf den Weg gebracht werden. Auch Lesungen und Veranstaltungen auf dem Friedhof schlagen die Experten vor; das Mitbringen von Hunden solle erlaubt werden, sportliche Aktivitäten sollten auf dem Gelände möglich werden.
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Auch wenn die meisten Menschen der jüngeren Generationen sich heutzutage lieber vom Thema Friedhof distanzieren: Es ist sinnvoll, sich vor dem Ernstfall darum zu kümmern. Um Leichlingens Friedhöfe attraktiver zu gestalten und mit dem Kulturwandel zu gehen, werden hier jedenfalls schon mal alle Hebel in Bewegung gesetzt.