Pflanzkampagne in LeichlingenBaumschutz mit System und Geheimcode
Leichlingen – Selbst ist der Mann. Oliver Heidelberg, der Mitarbeiter des städtischen Bauhofs mit dem grünen Daumen, ist nicht nur Baumkontrolleur und passionierter Experte für Naturgärten und Wildwiesen. Er ist auch ein Erfinder und Tüftler. Er hat ein eigenes Zeichensystem für Baum-Markierungen ausgeheckt, über das er sich mit Kollegen verständigt. Und er hat mit dem Team des Leichlinger Bauhofs ein Pflanz- und Befestigungssystem für junge Bäume ersonnen, das sie beim Anwachsen wirkungsvoll vor Trockenheit, Sturm, Beschädigungen und aggressivem Hundepipi schützen soll.
Am Mittwochmorgen stand er gemeinsam mit Bauhof-Leiter Andreas Pöppel und Bürgermeister Frank Steffes im Schneegeriesel im eiskalten Eicherhofer Park, um seine Arbeit an den dort gerade frisch gesetzten Bäumen zu erläutern. Die neuen Stämme gehören zu dem Wald aus 152 neuen Bäumen und 30 Metern Hecken, die wie angekündigt in der Blütenstadt aufgeforstet werden. Sie sollen Fällungen vertrockneter und abgestorbener Exemplare ersetzen und das Stadtklima verbessern helfen. Dafür hatte die Verwaltung erfolgreich 170 000 Euro aus dem NRW-Programm „Grüne Infrastruktur“ beantragt.
Kaukasische Flügelnuss
Drei kaukasische Flügelnüsse und zwei Sumpfeichen sind im ältesten und wertvollsten Park Leichlingens neben den Kindergärten Am Hammer nachgepflanzt worden. Die Pterocarya fraxinifolia, die man hier ausprobiert, schwärmt Pöppel, seien geradezu Musterknaben der Klimaanpassung, denn sie vertrügen sumpfige Nässe ebenso wie Hitzeperioden.
Damit es den schon fünf Meter hohen und bereits rund 15 Jahre alten Kandidaten aus der Baumschule an ihrem neuen Standort gut geht, hat man ihnen viel Mühe, biologischen Dünger, Kokos-Vlies und Handarbeit angedeihen lassen. Ein Pfosten-Dreieck zum Anbinden des jungen Stamms ist Standard. Aber dass sie mit Kokos-Stricken in genau 1,50 Meter Höhe fachmännisch so verknotet werden, dass sie noch genug Bewegungsfreiheit haben. Dass die an drei Latten festgeschraubte Einfassung am Boden gegen Hunde-Urin und Beschädigungen durch Tritte und Karambolagen hilft. Und dass dieses Wasserreservoir besser und haltbarer ist als die andernorts oft eingesetzten teureren Bewässerungs-Säcke, davon sind Heidelberg und Pöppel überzeugt.
Leichlinger Modell
„Das ist jetzt unser System“ zeigen sie stolz auf den Gießrand, in den man aus dem Tankwagen heraus im Nu 80 Liter ablassen kann. Eine Arbeitserleichterung bei tausenden Bäumen, lobt Steffes das Engagement seiner Leute fürs Stadtgrün: „Das ist schon eine tolle Herausforderung bei einem so kleinen Bauhof“.
Derweil waren Landschaftsgärtner am Mittwoch gleichzeitig direkt nebenan, im Park des Bürgerhauses, aktiv, um im Auftrag der Stadt eine Reihe aus sechs Goldulmen und rotblättrigen Nelkenkirschen in die Erde zu bringen. Die Pflanzkampagne rollt. Rund 50 gegen den Klimawandel robuste Bäume sind bereits auf den Kommunalfriedhöfen am Kellerhansberg und Witzhelden eingepflanzt worden. Fast 100 folgen noch im gesamten Stadtgebiet.
Schwarzpappel am Wupperufer ist saniert worden
Die Leichlinger Firma Baumwerk hat die angekündigten Arbeiten zum Schutz der großen Schwarzpappel an der Wupper in den vergangenen Wochen erfolgreich erledigt. Die Sanierung ist nach Einschätzung der Fachleute geglückt, so dass der Baum durch den Abbruch des Kaufparks und den Neubau des Supermarkt-Gebäudes an der Neukirchener Straße nicht gefährdet erscheint. Wie berichtet haben die Bauherren, das Architekturbüro Pässler, Sundermann und Partner, die Schutzvorkehrungen auf ihre Kosten in Auftrag gegeben, damit der mehr als 80 Jahre alte städtische Baum erhalten bleibt und nicht geschädigt wird.
Zuerst wurde ein Graben freigelegt, um Wurzeln freizulegen und umlegen zu können, die in Richtung der Baugrube verliefen. Es wurden aber kaum größere Wurzeln gefunden, die den Ausschachtungen im Weg wären, was den Ablauf erheblich erleichterte. Betroffene Wurzeln wurden hinter einer eingebauten Schalttafel mit einem Vlies in den Graben verlegt und so aus dem Baubereich entfernt. Der Graben wurde danach mit einem speziellen Baumsubstrat aufgefüllt.
In der Krone der Pappel sind starke Äste, die in den Gefahrenbereich ragten, vorsorglich gekürzt worden. Zudem wurde Totholz aus der Krone entfernt. Drei erfahrene Baumkletterer erledigten die Arbeiten in dem 20 Meter hohen Baum. (hgb)
Auch am westlichen Wupperufer. Entlang des Weges von der Postwiese im Brückerfeld bis zum Feuerwehrspielplatz hat Heidelberg mit der Sprühdose Markierungen an rund 125 Bäumen angebracht. Sie sollen zurückgeschnitten, etwa ein Dutzend beseitigt werden.
Rote Zeichen am Uferweg
„Zweieinhalb Tage war ich dafür unterwegs“, erklärt er. Zeit, die er aber bei der Kommunikation mit den Gartenbaubetrieben und Baumpflegern, die tätig werden sollen, später wieder einspart. Denn sie kennen das Zeichensystem, das keiner einheitlichen DIN-Norm folgt, sondern das Heidelberg selbst ausgetüftelt hat.
In der Bürgerfragestunde der jüngsten Ratssitzung hatte sich auch Umweltschützer Heinz Papst schon bei der Verwaltung danach erkundigt, was die vielen verschiedenen roten Striche an den Stämmen bedeuten sollen. Etwa alle Fällungen? Vom Bürgermeister hat er dazu inzwischen eine schriftliche Antwort bekommen. In dem Brief werden die Zeichen des Heidelbergschen Codes erläutert:
■ Ein Punkt bedeutet, dass tote Äste entfernt werden sollen.
■ Ein horizontaler Strich bedeutet einen Fassadenfreischnitt.
■ Ein vertikaler Strich steht für den Freischnitt des Lichtraumprofils
■ Ein Kreuz steht für eine Fällung.
Die in Auftrag gegebenen Arbeiten sollen bis zum Beginn der Vogelbrut-Schutzzeit am 1. März erledigt werden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Stadtweit werden zurzeit Kontrollen von Gefahrenbäumen vorgenommen. Auf der anderen Wupperseite, an der Kaufpark-Baustelle, wo die große Schwarzpappel vorsorglich saniert worden ist, sind nach Auskunft der Stadtverwaltung keine umfangreichen Fällungen geplant. Lediglich eine kranke Eiche, die direkt neben der maroden Henley-Brücke steht, soll beim Abbruch und Neubau der Brücke und der Kanalisation entfernt werden.