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RievkoochestandAm Mittwoch werden 80 Liter Teig für die Blütenstadt benötigt

Lesezeit 3 Minuten

Sieglinde Töpfer mit Reibekuchen

Leichlingen – Mittwoch ist Markttag, das steht in Leichlingen fest. Doch für viele ist damit Mittwoch auch Reibekuchentag. Der kleine Reibekuchenstand im Brückerfeld lockt eine Vielzahl hungriger Kunden an. Rievkooche us Kölle steht für viele Leichlinger mittwochs auf dem Menüplan. Klaus Auweiler liefert den heiß begehrten Stoff seit 2014 in die Blütenstadt.

Arbeit mit Menschen

„Wenn wir hier weggehen, werden wir erschossen“, befürchtet der Kölner mit einem beherzten Lächeln unterm Schnurrbart. Eigentlich brachte er Photovoltaikanlagen auf Dächern an. Doch eine Krebs-Erkrankung schränkte ihn ein. Auweiler wirkt heute wie ein Mann mit viel Elan. Auch damals gab er sich nicht geschlagen, sondern sattelte um. Einen Imbiss in Langenfeld kaufte er und passte sich an das an, was sein Körper leisten konnte. Vor allem mit Menschen wollte er fortan arbeiten.

Teig steht einen Tag

Für seine Frau sei schnell klar gewesen: „Wir kommen doch aus Köln, da müssen wir Reibekuchen backen“. Ein halbes Jahr lang probierten sie alle erdenklichen Rezepte durch. Bei älteren Leuten holten sie sich die wildesten Vorschläge. 2013 hatten die Auweilers dann ihren Teig gefunden. Ein klassisches Rezept, mit vielen Zwiebeln für den Geschmack. Mit reinem, hochwertigem Rapsöl seien ihre Reibekuchen besser verdaulich.

Vor allem zur Mittagszeit reicht die Kundenschlange vor dem Reibekuchen-Wagen schon mal um den halben Markt herum.

Tatsächlich schmecken die Reibekuchen auf dem Leichlinger Markt erstaunlich luftig. Einen Geheimtipp verrät Klaus Auweiler: Der Teig muss einen Tag stehen. Nur so ziehen die Gewürze richtig durch, „wie bei einer guten Marinade beim Grillen.“ Dazu gibt es Preiselbeeren, Rübenkraut oder die klassische Variante: Apfelmus.

Drei Stück für vier Euro

Sieglinde Töpfer ist eine der Verkäuferinnen des Wagens. Um fünf steht sie auf, um jeden Mittwoch mit acht Eimern á zehn Litern Teig nach Leichlingen zu fahren. Richtig rund geht es ab zehn Uhr. Auch früher haben die Leichlinger keine Hemmungen, Reibekuchen zu futtern. Rettungssanitäter holen sich hier ihre Mittagsmahlzeit und sogar für Besuch wird eingekauft. Hermann Röckmann ging Mittwoch mit seiner Frau über den Markt und holte extra mehrere Portionen: „Sie sind nicht von den Besten zu unterscheiden.“ Drei Stück gibt es für vier Euro.

Golden und kross.

Um ein Uhr fängt Sieglinde Töpfer an zu putzen und fährt dann den Wagen zurück nach Ossendorf. Dort, im Gebäude der Organisation Sack E. V., die Beutel für Bedürftige packt, bereitet Klaus Auweiler mit seinen Mitarbeitern den Teig vor. Über die Betriebsnachbarn ist er auch dazu gekommen, im Rahmen einer Suppenküche einmal im Monat für 200 Obdachlose auf der Domplatte kostenlos Reibekuchen zu backen. Wegen problematischer Umsetzung der Corona-Hygienemaßnahmen unter der Kundschaft dort, stoppte das Ordnungsamt vorübergehend.

Verzehr nicht direkt am Wagen

Aber Klaus Auweiler warte darauf, im Herbst wieder etwas zurückgeben zu können. „Wir haben großes Glück gehabt“, sagt er hinsichtlich der Pandemie und ihrer Auswirkung auf viele Betriebe. Zwar können die Leichlinger ihre Reibkuchen zurzeit nicht direkt am Stand verzehren, aber der Verkauf funktioniert weiterhin.