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Schwertransport in LeichlingenXXL-Tank für den Stadtpark steckte im Kreisverkehr fest

Lesezeit 4 Minuten
Der 30 Meter lange Regenwassertank wird am Haken eines Autokrans vom Lkw an der Neukirchener Straße in die Baugrube im Leichlinger Stadtpark gehoben.

Der 30 Meter lange Regenwassertank wurde vom Autokran in die Baugrube im Leichlinger Stadtpark gehoben.

Kurz vor dem Ziel blieb der Schwertransport mit der Zisterne im Kreisverkehr stecken. Aber dann konnte der 30 Meter lange Regenwassertank von einem Autokran im Stadtpark versenkt werden.

440 Kilometer war der Riesentank auf der Autobahn unfallfrei durch die Nacht unterwegs. Um 23 Uhr war die Mega-Fuhre am Dienstagabend in Teningen in Baden-Württemberg, dem Firmensitz des Herstellers Graf, gestartet. Doch dann wäre die lange Reise wenige Meter vor dem Ziel beinahe noch gescheitert. Der überlange Schwertransport, mit dem am Mittwochmorgen die lange erwartete Regenwasser-Zisterne für den Stadtpark angeliefert wurde, passte nicht durch den engen Brunnen-Kreisel in Leichlingen. In der allerletzten Kurve der Strecke blieb der Lkw der auf solche Mega-Ladungen spezialisierten Spedition Knöbel aus Umkirch bei Freiburg kurz nach 9 Uhr zunächst stecken.

Der überlange Schwertransport schrammt am Brunnen-Kreisverkehr an der Mauer entlang und steckt fest.

Am Brunnen-Kreisverkehr blieb der überlange Schwertransport eine Weile stecken.

Bangen Blickes verfolgten Bürgermeister Frank Steffes, die Begleitmannschaft und die anderen Augenzeugen die verzweifelten Rangiermanöver des Mega-Lasters, sahen die Mäuerchen des Rondells bereits einstürzen und den leicht verwundbaren Kunststoff-Tank aufgeschlitzt. Fachbereichsleiter Tycho Kopperschmidt persönlich regelte in Abwesenheit der Polizei den vorübergehend lahmgelegten und hupenden Verkehr. Aber Jan Garwecki, der Fahrer des Ungetüms, behielt die Nerven. Er steuerte zentimeterweise vor und zurück durch das engste Nadelöhr der ganzen Tour und landete sicher in der für ihn vorgesehenen Parkposition gegenüber der Sparkasse.

Luftaufnahme des Schwertransports, der im Kreisel Montanusstraße fest steckt.

Steckengeblieben: Am Kreisverkehr vor dem Stadtpark wurde es für den Schwertransport sehr eng.

Applaus brach an der Neukirchener Straße nicht aus, wo sich immer mehr Schaulustige versammelten, um das Spektakel zu verfolgen. Aber die Erleichterung war allen Beteiligten anzusehen, als sich der Lkw ohne Dellen an Fahrzeug oder Fracht aus der Klemme befreit hatte. Nur ein paar zerrupfte Gebüsche mussten im Blumenbeet dran glauben. Hauptsache: Der Tank war heil geblieben. 50 Minuten später hing er am Haken eines schon am frühen Morgen auf der Baustelle postierten Autokrans und wurde in das für ihn geschaufelte Loch im Boden des alten Stadtparks gehievt.

Leichlinger Zisterne fasst 65.000 Liter Regenwasser

„Platin XXL“ heißt das knapp 30 Meter lange und 2,25 Meter breite schwarze Ungetüm. Ein erster Transportversuch musste vor einer Woche kurzfristig abgesagt werden, weil noch nicht alle Sondergenehmigungen vorlagen. Jetzt gelang die Überführung. Am Zielort wurde allerdings noch eine unfreiwillige Ehrenrunde über Bremersheide und Bergisch Neukirchen gedreht, weil man auf der L294 falsch abgebogen war und nicht wenden konnte.

Lkw-Fahrer Jan Garwecki steht vor der geöffneten Fahrertüre des Lastzuges, der im Kreisel feststeckt.

Lkw-Fahrer Jan Garwecki behielt die Nerven und manövrierte die lange Fuhre vorsichtig aus der Klemme.

Die Mega-Regentonne fasst 65.000 Liter und wiegt 2825 Kilo. Anschaffung und Einbau der Zisterne haben rund 100.000 Euro gekostet. Sie ist der Einstieg in das Projekt der „Blau-grünen Klimaachse“ in der Innenstadt, die weitere, aber kleinere unterirdische Tanks, offene Rinnen, Mulden und Versickerungsanlagen vorsieht, um Starkregen abzufedern, Kanäle zu entlasten und Überflutungen zu vermeiden. Mit ihrem Schritt hin zur „Schwammstadt“, die Wassermassen quasi aufsaugen kann, ist die Blütenstadt ein Vorreiter und wird deshalb von der Bundesregierung gefördert.

Bürgermeister Frank Steffes steht auf der Baustelle und macht mit seinem Handy ein Selfie-Foto, als der Tank direkt neben ihm in die Baugrube einschwebt.

Bürgermeister Frank Steffes machte ein Selfie, als der Tank direkt neben ihm einschwebte.

In den jetzt angelieferten Regenwassertank werden künftig saubere Niederschläge aus der 3000 Quadratmeter großen Umgebung, vom Dach des alten Rathauses bis zum Busbahnhof, eingeleitet, die sonst weiterhin durchs Kanalsystem zur Kläranlage in Leverkusen fließen würden. Dieses Wasserreservoir können die Stadtgärtner demnächst zum Gießen von Beeten und Bäumen und zur Bewässerung des Parks in heißen Sommern nutzen.

Fachbereichsleiter Tycho Kopperschmidt regelt in gelber Warn-Jacke den Verkehr, als der Kreisel blockiert war. Die Polizei ist nicht zu sehen.

Fachbereichsleiter Tycho Kopperschmidt regelte selbst den Verkehr, als der Kreisel blockiert war. Die Polizei war nicht zu sehen.

„Ist die Zisterne voll, wird das überschüssige Niederschlagswasser weitergeleitet in eine unterirdische Versickerungsanlage, von der es nach und nach zurück in die Erde sickert“, erläutert Tycho Kopperschmidt. Die für die Verrieselung vorgesehenen Schächte lagern bereits einbaufertig am Rand der Baugrube. „Erst wenn auch dieser Speicher voll ist, wird weiteres Wasser durch den Mischwasserkanal aus der Stadt transportiert“, so der Leiter der Technischen Betriebe.

Werbung für den nachhaltigen und klimagerechten Umbau der Infrastruktur hatte der Spezialtransport auch unterwegs gemacht. „Ich bin ein Regenwassertank“ stand mittschiffs auf einer knallroten Plane, die an „Platin XXL“ befestigt war. Ein bisschen stolz auf das Projekt war auch Bürgermeister Steffes, der den Moment, als der U-Boot-große Tank dicht hinter ihm über dem Boden schwebte, mit seinem Handy auf einem Selfie festhielt. „Ich komme mir vor wie in dem Film von Stanley Kubrick, in dem einer auf der Bombe reitet“, spielte er auf die Kriegssatire „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ an.