Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Besuch auf dem Sieferhof WitzheldenEin Pensionsstall ist mehr als ein Ponyhof

Lesezeit 3 Minuten
Hermann-Josef Tebroke mit Dörthe Völker (blond) und Sigrid Völker im Pferdestall vor einer Box mit einem weißen Pferd.

Der Bundestagsabgeordnete Hermann-Josef Tebroke besucht den Hof der Familie Völker in Leichlingen-Witzhelden. Dörthe Völker (rechts) hat den Hof 2021 von ihren Eltern übernommen. Nach Mutter Sigrid Völker führt sie ihn in der dritten Generation weiter.

Dass das Leben auf einem Ponyhof zuallererst eine arbeitsreiche Aufgabe ist und weniger ein reines Wunschkonzert, davon konnte sich der Bundestagsabgeordnete Hermann-Josef Tebroke (CDU) aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis überzeugen. Auf Einladung besichtigte er den Sieferhof in Witzhelden.

Pensionsstall ist das passendere Wort für die Art des Betriebs, den hauptsächlich zwei Frauen aus der Familie Völker führen. Mutter Sigrid Völker hat die Leitung 2021 an die Tochter Dörthe übergeben. Sie wirft sich jetzt mit aller Kraft in die Arbeit.

75 Pferde, davon 15 eigene

30 Hektar Land sind zu bewirtschaften. 75 Pferde, 15 davon gehören den Völkers, wollen jeden Tag gefüttert werden. Sie müssen sich bewegen, brauchen Wasser, Futter und hinterlassen Mist. Heu muss gemacht werden, Stroh bestellt werden, Reparaturen gemacht, Genehmigungen eingeholt, der Papierkram erledigt werden. Dafür arbeiten neben den beiden Frauen noch fünf Kräfte auf dem Hof.

Zusätzlich wollen die Pferdebesitzerinnen – meist sind es Frauen – beraten und betreut werden. Das sei nicht immer leicht, gibt Mutter Sigrid zu. Sie wirkt zwar, als könne sie wenig aus der Ruhe bringen, sie selbst sagt aber, sie habe nicht immer so gute Nerven wie ihre Tochter. Sie sei froh ein paar Geschäftsfelder an die junge Dörthe abgegeben zu haben.

Auch Politiker Tebroke wirft ein, er habe gehört, dass Pferdebesitzerinnen mitunter schwierige Kundinnen sein können.

Ein Pferd grast und ein Schwarm Stare fliegen über der Wiese, auf der Blätter liegen.

Zurzeit sammeln sich die Stare auf den Bäumen und Wiesen auf dem Sieferhof.

Soziale Aufgaben, wie sie die Inhaber von Reitställen leisten, gehörten nicht von Anfang an zum Berufsbild auf dem Sieferhof. „Mein Opa hat noch mit Obst gehandelt“, erklärt Mutter Sigrid. Mit den Jahren verblassen die Erzählungen etwas, aber sie weiß: Die Bauern seien damals zum Arbeiten noch zusätzlich in einen Steinbruch gegangen.

Ein Pferd für den Eigenbedarf gab es immer schon. Aber bis etwa 1977 lebten dort noch Kühe, der Sieferhof war damals ein Milchbetrieb. Aber vergleichsweise früh hat man sich oben in Witzhelden neben dem Windrad und dem rot-weißen Antennenmast auf Freizeitreiterinnen spezialisiert.

Mehr als 500 Euro pro Monat und Pferd

Die geringelte Fernseh-Antenne ist heute weg, auf dem Hof gibt es mittlerweile unter freiem Himmel einen Reit- und Springplatz, zusätzlich eine große und eine kleine Reithalle. Eine Maschine leitet Pferde an, alleine im Kreis zu gehen und ein Pferdesolarium hilft beim Trocknen und bei Pferde-Rückenproblemen. Für Kinder veranstaltet man Turniere, es gibt Reitunterricht, Ferienprogramme und Lehrgänge.

Der Hof versorgt sich selbst mit Wasser. Eine Solaranlage ist zwar bestellt, aber noch nicht lieferbar, erfährt der Bundestagsabgeordnete. Man muss sich das Hobby leisten wollen: Über 500 Euro werden berechnet – pro Monat und Pferd.

Wir sind ausgebucht, haben eine Warteliste
Dörthe Völker, Hofbetreiberin

Dennoch können die Frauen vom Sieferhof nicht über fehlende Nachfrage klagen. „Wir sind ausgebucht, haben eine Warteliste“, sagt Dörthe Völker. Es läuft also, bei Corona habe es noch einmal einen Schub nach vorne gegeben. Mutter Sigrid ist aus Lebenserfahrung skeptischer: „Das kann sich schnell ändern“, sagt sie beim Gespräch am Tisch in der gut geheizten Reiterstube bei einem Stück Apfelkuchen.

Aber ein Bundestagsabgeordneter muss sich auch Probleme anhören. Zum Beispiel vom ganz allgemein um sich greifenden „Landgrabbing“, englisch etwa: Land grapschen. Nicht nur im Ausland gibt es das, auch im Bergischen. Leute mit Geld kaufen sich einfach Land, zu Preisen, bei denen kein Landwirt mehr mithalten kann. Spätestens bei diesem Problem wird das Leben auf dem Ponyhof ernst.