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Explosion im alten Steinbruch in LeichlingenFelsen aus 25 Meter hoher Wand gesprengt

Lesezeit 4 Minuten

Bei der Sprengung im Steinbruch hatten sich die Beteiligten leuchtend gelbe Warnwesten übergezogen.

Leichlingen – „Absperrposten 4, Frau Braun: alles frei?“ Routiniert drang die Abfrage von Sprengmeister André Schewcow durchs Funkgerät. „Posten 5, Herr Brudes, sind Sie auf Position? Alles frei?“ Ja, auch Posten 5 meldete Feuer frei für den großen Knall. Es waren keine Spaziergänger, Anwohner, Radfahrer oder Autos mehr im Sperrgebiet, das am Mittwochmittag in einem Radius von 200 Metern um die Sprengung in der Ortschaft Wietsche abgesichert wurde.

Im alten Steinbruch in Höhe des Skulpturenparks Sinneswald wurde loses Felsgestein aus der 25 Meter hohen Wand gesprengt. Und dafür waren ringsum 14 Absperrposten im Einsatz. Auch Wicze Braun und Wolfgang Brudes, die Betreiber des Freilichtmuseums und Besitzer des Steinbruchs, hatten sich leuchtend gelbe Warnwesten übergezogen, und als Auftraggeber zwölf weitere Helfer aus ihrem Freundes- und Künstlerkreis für den Einsatz organisiert.

Risse entdeckt

Kletterer, die in der Wand trainieren, hatten im oberen Bereich der Wand Risse und Frostaufbrüche entdeckt. Gelegentlich waren auch schon Steine abgebrochen und mussten nicht mehr standsichere Bäume an der Abbruchkante entfernt werden. Die Gefahr, dass jemandem in der für Kunstaktionen, Kletterkurse, Open-Air-Kino und Konzerte genutzten Naturarena einmal ein Stein auf den Kopf fallen könnte, war so groß geworden, dass nach einer ähnlichen Sprengung im Jahre 2017 nun erneut die Sprengunion GmbH anrückte. Mit Unterstützung von Industriekletterern, die an Seilen in der Steilwand hingen, sind in den vergangenen Tagen 15 Bohrlöcher zwei Meter tief ins Gestein getrieben und mit 7,5 Kilogramm gelatinösem Sprengstoff, explosivem Ammonsalpeter, gefüllt worden.

Kletterer stiegen in die Wand und brachen Steine von Hand ab.

Um 12.28 Uhr wurde die Ladung gezündet. Nach einem dumpfen Knall hallte das Geräusch eines Geröllsturzes durchs Murbachtal. Gesehen hat das, weil sich vorher alle Beteiligten weit genug in Sicherheit gebracht hatten, nur die Kameradrohne von André Schewcow, die der Geschäftsführer der Sprengunion aufstiegen ließ. „Die Drohne ist nur zur Beobachtung“, erläuterte er, „die Zündung erfolgt ganz konventionell über Kabel.“

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Und die Warnsignale schallten sogar ganz altmodisch mit Pustekraft durchs Tal: Erst einmal, dann doppelt blies Schewcow ins Signalhorn, danach zählte er über Funk den Countdown „3-2-1“ herunter und gab seinem Kollegen am Drücker den Befehl „Zündung!“.

Felsen rutschten Hang hinab

Gespannt lauschten alle 14 Funkposten dem Grollen der Felsbrocken, die nicht durch die Gegend flogen, sondern wie geplant den steilen Hang mehr hinab kollerten und rutschten. Anders als im Dezember 2017, als schützende Vlies-Matten vor die gesprengte Wand gehängt worden waren, hatte man diesmal auf diesen großen Aufwand verzichtet, stattdessen in Absprache mit der beteiligten Bezirksregierung den Sperrbezirk auf den doppelten Radius vergrößert und mehr Helfer organisiert, um Straße und Wege zwischen Balken und der Wietscher Mühle für die kritischen Minuten zu sperren.

André Schewcow

Mit dem Ergebnis waren die Profis bei der Erstbesichtigung des angerichteten Schuttberges zufrieden. Kletterer stiegen aber sofort wieder in die Wand hoch und brachen mit Brechstangen noch viele gelockerte Steine von Hand ab.

Der in den 50er-Jahren stillgelegte Steinbruch geht bis aufs 14. Jahrhundert zurück. Die Ausbeute wurde für Burganlagen, auch für Haus Vorst, Mühlenbauten und später auch für den Straßenbau verwendet. Die mit Schienen verbundene alte Laderampe ist bis heute zu erkennen. Die jetzt abgesprengten Steine können Braun und Brudes ebenfalls gut als Baumaterial verwenden. Denn nach der Hochwasser-Flut müssen etliche Böschungen und Bachufer im Sinneswald wieder befestigt werden.

Drohne stürzt ab

Mit einem ungeplanten Absturz endete der Einsatz für Sprengmeister Schewcow: Als er die Abbruchstelle noch einmal aus der Luft inspizierte, stürzte seine Drohne ab und zerschellte auf dem Steinschutt. Mit abgebrochenen Flügeln sendete die Kamera freilich noch weiter treu Bilder zur Funkstation. Wenn der Film von der Sprengung heil geblieben ist, wollen die Betreiber des Sinneswaldes ihn auf ihrer Homepage zeigen.

Die laufende Ausstellung 2021 zum Thema „Würde“ ist noch geöffnet. Am 8. Mai nächsten Jahres wird die neue Skulpturenschau eröffnet, die der „Freude“ gilt.