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Förster auf Waldspaziergang in LeichlingenJetzt muss man Angst um die Buchen haben

Lesezeit 3 Minuten
Leichlingen Waldspaziergang4Indisches Springkraut

Förster Karl Zimmermann zeigt den Interessierten das „Indische Springkraut“. Die Pflanze ist nicht unumstritten, da sie sich sehr stark ausbreitet, ist aber zumindest bei Imkern beliebt, da sie auch spät im Jahr noch blüht.

Leichlingen – Andauernde Dürre und immer öfter Temperaturen von weit über 30 Grad – die aktuelle Wetterentwicklung macht dem Wald zu schaffen. Aus diesem Anlass hatte der Kreisverband Rhein-Berg/Leverkusen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zusammen mit Förster Karl Zimmermann zu einem geführten Waldspaziergang geladen. Ziel war es, über Schäden und Aufforstungen aufzuklären. Ein weiteres großes Thema waren Möglichkeiten, den Wald beim Klimawandel zu unterstützen. Bei hochsommerlichen Temperaturen führte der Weg durch das Waldstück am Wanderparkplatz zwischen St. Heribert und Bremersheide.

„Die letzten Jahre waren eine große Herausforderung für den Wald“, erklärte Förster Karl Zimmermann, der in seinen 35 Jahren, in denen er hier Förster ist, schon vieles miterlebt hat.

Leichlingen Waldspaziergang3 Forstbetriebskarte

Förster Karl Zimmermann (M.) zeigt anhand einer Forstbetriebskarte, wo die Fichtenbestände verschwunden sind.

Angefangen hätten die Probleme der Trockenschäden im Jahr 2018. Aufgrund der Dürre seien die Bäume angeschlagen gewesen, womit sie ein leichtes Ziel für den Borkenkäfer wurden. Denn ein gesunder Baum schließe die Käfer in Harz ein. „2019 war dann unser trockenster Sommer. Das Borkenkäferproblem hat sich weiterentwickelt und 2020 haben wir die letzten Fichten verloren“, bedauert Zimmermann. Der Regen im Jahr 2021 habe dem Wald sehr gutgetan, das diesjährige Trockenjahr wiederum nicht.

Buchen werden anfällig

Mittlerweile kämpfe Zimmermann um seinen Bestand an Laubbäumen, vor allem Buchen. „Meine Hoffnung liegt auf der nächsten Generation. Hoffentlich kommt die besser mit dem Wetter klar“, so Zimmermann. Jedoch befürchte er, dass nicht alle Bäume genug Reststoffe einlagern konnten und so im Frühling nicht mehr austreiben werden. „Ich gehe davon aus, nächstes Jahr noch den einen oder anderen toten Baum zu finden, selbst wenn es ab jetzt regnen sollte“, sagt Zimmermann.

Leichlingen Waldspaziergang2 Schulwald

Bereits vor 60 Jahren habe Karls Zimmermanns Vorgänger einen „Schulwald“ angelegt, in dem er verschiedene Bäume gepflanzt hat, um zu schauen, wie sie sich entwickeln. Mit dabei: Mammut- und Lebensbäume.

Einige Baumarten, unter anderem die Eiche und Vogelkirsche, scheinen die Dürre besser zu überstehen. Darüber hinaus werden seit einiger Zeit ausländische Arten wie die Esskastanie, die amerikanische Küstentanne oder die amerikanische Roteiche gepflanzt, um zu schauen, ob die Bäume besser mit dem Wetter klarkommen. „Allerdings nicht zu viele, denn es soll ja immer noch ein deutscher Wald bleiben“, so Zimmermann. Damit nicht alle Bäume eingehen, fordere der Staat bei Aufforstungen mindestens vier Baumsorten. Denn ein vielfältiger Wald sei weniger anfällig für Schäden. Außerdem bedeuten mehr Baumarten auch mehr Insektenarten und damit auch mehr Vögel.

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Ein großes Projekt sei auch die Nutzung und Verjüngung des Waldes. Förster Zimmermann hoffe hier, dass die in Zukunft gefällten Bäume eine bessere Verwertung finden als Brennholz. So könne er sich die Nutzung als Bau- oder Möbelholz vorstellen. „Und was ist mit der Verdichtung des Bodens bei Fällarbeiten?“, kam hier direkt die Nachfrage aus dem Publikum. Zimmermann räumt ein, dass die Nutzung von schweren Maschinen ein Problem für den Boden darstellt.

Ausgewiesene Pfade

„Deswegen haben wir hier ausgeschriebene Pfade, auf denen die Fahrzeuge sich bewegen“, erklärt er. So können die Schäden minimiert werden. Zusätzlich werden gelegentlich Rückepferde eingesetzt. Die anschließende Aufforstung geschehe entweder mit der Pflanzung von neuen Bäumen oder über die selbstständige Verjüngung des Waldes. „Ich freue mich immer, wenn Bäume von sich aus Jungpflanzen bilden. Das bedeutet, dass er sich an der Stelle wohlfühlt, was ein sehr gutes Zeichen ist“, erklärt Zimmermann.

Leichlingen Waldspaziergang1

Es ging am Sonntag durch Leichlingen.

Die verheerende Flut im vergangenen Jahr hat auch das Thema Hochwasserschutz in den Fokus gerückt: Hier spielt der Wald eine große Rolle, da der Boden viel Feuchtigkeit aufnehmen kann. Um das auch in Zukunft gewährleisten zu können, müssten die Förster aber immer noch ausprobieren, welche Anpflanzungen sich in 30 bis 40 Jahren als die richtigen herausstellen. Denn ein Wald benötige viel Zeit zu wachsen. Somit werde auf Förster und Waldbesitzer noch viel Arbeit zukommen, um den Wald gesund zu halten.