Drei Wochen ist es her, dass die Schuldsprüche gegen Mitglieder der Leverkusener Al Zein Familie verhängt wurden. Nun wurde dem Kölner Stadt-Anzeiger bekannt: Es laufen weitere Ermittlungen.
Weitere Ermittlungen gegen die Al ZeinsWoher kam das Geld für das Mercedes-Cabrio?
Drei Wochen nach den Schuldsprüchen gegen die Köpfe der Leverkusener Al Zein-Großfamilie mit mehrjährigen Haftstrafen bestätigte die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft weitere Strafverfahren. Der Sprecher der zentralen Ansprechstelle für die Verfolgung organisierter Straftaten, Julius Sterzel, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage, dass „in dem Gesamtkomplex die Ermittlungen wegen Geldwäsche weiter andauern“. Nähere Angaben wollte der Staatsanwalt nicht machen.
Nach Recherchen dieser Zeitung steht der Leverkusener Chef des kurdisch-libanesischen Clans, Badia Al Zein, mit einigen seiner Söhne erneut im Mittelpunkt der Nachforschungen. Offiziell von Hartz-IV-Bezügen abhängig, lebte die Nummer Zwei des bundesweit auf 3000 Mitglieder geschätzten Familiensyndikats auf großem Fuß in einer Villa in Leverkusen-Rheindorf. Das Eigenkapital für den Kauf des Hauses stammte aus 15 Überweisungen an seinen drittältesten Sohn – und mutmaßlich aus schwarzen Quellen. Mit diesem sechsstelligen Betrag als Referenz und einer Scheinanstellung als Gebäudereiniger zog sich der Sohn einen Bank-Kredit von einer halben Million für den Häuserkauf in Leverkusen an Land.
Clanprozess in Leverkusen: Geld über Strohleute gewaschen
Die Ermittler versuchen immer noch nachzuweisen, dass der Eigenanteil in sechsstelliger Höhe aus kriminellen Geschäften der Großfamilie stammte.
Seit Jahren soll der Leverkusener Al Zein-Ableger das große finanzielle Rad gedreht haben. Über Strohleute versuchte der Clan den Strafverfolgern zufolge kriminelle Gewinne zu waschen. So soll der älteste Sohn im Auftrag seines Vaters über einen deutschen Geschäftsmann Geld zu Wucherzinsen verliehen haben. In abgehörten Telefonaten ist von zehn bis 15 Prozent pro Monat die Rede. Wenn der Schuldner nicht pünktlich zahlte, drohte man mit Prügel. Der Al-Zein-Sohn soll einen Gewinnanteil an dem illegalen Kreditgeschäft von bis zu 40 Prozent verlangt haben.
Die Nachforschungen in dem Komplex legen nahe, dass die Al Zeins auf zahlreiche Mittelsmänner zurückgreifen konnten, um ihre dubiosen Deals durchzuziehen. Als Badia Al Zein sich für einen Range Rover zum Preis von 146.000 Euro interessierte, kam ein türkischer Geschäftspartner ins Spiel. Über ihn soll die Familie eine halbe Million Euro in die Immobilienfirma Pro Bau GmbH in Solingen gesteckt haben. Aus anderen ominösen Quellen flossen weitere Einlagen in sechsstelliger Höhe. Die Staatsanwaltschaft versucht nun herauszufinden, woher die hohen Investitionen stammen.
Al Zein-Clan aus Leverkusen: Ratenzahlung für einen Range Rover vom Bau-Unternehmer
Das Bau-Unternehmen wiederum soll unter anderem die monatliche Ratenzahlung für einen Range Rover in Höhe von 1400 Euro übernommen haben. Die Firma bildete offenbar eine legale Fassade, um Schwarzgeld durchzuschleusen, so steht es in Vermerken. Im Gegenzug für das Investment sollen pro Monat bis zu 10.000 Euro an die Leverkusener Al Zeins zurückgeflossen sein. Zudem übernahm die Pro Bau auch Reparaturen an der Rheindorfer Familien-Villa.
Gefüttert durch das Clan-Kapital stieg der mitbeschuldigte türkische Pro-Bau-Geschäftsführer in das Immobiliengeschäft ein. So warb die Firma mit dem Verkauf von 21 Wohnungen auf dem Gelände des Badhauses Ohligs. Auf dem ehemaligen Schwimmbadgelände sollten von September 2020 an Eigentumsquartiere im Wert von mehr als einer halben Million Euro entstehen. Überdies wollte man an der Landwehrstraße acht Häuser errichten und ertragreich veräußern. Der Pro-Bau-Chef bat die Clanspitze das Areal vorher zu besichtigen. Vermutlich in der Absicht, grünes Licht zu erhalten. Zugleich soll das Bau-Unternehmen per Briefgrundschuld zwei Grundstücke an den Clan abgetreten haben.
Die Geschäfte florierten offenbar so sehr, dass Badia Al Zein laut Staatsanwaltschaft zeitweilig ein Mercedes-Cabrio für 105.000 Euro erworben haben soll. Das Auto lief zum Schein über eine Leasingfirma. Zudem stiegen die Al Zeins ins Autovermietungsgeschäft ein. Sohn Hammoude sagte bei der Gründung einer Autofirma: Man habe 25.000 Euro eingezahlt. Für 150.000 Euro werde man Autos erwerben, und nach anderthalb Jahren seien die Fahrzeuge abbezahlt. „Das ist dann der Gewinn.“
Sein Vater plauderte bei belauschten Telefonaten im Juni 2020 offen über Einnahmen aus einem Wettbüro in Höhe von 300.000 oder 400.000 Euro.
Zudem soll der Hartz-IV-Empfänger Badia Al Zein im Mai 2021 mit einem Partner zusammen ein Grundstück für den Bau eines Hotels im türkischen Badeort Izmir erworben haben. Kostenpunkt: 3,5 Millionen Euro. Woher das Geld stammt, ist Gegenstand der Ermittlungen.