50 Jahre bei der AwoRuth Joswig hat ihren Traumberuf schon früh gefunden

Alfred Scherer, Manfred Hans und Heinz Schimetschke (von links) waren nicht die einzigen, die der Jubilarin Ruth Joswig in Rheindorf gratulierten.
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- Ruth Joswig begann vor 50 Jahren ihre Ausbildung bei der Arbeiterwohlfahrt
Leverkusen – An der großen Glaspforte des Awo-Seniorenwohnstifts am Königsberger Platz in Rheindorf hängt ein Schild mit der Bitte, den Nebeneingang zu nutzen. Dahinter festlich gedeckte Stehtische und große Luftballons, die eine 50 zeigen. Im klimatisierten Büro am Ende des Gangs im Erdgeschoss hinter ihrem Schreibtisch: Ruth Joswig. Auf den Tag vor 50 Jahren hat sie ihre Ausbildung als kaufmännische Angestellte bei der Awo begonnen. Damals, noch in der Tannenbergstraße in der Küppersteger Neuenhofsiedlung, war die 15-jährige Ruth mindestens genau so aufgeregt auf das, was sie erwartet, wie ein halbes Jahrhundert später, erzählt die Jubilarin.
„Eigentlich wollte ich nur ein Glas Sekt mit meinen Kollegen trinken“, lacht sie angesichts des Aufwands, der nun betrieben wird. Immerhin ist das Foyer eigens für sie reserviert worden und die Presse wurde informiert. Kein Wunder, sind 50 Berufsjahre bei der Arbeiterwohlfahrt Leverkusen auch ein Gang durch die Geschichte des Wohlfahrtsverbands, der in Leverkusen mit sechs Personen startete und heute zu einem 600 Mitarbeitern umfassenden Betrieb angewachsen ist.
Start in familiärer Umgebung
„Klar, ich habe damals in einer familiären Umgebung begonnen“, erinnert sich Ruth Joswig an den 1. August 1968. „Das hat mir den Einstieg leicht gemacht und zugleich viele Möglichkeiten eröffnet.“ Dass sie mit einem Dienstjubiläum von 50 Jahren heute fast ein Unikum ist, weiß Ruth Joswig. „Alleine so viele Berufsjahre zusammen zu bekommen ist, ungewöhnlich und das noch bei ein und dem selben Arbeitgeber!“
Die Begeisterung, mit der sie aus ihrem Berufsleben erzählt, macht es leicht, sich vorzustellen, dass sie gleich nach dem Festakt am liebsten wieder zur Tat schreiten würde. „Ich arbeite einfach gerne“, erklärt Ruth Joswig ihr Erfolgsrezept. Auf die Frage, ob sie sich im Laufe ihres langen Berufslebens schon einmal eine andere Tätigkeit gewünscht habe, kommt wie aus der Pistole geschossen: „Nein, nie!“ Wieso auch?
Seit 1994 ist sie nun in der Heimaufnahme des Rheindorfer Seniorenzentrums tätig. Zuvor hat sie gleich nach ihrer Ausbildung rund zwölf Jahre als Sekretärin gearbeitet. Danach für zirka zehn Jahre die Seniorenerholung von einer Kollegin übernommen. „Langweilig ist es mir nie geworden. Die wechselnden Aufgabenbereiche und der ständige Kontakt zu den Menschen machen bis heute meine Arbeit aus“, erklärt Ruth Joswig.
Als seien es die Beweise ihrer erfrischenden Begeisterung, klopft es immer wieder an der Tür und Kollegen stecken ihre Köpfe aufgeregt herein. Sie alle scheinen gespannter zu sein als Joswig selbst. Beherzt ins Büro kommt Heinz Schimetschke, ehemaliger Geschäftsführer der Einrichtung, damit er die Jubilarin herzlich drücken kann: „Für dich habe ich mir sogar die Krawatte umgebunden.“ Mit dem Taxi sei er gekommen, das Auto habe schlapp gemacht, aber für seine ehemalige Mitarbeiterin nimmt er das gerne auf sich, lacht er verschmitzt und zieht die Türe wieder hinter sich zu.
Schnell noch eine letzte Frage, bevor sie zu den wartenden Gratulanten geht: „Was würden Sie Berufseinsteigern mitgeben?“ – „Freundlichkeit und Herzlichkeit den Menschen gegenüber, mit denen sie im Berufsalltag zu tun haben. Außerdem ist Spaß an der Arbeit wichtig“, so die Jubilarin, die ihren Traumberuf vor 50 Jahren gefunden hat. Noch einmal tief durchgeatmet, dann steht Ruth Joswig strahlend in der großen Zwischentür zum Foyer und wird freudig klatschend von den wartenden Gästen empfangen.
Bis Mai 2019 wird sie ihnen allen noch als Kollegin in der Heimaufnahme erhalten bleiben. Dann muss auch sie in Rente gehen, mit 65 Jahre plus sieben Monate, dem Maximum zum Eintritt ins Rentenalter. Aktiv möchte Ruth Joswig auch dann bleiben. Ob ehrenamtlich für die Awo oder vielleicht doch für den Tierschutz, das kann die leidenschaftliche Tierschützerin heute noch nicht sagen.