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A-cappella-GesangBasta lästern ohne Hemmungen

Lesezeit 3 Minuten

Sehen brav aus, können aber auch böse: Die A-cappella-Truppe Basta im Opladener Scala.

Opladen – Mit Basta und den Wise Guys gibt es ja gleich zwei Bands, die hierzulande dem A-cappella-Gesang frönen – was durchaus kurios ist, denn: Beide kommen aus Köln. Beide stehen ansonsten konkurrenzlos da im Lande. Und beide schaffen es, das Genre mit bundesweitem Erfolg gerecht unter sich aufzuteilen. Der Grund dafür ist allerdings simpel: Die Wise Guys haben den Bonus des „Wir waren zuerst da“ auf ihrer Seite. Und Basta sind mittlerweile die bessere von zwei sehr guten Band. Das zeigten sie auch bei ihrem Konzert im fast ausverkauften „Scala“.

Dass die Musiker beider Bands allesamt famose Stimmakrobaten und beneidenswert gute Songschreiber sind, steht außer Frage. Was die knappe sechs Jahre später (2000) gegründeten A-cappella-Nachzügler von Basta indes auszeichnet, ist diese kleine, höchst wirkungsvolle Prise schwarzen Humors. Wise-Guys-Konzerte sind tolle Konzerte. Basta-Konzerte sind darüber hinaus immer auch tolles Kabarett: Der Witz ist böser, gemeiner, ätzender. Und das Publikum lacht dankbar mit – weil endlich mal die Schwächen der anderen nach Herzenslust zerpflückt werden und man selbst für 120 Minuten raus ist aus dem Schneider der Fehlbarkeit. Da regt sich das Quintett beispielsweise über denjenigen auf, der sich pausenlos Apps – also Programme aus dem Internet – auf sein Mobiltelefon lädt: So einer ist der „App-Depp“.

Traumschwiegersöhne

Im Song „Abschalten“ äußern sie unverhohlen ihre Wut über Werbefuzzis in der Fußgängerzone, das schlechte TV-Programm und von außen gesteuerte Dinge – und scheuen sich dabei auch nicht, den Satz „Die Oma liegt im Koma“ mit dem Wort „abschalten“ zu kombinieren. Sie bekennen sich zum Schmarotzertum, wenn sie für ein gutes Frühstück die Damen ausnutzen: Die gemeinsame Nacht ist in diesem Fall reines Mittel zum Zweck, um an Ei, Brötchen und Marmelade ranzukommen, ehe die Frau abgeschossen wird („Frühstück bei Stefanie“). Basta lästern ohne Hemmungen über Ikonen wie Reinhard Mey („Gefangen im Leib von Reinhard Mey“) und Abba („SOS“). Sie machen sich zwischen den Liedern über Leverkusens vergeblichen Versuch, etwas Großstadtruhm abzubekommen, lustig. Und sie singen sogar die eine oder andere anstößige Liedzeile, etwa in „Spielerfrauen“ oder dem funkigen „Bratislava Lover“.

Wenn es so zugeht, werden aus den fünf Traumschwiegersöhnen von Basta – im Vergleich zu den Traumschwiegersöhnen der Wise Guys – Schwiegersöhne, die für die Schwiegereltern zwar immer noch ein Traum sind mit akkuraten Klamotten, Frisuren und Sitten. Aber es sind dann eben auch Schwiegersöhne, mit denen die Angetraute ordentlich über die Stränge schlagen kann, wenn ihr danach ist.

Und genau das kann man sich – Hand aufs Herz – bei den Wise Guys nicht so ohne Weiteres vorstellen. Basta!