Am letzten langen Einkaufssamstag vor Weihnachten war die Wiesdorfer City gut besucht. Wir haben uns mal umgehört, wie die Leverkusener es dieses Jahr mit den Geschenken halten.
Geschenkekaufen in LeverkusenViele Besucher zieht es trotz Inflation in die Wiesdorfer City
Dicke Winterjacke, Schal und Mütze waren an diesem vierten Adventssamstag unverzichtbarer Begleiter der Besucherinnen und Besucher der Einkaufsmeile in Wiesdorf. Viele nutzten die Gelegenheit, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen oder über den Christkindchenmarkt zu schlendern.
„Ich habe das Gefühl, dass es ein gutes Jahr für den Weihnachtsmarkt ist. Es ist das erste ,normalere' Jahr nach den Lockdowns“, sagt Thorsten Schmidt, der an seinem Stand Produkte der historischen Senfmühle Monschau verkauft. „Ich merke eher einen positiven Unterschied. Die Besucher sind gut gelaunt, haben Spaß am Einkaufen und sind froh dies ohne Maske tun zu können.“ Was so lange nicht möglich war, bekomme jetzt einen anderen Stellenwert, sagt Schmidt. Er befürchte eher, dass die noch kommenden Stromrechnungen die Leute im nächsten Jahr zum Sparen anhielten.
„In den ersten Wochen war weniger los als in den Jahren zuvor, doch jetzt kurz vor den Feiertagen ist unser Stand wieder gut besucht“, empfindet Angelika Schulder, die mit ihrem Mann am Wochenende Räuchermännchen und Krippenfiguren verkauft. „Man merkt aber, dass die Leute versuchen, mehr zu verhandeln als sonst“, hat Schulder beobachtet.
Die Inflation mache sich für sie aber vor allem in dem Maße bemerkbar, dass die Leute drüber sprechen würden. „Damit wir Energie sparen, wurden die Lampen an den Ständen auf LED umgestellt, Wärmestrahler haben wir nicht. Wir ziehen uns dick an“, erklärt Angelika Schulder.
Budget für Geschenke wird runtergeschraubt
„Wir haben das Geschenkekaufen um die Weihnachtszeit in den letzten Jahren runtergefahren. Die meisten Überraschungen werden für die Älteren und die Kinder besorgt“, sagt die 58-jährige Petra Boden, die gerade durch die Fußgängerzone schlendert. In der Familie würde jedes Jahr ein Kontingent festgelegt. Für Geschenkideen schließe man sich oft zusammen, erklärt Boden. Es sei zum einen der finanzielle Faktor, der zum Sparen anrege und zum anderen der stark gestiegene Konsum, den sie ablehne. „Wenn meine Mutter fit ist, gehen wir gerne zusammen in die Stadt, um Geschenke zu besorgen. Ich sehe davon ab, online zu bestellen“, betont Petra Boden.
Weihnachten sei für die Familie trotz keiner eigenen Kinder jedes Jahr eine liebevolle Zeit, in der sie das Beisammensitzen und den Austausch mit den Verwandten besonders schätze. „Wirklichen Weihnachtsstress habe ich in den vergangenen und auch diesem Jahr nicht wirklich empfunden. Ich weiß, dass ich dadurch, dass ich mir keine Gedanken um meine finanzielle Existenz machen muss und ziemlich ,normal' Weihnachten verbringen kann, sehr privilegiert bin“, so die 58-Jährige.
Leid der Welt wird nicht ausgeblendet
Auch die Galeria Kaufhof ist gut besucht: Besucher mit bepackten Tüten strömen ein und aus. Ein Leverkusener Paar ist ebenfalls auf Geschenkesuche. Auch sie legen jedes Jahr ein Budget für Geschenke fest. Doch dieses Jahr hätten sie es in der Familie zurückgeschraubt. „Dadurch, dass unsere Kinder schon erwachsen sind, ist es eben nicht mehr wie früher“, sagt der 64-Jährige. „Wir möchten keine Stehrümchen, heißt es dann von ihnen.“ Wieder ohne Masken einkaufen zu gehen und ein normales Weihnachten zu feiern, darauf freue sich das Paar. Denn: „Corona hat uns gestresst. Sowohl beruflich als auch privat.“
Auch wenn die beiden eine entspannte Weihnachtszeit hätten und sich zum Glück keine Gedanken über das eigene Wohl machen müssten, hätte man ein schlechtes Gewissen, sagt der Mann. In dieser besinnlichen Zeit schwinge eben die politische Lage in der Welt mit. „Es ist so bedrückend. Dabei bin ich eigentlich ein positiver Mensch“, sagt der 64-Jährige. Doch wenn man in die Nachrichten schaue, sei das Leid des Kriegs, der Energiekrise und frierender Obdachlosen unausweichlich. „Wo holt man sich die Hoffnung her? Irgendwo muss doch ein Lämpchen brennen.“
Seine Frau fügt hinzu: „Ich habe dieses Jahr mehr gespendet und Sachen für Obdachlose gesammelt.“ In der kalten Winterzeit werde man aufmerksamer und nehme Bettler und Obdachlose mehr wahr. „Es wird einem viel bewusster, für wie selbstverständlich wir die elementaren Dinge wie Wasser und Heizung nehmen“, so die 62-Jährige.