Die Feuerwehr musste einem Schiff im Hitdorfer Hafen zu Hilfe kommen.
Alarm im Hitdorfer HafenFeuerwehr muss Schiffsbauch leer pumpen
Gäbe es so etwas wie einen TÜV für die Rheinschiffahrt, diese Yacht wäre ganz sicher durchgefallen. Nicht nur, dass das Deck schätzungsweise seit zwei Jahrzehnten nicht mehr mit dem Schrubber bearbeitet wurde, kurz vor Hitdorf drohte die „Poli2“ dann auch noch zu sinken.
Der Bootsführer erklärte, er sei mit dem Boot aus Mainz gekommen und habe eigentlich nach Duisburg wollen. Zwar schien die Maschine noch zu funktionieren, der Kapitän sagte, dass er sich von einem Berufsschiffer habe schleppen lassen. Dabei schwappte über eine undichte Stelle am Antrieb im Heck offenbar aber zunehmend Wasser in den Rumpf, dass man sich vor Hitdorf entschloss, den Schleppverband zu lösen; das war etwa um die Mittagszeit. Die „Poli2“ lief in den Hitdorfer Hafen ein und machte erstmal an der Steganlage des Yacht-Club Leverkusen-Hitdorf (YCLH) fest.
Aber nicht lange: Denn erstens wäre es dem Yacht-Club nicht recht gewesen, wenn der ungewaschene, ölhaltige und offenbar auf lange Sicht dem Untergang geweihte Seelenverkäufer mit sichtbarer Schlagseite an einem ihrer Stege abgesoffen wäre. Außerdem konnte die Feuerwehr dem Schiff an den wackeligen Stegen schlecht zur Hilfe kommen. Beim Verlegen half das Boot der Berufsfeuerwehr Leverkusen. Auch die Wasserschutzpolizei lief am Sonntagmittag den Hitdorfer Hafen an, um sich mit der Sache zu befassen. Immerhin: Die „Poli2“ nahm im Hafen kein weiteres Wasser auf, weshalb man sich Zeit lassen konnte.
Man verlegte die „Poli2“ also an die neue Kaimauer an eine Stelle mit Treppe, über die die Feuerwehrleute das Boot sicher betreten konnten. Dort zeigte sich, dass die Bilge des Schiffs schon ziemlich hoch mit einer Mischung aus hellgrauem Schlamm, Öl und Wasser gefüllt war. Der Schiffseigner sagt, er habe versucht, noch nach Duisburg in den Hafen zu kommen, wo es Spezialisten gibt, die solchen Schmodder aus Schiffsbäuchen absaugen können.
Zwar gibt es auf allen Rheinabschnitten sogenannte „Bilgenentöler“-Schiffe, die in solchen Fällen die Problemschiffe anfahren können, und Hilfe leisten, aber es sei keiner verfügbar gewesen, sagte der in Hitdorf gestrandete Mann. Der Kapitän hatte zwar eine eigene Tauchpumpe dabei, aber die Masse in den Rhein oder ins Hafenbecken zu pumpen, wäre ein schweres Umweltvergehen gewesen. Die Feuerwehr schaffte es schließlich, mit einer eigenen Tauchpumpe, das Schiffs von seinem Wasser- und Ölfracht zu befreien und das Gemisch in einem Tank abzufahren. Die Leverkusener Feuerwehr und Freiwillige aus Rhein- und Hitdorf waren dafür insgesamt mit zehn Fahrzeugen und 22 Einsatzkräften für etwa zweieinhalb Stunden im Einsatz.
Die „Poli2“ soll ein altes Schiff von der Wasserschutzpolizei Mainz sein, ergibt eine kurze Recherche in einem Binnenschiffer-Forum. Es hat demnach schon vor 2010 jahrelang in einem Rheinarm in Nackenheim südlich von Mainz gelegen.
Der Hitdorfer Hafenkran, mit dem man früher Boote aus dem Rhein gehievt hat, ist stillgelegt. Er wurde zuletzt als kleines Hotelzimmer umgebaut – für besondere Anlässe, mit einer sicheren Treppe und einer Dachterrasse. Um Schiffe aus dem Hafen zu heben, müssen jeweils Autokrane gemietet werden, das ist nicht billig. Es gibt eine Slip-Anlage, einen Schrägaufzug, der allerdings nur Boote bis zwölf Tonnen heben kann. Der Hafenmeister des YCLH, Werner Gassen, sagte, dass mehrmals im Jahr Schiffe mit Problemen in den Hafen einlaufen würden.