Central Park anstelle der StelzeStadt Leverkusen fordert Grünzone von Bund und Land
- Oberbürgermeister Richrath will einen Park über dem Tunnel, durch den die A 1 führen wird.
- Die Stadt will eine Wiedergutmachung dafür fordern, was der Autobahnausbau die Bürgerinnen und Bürger kostet.
- Nicht nur finanziell: Leverkusen soll einen Ruhepol bekommen gegen den Verkehrsstress.
Leverkusen – Wenn die am stärksten befahrenen Autobahn-Abschnitte Deutschlands sich mitten im Leverkusener Stadtgebiet kreuzen und A1 wie A3 weiter ausgebaut werden sollen, was bekommt Leverkusen dann als Wiedergutmachung?
Diese Frage will die Stadtspitze aufwerfen und vor allem beim Bauherren der Autobahnprojekte geltend machen, bei der Bundesrepublik Deutschland in Gestalt des Bundesverkehrsministers. Dort will die Stadt eine Art Schadenersatz dafür fordern, dass sie weiterhin die Belastung durch nationale, ja europäische Fernstraße ertragen soll. Sie fordert als Ausgleich ein neues, ein grünes Zentrum: den Central Park.
Grünanlage zwischen BayArena und Europaring
Etwas weltstädtisch müsse es schon klingen, ist sich Oberbürgermeister Uwe Richrath einig mit dem Kölner Landschaftsarchitekten Stephan Lenzen und mit Reimar Molitor, Geschäftsführer der Vereins Region Köln/Bonn. Sie präsentierten die Skizzen ihrer Ideen im Rathaus.
Wenn die A1 – wie es das Land Nordrhein-Westfalen offiziell dem Bund vorgeschlagen hat – zwischen Wasserturm und Autobahnkreuz Leverkusen in einem kurzen Tunnel unter der Erde verschwindet, soll darüber eine großzügige Grünanlage entstehen, zwischen Dhünn und der Siedlung Neuenhof, zwischen BayArena und Europaring.
Eine Jahrhundertbaustelle
Der weitere Ausbau der europäischen Hauptverkehrsachsen in der Stadtmitte schaffe eine schwer erträgliche Situation für die Menschen in Leverkusen, argumentierte Rathauschef Richrath. Dafür müsse die Stadtgesellschaft etwas zurückfordern, einen Freiraum, einen „Central Park“ für Aufenthalt, Sport, Erholung.
„Wir werden das Feld nicht kampflos räumen und einfach nur ertragen, was uns zugemutet wird“, sagte Richrath bei der Präsentation im Ratssaal. „Wir müssen von Bund und Land einfordern, was die Menschen für ihre Zukunft brauchen.“
Auch Reimar Molitor riet: „Leverkusen muss seine Zukunft aktiv gestalten, statt sie passiv zu ertragen.“ Aus der Jahrhundertbaustelle für die Autobahnen müsse eine Jahrhundertchance für die Stadtentwicklung werden. Diese große Operation mitten in der Stadt bringe Leverkusen große Nachteile, für die ein Ausgleich zu fordern sei, betonte Molitor.
Bund soll für alle Folgekosten des Autobahnausbaus aufkommen
Mit der Idee des Central Park habe die Stadt eine vorzeigbare, konkrete Vision, die es umzusetzen gelte. Leverkusen habe die Landesgartenschau und die Neue Bahnstadt gestemmt, auch dieser Park sei zu schaffen.
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In jedem Fall soll – so die Vorstellung der Stadt – der Bund gemäß dem Verursacherprinzip für alle Folgekosten des Autobahnbaus tragen, also auch die Verlagerung von Sportstätten und die Anlage des großen Parks bezahlen. Das Ganze könne sich nicht auf den Autobahnbau unter einem Deckel beschränken. Es geht dabei auch um die Unterbringung der bisher 1500 Stellplätze unter der Stelzenautobahn in Stadionnähe und um die Sportanlagen der Vereine Bayer 04 und TSV Bayer 04.
Intensive Gespräche mit Vereinen, eigene Ideen eingebracht
Mit beiden Vereinen haben schon intensive Gespräche stattgefunden. Ihre Vertreter verfolgten im Zuschauerraum konzentriert die Vorstellung der Planskizzen. Sie beinhalten eine deutliche Verkleinerung der Sportanlagen und eine Konzentration der Hallen, in einer Variante sogar die komplette Verlagerung aller Sportanlagen mit Ausnahme der BayArena aus dieser Zone, um den Park zu vergrößern.
Die Vereine hätten sich dabei aufgeschlossen und kooperativ gezeigt, war zu hören. „Wir sind partnerschaftlich mit den Betreibern der Sportstätten unterwegs“, versicherte Richrath. Teils stammten die Ideen auch aus den Reihen der Vereinsvertreter, sagte Landschaftsarchitekt Lenzen. Er verwies darauf, dass schon für den Autobahn einzelne Sportanlagen weichen müssten, die später nicht zurückkämen.
Was eine weitere Verlagerung angeht, sei dies für die Vereine vor allem eine Geldfrage. Hier müsse der Bund eben ordentlich in die Tasche greifen. In jedem Fall solle Leverkusen diesmal an einem Strang ziehen, meinten mehrere Ratspolitiker. Allein Bürgerlistenchef Erhard Schoofs äußerte sogleich grundlegende Bedenken und übte Kritik am Oberbürgermeister.