Ausstellung in LeverkusenAlwin Meyer hat mit den Kindern von Auschwitz gesprochen
Leverkusen – Ein halbes Jahrhundert hat Alwin Meyer damit zugebracht, mit ihnen zu sprechen, zu leiden, zu fühlen. Und vor allem: ihre Geschichten aufzuschreiben, die allesamt von unsagbarem Leid und lebenslangen, nicht vorstellbaren Traumata durchzogen sind.
Mit Vehemenz und Leidenschaft
Und doch sagt Alwin Meyer, Autor des Buches „Vergiss Deinen Namen nicht – Die Kinder von Auschwitz“: „Ich denke immer, ich müsste noch mehr tun.“ Es ist ein Satz, der zeigt, mit welcher Vehemenz und Leidenschaft, mit welcher Empathie und tiefen Menschlichkeit der 71-Jährige an seine Lebensaufgabe – und nicht weniger ist es – herangeht.
Auch noch 50 Jahre nach seinem ersten Besuch im Vernichtungslager Auschwitz. Und die von Alwin Meyer kuratierte Ausstellung, die nun im Forum gezeigt wird und den gleichen Titel wie sein Buch trägt, betont das noch einmal auf eindringliche Art.
Gebrochene Seelen
Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar sind dort zahlreiche Informationstafeln zu sehen, auf denen Alwin Meyer die Geschichten von Menschen erzählt, die als Kinder nach Auschwitz kamen, überlebten und als gebrochene Seelen wieder herauskamen. Es ist eine Ausstellung, die auf einer riesigen Recherche beruht: Alwin Meyer sprach mit rund 50 früheren Auschwitz-Kindern aus 80 Ländern, traf zahlreiche von ihnen persönlich und mehrere von ihnen sogar Dutzende Male.
Und er ließ sich von Géza, Yehuda, Ewa, Kola, Channa, Herbert, Gábor und all den andere berichten, wie früh eine Kindheit enden kann. Wie willkürlich Entscheidungen über Leben und Tod in den Lagern der Nazis getroffen wurden. Wie abgrundtief schlimm die physischen und psychischen Gewalttaten der Nazi-Horden waren. Und wie absolut absurd zu glauben und unmöglich es war und ist, hinterher ein Leben zu führen, in dem Auschwitz keinen Raum mehr einnimmt. Und hinzu kommen ja noch die Schicksale der über 200 000 getöteten Kinder. Hingerichtet durch Giftspritzen, erschossen, vergast, ertränkt, verhungert.
Jüdinnen und Juden in Leverkusen
All das ist in der Ausstellung nachzulesen. All das erzählt Alwin Meyer bei der Eröffnung seiner Dokumentationsschau in Leverkusen, wo heute über 300 Jüdinnen und Juden leben. Unter anderem der Rabbi der jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Sergej Aruin, steht neben im und hört bewegt zu. Alwin Meyer erzählt es außerdem bei einem Vortrag am selben Abend im Kommunalen Kino vor gut 40 Zuhörenden.
Günter Hinken, Leiter der Volkshochschule (VHS) Leverkusen, unter deren Dach die Ausstellung gezeigt wird, betont dabei die Pflicht, all das zu präsentiere und es den Menschen wieder und wieder zugänglich zu machen: „Wir leben in einer Zeit, in der der Judenstern auf der Straße als Verhöhnung und in einer nicht zulässigen Parallelität zu den früheren Ereignissen wieder getragen wird“ – und spielt damit auf die wirren Impfgegner und Impfgegnerinnen an, die ihre Situation mit der der entrechteten Juden und Jüdinnen vergleichen.
Nur ein „Vertrauensvorschuss“
Und Alwin Meyer ergänzt, dass es heute so gut wie keine keine jüdische Synagoge im Land gebe, die nicht von der Polizei geschützt werden müsse.“ Dass es kaum möglich sei, mit einer Kippa als jüdischer Kopfbedeckung über die Straße zu gehen, ohne schräg angeschaut oder gar beschimpft zu werden. Sprich: Es sei Verpflichtung für alle, das Gedenken zu bewahren und Antisemitismus entgegenzutreten.
Er schließt mit dem Satz: „All die Freundlichkeit und tiefe Zuneigung, die mir in den Gesprächen entgegengebracht wurde, sehe ich nur an Vertrauensvorschuss an dafür, dass wir so etwas nie wieder zulassen.“
Die Ausstellung ist noch bis zum 25. Februar im Forum zu den täglichen Öffnungszeiten zu sehen. Infos, insbesondere für Schulklassen, per Mail (info@vhs-leverkusen.de).
www.vhs-leverkusen.de