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Autobahn 1Protest gegen Öffnung der Giftmüll-Deponie in Leverkusen

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Probebohrungen an der Deponie

  1. Pläne für den Ausbau der Aubahn 1 in Leverkusen sehen eine Öffnung der Giftmüll-Deponie vor.
  2. Bayer-Kritiker wollen am Freitag gegen das Vorhaben demonstrieren.

Leverkusen – Wer etwas anprangern will, das mit Bayer zu tun hat, wendet sich an erfahrene Leute. Also haben sich einige Leverkusener, denen der Ausbauplan für die A 1 samt großflächiger Öffnung der Giftmüll-Deponie nicht geheuer ist, an die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ gewandt. In deren Schatten wollen die Bürger am Freitag vor den Nordhallen der Kölner Messe demonstrieren Dorthin ruft Bayer auch in diesem Jahr seine Aktionäre zur Hauptversammlung. Die Autobahn-Planer von Straßen NRW haben zwar ein umfängliches Sicherheitskonzept für den Eingriff in die Deponie erarbeiten lassen. Weil aber nie geklärt werden konnte, was in der Phase kompletter Umwelt-Naivität vor Jahrzehnten in die Dhünnaue gekippt wurde, ist die Unsicherheit groß. Zumal man auch nicht weiß, wo eigentlich welche Stoffe liegen und wie sie in den Jahrzehnten unter Tage reagiert haben. Das reicht für Protest.

Die „Coordination“ selbst wird sich anderen Themen widmen. Um seine Vorwürfe gegen den Konzern publikumswirksam zu machen, wird der Verein es nicht bei Ständen, Plakaten und Handzetteln vor den Messehallen belassen. Die Erfahrung zeigt, dass solche Mittel ebenso wenig ziehen wie nicht allzusehr angezogene junge Damen im Bienenkostüm. Auch so etwas hat es schon gegeben – doch das war mal eine Aktion der Tierschützer von Peta. Man braucht – das wissen die Aktivisten der „Coordination“ – schon eine Bayer-Aktie, um Gegenanträge für die Hauptversammlung stellen zu können. Und diese Anträge darf man dann in der Versammlung Aktionären vorstellen und erläutern.

„Dream Production“

Diesmal werden sich die Sprecher der organisierten Bayer-Kritiker unter anderem mit der „Dream Production“ befassen. Die ist zwar inzwischen ein Covestro-Ding. Aber angesichts des Zwei-Drittel-Anteils, den Bayer an seiner ausgegliederten Kunststoff-Sparte hält, ist das auch noch ein Thema des Mutterkonzerns. Die „Dream Production“ wird weithin als so etwas wie das Perpetuum mobile der Kunststoff-Industrie gefeiert: Für die Herstellung eines gängigen Polyurethanes wird Kohlendioxid eingesetzt – teilweise: Der Anteil wird 20 Prozent betragen.

Die „Coordination“ geißelt das Verfahren als „Öko-Schwindel“ und beruft sich auf unabhängige Experten wie Hermann Fischer aus dem Präsidium des Naturschutzbundes: „Man kann sich kaum eine ökologisch katastrophalere Strategie ausdenken, als ausgerechnet das auf dem niedrigsten Energielevel ruhende Molekül CO2 zum Aufbau komplexer, energiereicher Verbindungen nutzen zu wollen. Die Physik kann man nicht überlisten.“