Die Avea wollte eine besonders gute Tonne mit Filter im Deckel. Jetzt kämpft der Entsorger mit technischen Problemen bei dem neuen Modell.
Kurz nach der EinführungLeverkusener Entsorger kämpft mit undichten Biotonnen
Der Dauerregen in den vergangenen Tagen brachte es an den Tag: Die neue Biotonne ist nicht dicht. „Anscheinend dringt durch den Deckel der Biotonne bei Regen das Wasser“, schreibt Linda Koss-Nasser. Und zwar nicht wenig. Nach ihrer Beobachtung liegt es an den Lüftungslöchern im Deckel. „In meiner Biotonne ist jetzt eine wirkliche unangenehme Sauerei mit Regenwasser und Biomüll“, ergänzt sie.
Beim Lieferanten ist das Phänomen bekannt – und als Problem erkannt: Der Entsorger Avea untersuche gerade, woran es liegt, sagte am Mittwoch Sprecherin Anika Hagt auf Anfrage. Denn manche Tonnen seien in der Tat ziemlich undicht. Zwei Ursachen seien dafür denkbar: die Filteröffnung in der Mitte auf dem Deckel. Oder die Dichtung des Deckels. „Das ist nicht bei allen Tonnen so. Aber es kommt vereinzelt vor“, so Hagt. Deshalb gehe man nicht von einem Konstruktionsfehler aus, sondern von Qualitätsproblemen bei bestimmten Chargen.
Weil es drängt, wurden am Mittwoch weitere Versuche gemacht und mit dem Hersteller gesprochen. Offenbar liege es daran, dass zwischen Deckel und der eigentlichen Tonne ein Spalt ist. Wegen der Kälte ziehe sich das Deckel-Material zusammen. Deshalb erwartet man bei der Avea, dass sich das Problem bei wärmeren Temperaturen „von allein löst“, so Hagt.
Wie viele der rund 10.000 ausgelieferten Tonnen undicht sind, lässt sich derzeit allerdings nur schätzen: Es ist schwer, bei der Avea telefonisch durchzukommen. Die große System-Umstellung sorge für viele Fragen, berichtete Hagt. Und gab einen Tipp: Wessen Biotonne sehr undicht ist, kann auch eine E-Mail an die Avea schreiben: abfallberatung@avea.de
Eine Kombination, die es noch nicht gab
Tatsächlich ist die Avea-Biotonne ein Modell, das es so noch nicht gab: Der Deckel kommt vom Münsteraner Spezialisten Biologic. Dort wirbt man damit, dass der Filter im Deckel die üblicherweise in Biotonnen entstehenden Faulgase durch Mikro-Organismen und Enzyme in Kohlendioxid und Wasser aufspalte und „geruchsneutral“ an die Umwelt abgebe. Das Filtervlies ist natürlich in Grenzen wasserdurchlässig. Daran wird es aber eher nicht liegen, dass bei Regen viel Wasser in die Tonne sickert. Das ist jedenfalls die Hypothese.
Erfahrungswerte mit der Kombination aus dem Biologic-Filterdeckel und den handelsüblichen Tonnen des Herstellers Schäfer gebe es bisher nicht, erklärte Hagt. Neben Leverkusen benutze nur noch die Stadt Hannover diese Variante. Und auch dort sei die Biotonne erst mit dem Jahreswechsel eingeführt worden, so die Avea-Sprecherin.
Aus Sicht von Linda Koss-Nasser verläuft der Biotonnen-Start also holprig. Zufrieden ist sie nicht mit der neuen Errungenschaft, deren Nutzen sie überhaupt nicht in Zweifel zieht. Sonst hätte sie sich die Tonne ja nicht bestellt. Die Stadt Leverkusen setzt bekanntlich auf eine freiwillige Lösung, um die Recyclingquoten zu erfüllen, die im Kreislaufwirtschaftsgesetz stehen. Ob die bisher 11.000 Haushalte, die eine braune Tonne bestellt haben, dafür ausreichen, steht auf einem anderen Blatt: Das ist nicht einmal ein Drittel.
Weiterhin tägliche neue Anträge
„Das ist ein laufender Prozess. Wir bekommen nach wie vor jeden Tag neue Anträge“, so Anika Hagt auf Anfrage. Die Avea-Sprecherin geht davon aus, dass im Frühjahr weitere Biotonnen-Bestellungen in größerer Zahl eingehen. Wenn es in den Gärten grünt, komme das Thema von selbst wieder auf den Tisch, ist ihre Einschätzung. Zwar haben die Stadtverwaltung und der Entsorger im vorigen Sommer eine groß angelegte Informationskampagne nebst Fragebogen für jeden der 34.000 Haushalte in der Stadt gestartet. Trotzdem geht man bei der Avea davon aus, dass die Grünabfall-Sammlung vor der eigenen Haustür noch nicht in allen Köpfen verankert ist. Genauso, wie stetig weiter darüber aufgeklärt werden müsse, was in die braune Tonne darf und was nicht.
Letzteres ist ein sehr dickes Brett. Diese Erfahrung hat man bei der Avea schon machen müssen. Den Plan, die Biotonne auch in den großen Wohnanlagen der Stadt einzuführen – und davon gibt es nicht wenige -, habe man zunächst aufgegeben, so Hagt: Versuche mit drei Wohnungsgesellschaften seien enttäuschend verlaufen: „Es war zu viel Kunststoff in den Tonnen“, die erforderliche Sortenreinheit des Biomülls also nicht erreicht worden.
Aufgeben wollen Stadtverwaltung und Avea aber nicht: Wer in einem großen Haus wohnt, soll nicht benachteiligt werden. Schließlich ist die Abfallgebühr für Haushalte, die keine kostenlose Biotonne bestellt haben, nicht unerheblich gestiegen. Dass ausgerechnet Haushalte mit einem im Schnitt geringeren Einkommen auf diese Weise höher belastet werden, hatte in der lebhaften Debatte um die Biotonne unter anderem der CDU gar nicht behagt. Dass die Tonne nun auch noch Mängel hat, wird die Gegner des Systems weiter bestärken.