AboAbonnieren

Baugewerkschaft: Problem ist die Vergabepraxis

Lesezeit 2 Minuten

Das Brückendesaster ist für die Baugewerkschaft auch eine Folge der Vergabepraxis bei Bund und Ländern. „Wer bei öffentlichen Aufträgen vor allem auf den günstigsten Preis schaut, handelt sich im Nachhinein oft große Scherereien ein. Wegen mangelhafter Stahlteile aus China wird jetzt ein Prestigeprojekt um Millionen teurer und Jahre später fertig – obwohl es auch Angebote mit Stahl aus der Region gab“, sagt Antonia Kühn. Die Chefin der Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt im Rheinland spricht von „Sparen am falschen Ende“.

Seit Jahren fordere die Gewerkschaft ein Vergabeverfahren, das sich nicht nur am Preis, sondern auch an der Wirtschaftlichkeit, Qualitätsstandards und sozialen Gesichtspunkten orientiert. In der Praxis bekomme in der Regel der vermeintlich günstigste Anbieter den Zuschlag, so Kühn. „Beim Bauprozess zeigt sich dann oft, dass Projekte durch hohe Nachträge der Baufirmen deutlich teurer werden als im Vorfeld der Politik und der Öffentlichkeit suggeriert wurde.“

Bei der Rheinbrücke hatte Porr zwischenzeitlich 250 Millionen Euro nachgefordert, weil der Abbruch der alten Brücke wegen PCB und Asbest komplizierter werden soll – bei einem Auftragsvolumen von ursprünglich 363 Millionen.

Die Gewerkschaft fordert von der Landesregierung, das Tariftreue- und Vergabegesetz zu novellieren. „Schwarz-gelb hat von den fortschrittlichen Vergabestandards, die wir in NRW für kommunale und Landesbauten hatten, nur Rudimente übrig gelassen. Das rächt sich immer häufiger“, erklärt Kühn. Nötig seien bessere Regelungen, in der Qualitäts- und Sozialstandards nicht zu kurz kämen.

In Leverkusen brauchten jetzt auch die Bauleute eine Perspektive. „Viele haben erst aus der Zeitung von dem Desaster erfahren.“ Aktuell herrsche Unsicherheit, die Bauarbeiter machten sich Sorgen, wie es weitergeht, so der Gewerkschaftsvorsitzende im Bezirk Köln-Bonn, Mehmet Perisan. Porr und Wüst dürften die Menschen nicht im Regen stehen lassen. (tk)