Bayer und CurrentaWas der Stellenabbau für Leverkusen bedeutet
- Bayer hat angekündigt, mehr als 12.000 Stellen weltweit streichen zu wollen
- Der Stellenabbau wird auch in Leverkusen deutlich zu spüren sein
- Besonders betroffen sind wohl Currenta und kleinere Tochterunternehmen wie Bayer Direct Services
Leverkusen – „Zukunftssicherung 2025“ steht über dem neunseitigen Papier. Unterzeichnet ist es von drei Vorständen und drei Betriebsräten. Darin skizzieren die Vertragspartner, wie der Job-Abbau und das Verkaufsprogramm des Konzerns in den kommenden Monaten und Jahren gemanagt werden sollen. Am liebsten „Bayer-like“, wie man das im Betriebsrat gerne nennt: also unter großen Sicherheitsvorkehrungen für die Belegschaft.
Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen
Dazu gehört wiederum ein Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen, diesmal bis Ende 2025. Allerdings ist der Wert einer solchen Zusicherung sehr begrenzt angesichts des nunmehr offen eingeräumten Plans, den Chempark-Betreiber Currenta zu verkaufen. Seit Monaten ist das Thema auf den Fluren; auf einer Betriebsversammlung wurde Vorstandschef Werner Baumann aufgefordert, endlich Farbe zu bekennen.
Er tat es nicht, bis Donnerstag, kurz vor 15 Uhr. Das war der Zeitpunkt für die Offensive, mit der Baumann das Heft des Handelns wieder in die Hand bekommen will, nachdem der Aktienkurs in ungekanntem Maß abgestürzt ist, Bayer ein Drittel seines Börsenwerts eingebüßt hat. Dagegen helfen soll unter anderem, sich von Ballast zu befreien.
Das ist Currenta für das „neue Bayer“, das im Leverkusener Teil des Chempark überhaupt keine Produktion mehr und auch sonst nur noch wenige Maschinen zu betreiben hat. Man habe, sagte Baumann am Donnerstag dem „Leverkusener Anzeiger“, „mehrere potenzielle Erwerber identifiziert“: Da sei man weiter als bei der Tiergesundheit.
Verkauf von Currenta angestrebt
Schon in den nächsten Monaten könnte Currenta womöglich verkauft werden. Dass die Kunststoff-Ausgründung Covestro doch noch zugreift, muss aber bezweifelt werden. Erste Gespräche zwischen Baumann und seinem Gegenüber Markus Steilemann sind ergebnislos verlaufen. Und als sie geführt wurden, stand Covestro wirtschaftlich noch viel besser da als jetzt.
Es sieht eher danach aus, dass bei Currenta jemand die 60-Prozent-Mehrheit kommt, der nicht zur Familie gehört. Für diesen Fall haben Vorstand und Betriebsrat Vorkehrungen zum Schutz der 5200, in Leverkusen 3000 Mitarbeiter getroffen: Bayer werde „darauf hinwirken, dass der Erwerber innerhalb der ersten drei Jahre nach dem Eigentumswechsel keine Zerschlagung initiieren wird“.
Das ist wohl nötig, denn mit seiner Technik-Tochter Tectrion und dem Logistik-Dienstleister Chemion hat Currenta die idealen Voraussetzungen für eine Aufteilung schon selbst geschaffen. Auch die Arbeitsbedingungen sollen sich nach dem Verkauf nicht so schnell ändern können. Sogar Regelungen zur Job-Absicherung könnte es geben.
Bayer Direct Services betroffen
Spannend wird es auch für die 400 Mitarbeiter der Bayer Direct Services. Sie arbeiten ebenfalls schon jetzt in einem schlechteren Tarifvertrag als dem der Chemischen Industrie. Auch sie sollen geschützt werden – der Kostendruck wird aber in der Gemeinsamen Erklärung offen angesprochen. Auch bei der Immobilientochter Bayer Real Estate wird es Veränderungen geben. Nicht zu reden von Stellenstreichungen in allen möglichen Bereichen der Bayer-Verwaltung. Schließlich soll konzernweit jeder zehnte Job wegfallen.
„Die Zustimmung zum Strategiepaket war ausgesprochen schmerzhaft“, sagte Betriebsratschef Oliver Zühlke. Er weiß, dass die Streichung so vieler Arbeitsplätze harte Kämpfe im Detail erfordern wird. Donnerstag war der Auftakt dazu.