WerksleiterEberhard Weise wird 90 Jahre alt – Sein Engagement hat Leverkusen geprägt
Leverkusen – Wenn Eberhard Weise am heutigen 18. Mai seinen 90. Geburtstag feiert, wird es wohl manchen in den Fingern jucken, zum Telefon zu greifen, um ihm zu gratulieren. Denn eins ist nicht übertrieben: Der ehemalige Bayer-Werksleiter besitzt in Leverkusen einen gewissen Kultstatus. Ob er diesen Status genießt, sei dahingestellt, denn allzu viel „Gedöns“ um seine Person ist ihm eigentlich gar nicht recht.
Allerdings hat Weise sich seinen Ruf in der Stadt redlich erarbeitet: Kaum ein Förderverein, dem Weise nicht angehört. Genannt seien der Wildpark, der Sensenhammer, die Schiffsbrücke. Außerdem spendierte er ganz in der Tradition Carl Duisbergs den Wiesdorfern immer wieder Dinge, die ihnen wichtig sind und waren. Der Kolonieverein reparierte Brunnen, man ließ von Kurt Arentz Köpfe, Bronzetiere und Statuen für den öffentlichen Raum gießen, oft nach einer Spende von Weise.
Er beschenkte das Museum Morsbroich, ließ sich dort 1976 von Bertha Middelhauve überreden, Gründungsvorsitzender des „Fördererkreis Museum Schloss Morsbroich“ zu werden. Weise erfand 1980 die Galerie am Werk, die eine dann gewandelte Bayer AG 25 Jahre später wieder schloss. Er unterstützte „Lev muss Leben“, sprach sich 1975 gegen die Eingemeindung nach Köln aus und damit den Leverkusenern aus der Seele.
In die Zeit als Bayer-Werksleiter (1974-1983) fiel allerdings auch der in Wiesdorf bis heute nicht ganz verwundene Abbruch der unteren Hauptstraße; zwischen Werk und Stadt gab es keine Sicherheitszone. Den Abbruch auf der Stadt-Seite der Werksmauer empfanden viele als brutalen Übergriff. Der Effekt: eine Gegenbewegung zum übermächtigen Konzern formierte sich. Die Aktion brachte nicht nur eine kämpferische Jugendbewegung und die Initiative „Wohnliches Wiesdorf“ hervor, sie beförderte wohl auch den frühen Aufstieg der Leverkusener Grünen.
Weise wurde 1927 in Berlin geboren, wuchs in Norddeutschland auf. Er wurde 1945 als Teenager im Krieg verwundet, machte das Abitur nach und begann in Kiel Chemie zu studieren. 1956 begann er in Leverkusen bei Bayer in der anorganischen Chemie zu arbeiten. Dort blieb er für den Rest seiner Arbeitsjahre. „Das war ja so üblich“, sagt Weise. 1990 war Weises Bayer-Zeit vorüber. Nicht aber die Lebensarbeitszeit. Eine Zeit als Aufsichtsratsvorsitzender der Thüringischen Faser AG in Rudolstadt folgte.
Eiserne Hochzeit
Der Kurt-Lorenz-Preisträger lebt mit seiner Frau Hannelore in Monheim, vor zwei Jahren feierten sie Eiserne Hochzeit. Leverkusener Themen sind ihm immer wichtig geblieben. Zum Bayer-Monsanto-Zukauf sagt er kurz: „Besser wir kaufen Monsanto als die Chinesen.“ Und zu Tunnel oder Stelze: „Wir werden doch immer mehr von unserer Infrastruktur unter die Erde verlegen müssen, auch wenn’s etwas teurer ist. Und wenn die Autos bald selbst fahren, ist ein Tunnel kein Problem mehr.“
Noch eins wissen enge Vertraute: Weise sei ein großer Naturfreund, der im Kurtekotten ein Vogelschutzgebiet einrichten wollte und der im eigenen Garten bedrohte Haselhühner für Auswilderungsprogramme nachgezüchtet hat. Herzlichen Glückwunsch.