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BürgerbuschWer bringt die Wege im Leverkusener Wald in Ordnung?

Lesezeit 4 Minuten
Kaputte Hauptwege durch Holzfäll-Maschine Harvester und Holztransporter.

Ziemlich zerwühlt ist der Radweg im Bürgerbusch. Gründe sind ein Harvester und Holztransporter.

Kaputte Wege im Bürgerbusch beschäftigen die Stadtverwaltung. Die Suche nach den Verantwortlichen hat begonnen.

Im Wald wird es Frühling, erstes zartes Grün zeigt sich, die Vögel piepen. Aber an einer Kreuzung mitten im Wald hört man einen Mann laut schimpfen, der auf dem Fahrrad sitzt und durch eine Pfütze und über aufgewühlten Boden holpert.

Die Fahrt mit dem Rad von Quettingen oder Lützenkirchen nach Alkenrath oder Schlebusch führt durch den Bürgerbusch. Durch Leverkusens „grüne Lunge“ verlaufen mehrere offizielle Radwege. Am besten lassen sich die zurzeit allerdings nur mit Mountainbikes nutzen, denn an manchen Stellen ist die meist geschotterte Fahrbahn zerwühlt, matschig und uneben.

Holzfäll-Maschine Harvester.

Die Holzfäll-Maschine Harvester wiegt zwei Tonnen.

Der Verursacher steht in der Nähe in einem Stück Fichtenwald: Eine große rote Maschine, ein sogenannter Harvester. Das ist eine zwei Tonnen schwere Maschine auf sechs großen Rädern mit Stollenprofil, mit der im Handumdrehen ein ganzer Wald gerodet werden kann. Diese Maschinen hinterlassen nicht nur im Wald tiefe Spuren, sondern auch auf den Wegen, auf denen sie hin- und herfahren, um die Holzstämme dort aufzustapeln.

Sind die Wege vom Regen feucht, werden sie bei dieser Maschinenarbeit regelrecht zerwühlt, wie im Wald zu besichtigen ist. Die aufgestapelten Fichtenstämme, sogenannte Polter, werden mit Holzlastwagen abtransportiert. Die Reifenspuren der Lkw sind auf den Wegen ebenfalls deutlich zu erkennen. Zurzeit wird Käferholz herausgeholt: tote Fichten, die dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind.

Vom Borkenkäfer befallene Fichten

Vom Borkenkäfer befallene Fichten

Für drei Radwege, die jetzt holprige Passagen haben, sind die TBL (Technische Betriebe Leverkusen) zuständig und für die Sicherheit verantwortlich. Versuche der TBL, Kontakt zur Erbengemeinschaft Hilgert aufzunehmen, die seit dem Tod des Köln-Porzer Immobilienunternehmers Wilfried Hilgert im Jahr 2016 Eigentümerin des Waldes ist, blieben aber bislang ohne Erfolg.

Bürgerbusch  Luftbild

Der Bürgerbusch wird von der Autobahn 1 geteilt.

Denn die Wege gehören nicht den Privateigentümern, sondern sind Eigentum der Stadt. Auch Kontaktversuche der Redaktion zu den Eigentümern schlugen fehl. In der Sache gibt es aber noch einen Kommunikationsmangel: Weder die TBL noch der neue Förster Mathias Rümping wurden über die Arbeiten informiert. Auch das städtische Umweltamt hatte keine Kenntnis von den Arbeiten. 

Das berichtet jedenfalls Markus Kugelmeier, Regieleiter für die Straßenunterhaltung bei den TBL. Immerhin hat er von den bei einem Unternehmen aus dem Schwarzwald angestellten Arbeitern im Bürgerbusch erfahren, dass die Rodungsarbeiten noch zwei bis drei Monaten dauern werden. Vorher ist an eine Instandsetzung der zum Teil arg zerfurchten Wege wohl nicht zu denken. 

Erst vor drei Jahren hatte die Stadt Leverkusen 50.000 Euro in die Sanierung von drei Wegen investiert. Zwei davon, die aus Quettingen von der Jakob-Fröhlen-Straße und vom Hufer Weg aus zum Hauptweg führen, sind jetzt beschädigt. „Hauptweg“ wird die schnurgerade Ost-West-Verbindung zwischen Blankenburg in Lützenkirchen und der Siemensstraße in der Fixheide genannt. (ps)


Unbeliebtes Großgerät

Die Harvester sind bei Umweltschützern ebenso unbeliebt wie beim Bodendenkmalschutz. Diese zwei Tonnen schweren Maschinen verdichten die Böden sehr stark, so dass anschließend auf dem verdichteten Areal nicht mehr viel wächst. Im Wald, besser im Forst, herrschen zudem andere Gesetze als im heimischen Garten. Waldbesitzer dürfen das ganze Jahr über Bäume fällen.

Wer dagegen jetzt noch einen Baum im Garten fällt oder eine Hecke schneidet, riskiert Ärger und ein hohes Bußgeld könnte fällig werden. Zwischen dem 1. März und 1. Oktober sind diese Arbeiten laut § 39 Bundesnaturschutzgesetz verboten. Der Grund hierfür ist der Vogelschutz. (rar)


313 Hektar Wald sind in Privatbesitz

Der Bürgerbusch ist ein Privatwald. Bis 2011 gehörte er der „Freiherr-von-Diergardt'schen Forstverwaltung“, der adeligen Familie von Diergardt, die von Leverkusen nach Kanada ausgewandert ist. Grundsätzlich hätte die Stadt Leverkusen ein Vorkaufsrecht gehabt. Unter dem Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn (2009 bis 2015) galt aber die Maxime, städtischen Grundbesitz zu verringern. Das wurde schon damals von manchen als schwerer Fehler angesehen.

Der damals in Porz ansässige Makler und Schachmäzen Wilfried Hilgert griff zu und kaufte die 313 Hektar Wald (über drei Millionen Quadratmeter) von den Diergardts. Als Preis sollen 2,2 Millionen Euro im Kaufvertrag gestanden haben, die der Porzer aber noch weiter reduzierte: Er sei getäuscht worden, weil im Vertrag nicht alle Details über Naturschutzflächen gestanden hätten. Hilgert starb 2016, seither sind dessen Erben die Inhaber des zentralen Leverkusener Walds. (rar)