Chempark ABCStromverbrauch wie eine Großstadt

Stefan Dresely leitet die Energiesparte beim Chempark-Betreiber Currenta.
Copyright: Ralf Krieger Lizenz
Über Energie kann man heute nicht mehr reden, ohne das Wörtchen Wende dranzuhängen. Das gelingt noch nicht einmal im Chempark. Und das gelingt erst recht nicht Stefan Dresely, dem Leiter des Geschäftsfelds beim Chempark-Betreiber Currenta: „Die Energiewende unterstützen wir schon“, ist sein erster Satz. Und: „Wir haben unsere Einsparziele.“ Immer wieder gerät man in die Diskussion über die Begleitmusik, die nach Auffassung de 59-Jährigen ungefähr so geht: Die Industrie verbraucht Unmengen an Energie und wird dann auch noch von den Kosten der Wende befreit. Wie ungerecht. Für ihn sieht die Sache etwas anders aus. Deshalb erklärt Dresely: „Wir haben gar nicht das Gefühl, dass wir die Bösen sind.“
Allerdings ist speziell der Stromverbrauch im Chempark schon gewaltig: 1,7 Terrawatt allein in Leverkusen. Wer sich darunter nichts vorstellen kann: So viel braucht die Zivilbevölkerung von Berlin. Der Stromverbrauch aller Niederrheinstandorte liegt mit 5,7 Terrawatt noch viel höher und entspricht vier Prozent des Verbrauchs aller deutschen Haushalte. Den gleichen Anteil haben die Chemparks beim Erdgasverbrauch; aber da sind es 19,3 Terrawatt. Der Wasserverbrauch allein im Chempark Leverkusen ist ungefähr doppelt so hoch wie der von Hamburg. Damit die Energie ankommt, liegen 1300 Kilometer Rohrleitungen in Leverkusen, Dormagen und Uerdingen. Das alles sind gewaltige Zahlen und für Dresely doch Alltag.
Der Energiemanager macht sich eher Gedanken darüber, wie die Zukunft aussehen wird. Energie ist teuer in Deutschland, die Konkurrenz sieht Dresely neuerdings in den USA, wo durch die Schiefergasförderung die Energiepreise in den Keller gehen. „Ich will aber nicht, dass deswegen die nächste Anlage in Baytown gebaut wird.“ Hilfreich wäre es aus seiner Sicht, wenn das vom Schweizer Konzern Repower geplante Gas- und Dampfkraftwerk endlich gebaut werden könnte. Das eigene Kraftwerk ist nur für die Grundlast – jedenfalls wenn es um den Strom geht. Wesentlich wichtiger ist die Versorgung des Werks mit Dampf.
Derzeit kauft Currenta Strom an der Börse hinzu, wenn die eigene Leistung nicht ausreichend ist. Das wegen der Kraft-Wärme-Kopplung sehr effiziente vergleichsweise saubere Repower-Kraftwerk wäre für Dresely aber in mehrfacher Hinsicht ein Zeichen: Sein Bau würde dokumentieren, dass man auch im Deutschland der Energiewende ein konventionell konstruiertes Kraftwerk wirtschaftlich betreiben kann. Und die Erdgasbefeuerung würde helfen, ein altes Kohlekraftwerk stillzulegen. Dass derzeit nur uralte Kraftwerke wirtschaftlich sind, weil ihre Investitionskosten längst komplett abgeschrieben sind, hält der Mann, der die Energie in die Chemparks bringt, für einigermaßen absonderlich.