ChemparkEine Revolution aus Beton, Stahl und Glas
Leverkusen – Eines werden sie nicht müde immer und immer wieder zu betonen: „Wir bauen hier keinen Palast.“ Darauf legen Stephan Rosenthal und Thomas Adenauer, die beiden Projektleiter des Covestro-Neubaus im Chempark, Wert. Es gehe einzig und allein um die Errichtung eines Gebäudes, das zeitgemäß in Sachen Arbeitsumfeld, Architektur und Nachhaltigkeit sei.
Ende 2019 soll es fertig sein. Und wenn es fertig ist, dann stellt es eine 102 Meter lange und sechs oberirdische Etagen hohe Revolution aus Beton, Stahl und Glas dar.
Denn: Die Grenze zum Chempark wird einmal quer durch das Erdgeschoss des Gebäudes verlaufen. Die Fassade zur Bundstraße 8 befindet sich auf öffentlichem Grund. Ebenso ein Presseraum, ein Foyer und ein sogenannter Idea-Room. Ein „Ideen-Raum“ quasi, der als Schauraum des Unternehmens, als Begegnungsstätte, als Ort von Ausstellungen sinnbildlich für Kreativität stehen und zum Austausch anregen soll. So etwas gab es in der Geschichte des stets hermetisch abgeriegelten Werksgeländes noch nicht.
Natürlich: Wer über den Haupteingang hineinkommt und weiter ins Innere des fast ausschließlich von Säulen und nur wenigen festen Wänden getragenen Gebäudes vordringen will, der wird sich an einem Schalter ausweisen müssen. Dennoch: Das sonst übliche Einlassprozedere an den traditionellen, mit Schranken versehenen Eingängen entlang der Werksgrenzen hat sich im Falle des Covestro-Campus erledigt.
Zertifiziertes Gebäude
Der neue Campus von Covestro wird aufgrund seiner Nachhaltigkeit – unter anderem werden regional hergestellte Materialien verwendet und die Einrichtung auf Energiesparsamkeit und Umweltfreundlichkeit ausgelegt – das erste Gebäude Leverkusens sein, das das amerikanische Leed-Zertifikat erhält (Leadership in Energy and Environmental Design/führend in Energie- und Umweltdesign). (frw)
„Offenheit“ ist das Wort, das beim 22 000 Quadratmeter Nutzfläche umfassenden und für gut 700 Mitarbeiter ausgelegten Bau im Vordergrund steht. Auch was die Büros angeht, die es im klassischen Sinne nicht mehr geben wird, wie Rosenthal sagt: „Lange Gänge, viele Türen – diese Zeit ist vorbei.“ Das habe es vor 50, 60 Jahren gegeben. Das werde im zukünftigen neuen Gebäude E 54, dessen Vorgänger die Agfa-Fabrik war, nicht der Fall sein. Aber ebenso werden auch keine Großraumbüros eingerichtet.
In Zukunft wird es vielmehr auf fünf von sechs oberirdischen Etagen offene aber dennoch strukturierte und meist per Glaswand abgegrenzte Räume geben. Ohne festen Arbeitsplatz, denn: Jeder Mitarbeiter soll die Möglichkeit haben, sich verschiedene Plätze auszusuchen: Schreibtische, Stillarbeitsplätze, Konferenzräume, Telefonplätze. Wie es gerade benötigt wird.
Auf jeden Beschäftigten sollen drei Arbeitsorte kommen, aus denen er wählen kann. Dadurch, und aufgrund der offenen Konzeption, soll Bewegung und damit Begegnung möglich sein. Und: Es wird in Sachen Büros auch keine bevorzugte Behandlung für die Unternehmenschefs geben.
Auf zwei Etagen sind des weiteren Terrassen geplant, die zur Werksseite hinausreichen. Und da fast sämtliche Technik auf dem Dach installiert wird, ist im Untergeschoss Platz für 230 Fahrradparkplätze, Duschen und Fitness-Räume.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Bundesstraße planen die Covestro-Verantwortlichen über den 80 Millionen Euro teuren Bau des Verwaltungsgebäudes hinaus noch die Errichtung eines Parkhauses, das über eine Fußgängerbrücke erreicht werden soll. Derzeit läuft laut Adenauer das Bebauungsplanverfahren.
Übrigens: Der Radweg entlang der B8 bleibt nach Aussage der Projektleiter wohl noch bis zum Herbst gesperrt, denn: Dort werde Baumaterial angeliefert, eine Sicherheitszone sei entsprechend unumgänglich.