Corona-KriseWeniger Geld und weniger Arbeit bei Covestro
Leverkusen – Die Absatzkrise bei Covestro führt zu einem ungewöhnlichen Sparprogramm: Vorstand und Betriebsrat haben sich auf einen umfassenden Gehaltsverzicht im Unternehmen geeinigt – nebst Verkürzung der Arbeitszeit. Ab 1. Juni und vorerst bis Ende November geben alle etwas ab. Und zwar nach dem Prinzip: Wer am meisten bekommt, verzichtet auch im größten Maße. Das bedeutet: Vorstand und Aufsichtsrat verzichten jeweils auf 15 Prozent ihrer Einkünfte.
In dieser Größenordnung werde niemand sonst herangezogen, versicherte am Dienstag auf Anfrage Lars Boelke, Sprecher beim Kunststoff-Konzern. Mitarbeiter mit niedrigen Einkommen üben demnach einen viel geringeren Gehaltsverzicht, nämlich sieben Prozent. Natürlich werde auch darauf geachtet, dass alle ihre Arbeitszeit passend kürzen.
Nicht nur Deutschland spart
Mit dem Betriebsrat habe man sich gut verständigen können. Voraussetzung ist allerdings, dass nicht nur die deutschen Werke sparen. Hier sind rund 7000 Mitarbeiter betroffen; das sind 40 Prozent der Covestro-Belegschaft. An den weltweit 30 Standorten sollen Regelungen getroffen werden, die mit denen in Deutschland vergleichbar sind. Thomas Toepfer, Covestros Finanzvorstand und Arbeitsdirektor, betont die soziale Komponente des Sparprogramms: „Wir sind uns bewusst, dass diese Maßnahmen Einschnitte für jeden einzelnen bedeuten. Dabei ist es selbstverständlich, dass wir die Belastungen angemessen verteilen und niemandem mehr als nötig abverlangen.“
Den tatsächlichen Einspareffekt könne Covestro noch nicht beziffern, sagte Boelke. Außerdem sei nicht klar, ob das Solidarprogramm tatsächlich über ein halbes Jahr laufe, verkürzt oder womöglich noch verlängert werde: Das hänge von der wirtschaftlichen Entwicklung im Schatten der Corona-Pandemie ab. Die Alternative Kurzarbeit aber tauge nicht für die Verhältnisse bei Covestro: „Bis jetzt läuft die Produktion, wenn auch auf einem deutlich niedrigeren Niveau.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Bei Covestro stellt man das ungewöhnliche Sparpaket zudem in einem Zusammenhang mit der jüngst verkündeten Halbierung der Dividende: Aus dem bisherigen Spitzenwert von 2,40 Euro sollen 1,20 werden. Das ist jedenfalls der Vorschlag für die Hauptversammlung, die der Kunststoff-Konzern inzwischen auf den 30. Juli verlegt hat und im Internet abhalten wird. Sprecher Boelke: „Auch unsere Aktionäre sollen in dieser schwierigen Lage Verzicht üben.“