Covestro-PatentabteilungBayer-Tochter kehrt aus dem Steuerparadies zurück
Leverkusen – Steuervermeidung. Dieses Motiv stand am 6. Juni 2011 hinter der Gründung einer Bayer-Tochter. Fortan hieß die Patentabteilung des Konzerns Bayer Intellectual Property, wurde nicht nur aus der AG ausgegliedert, sondern auch aus Leverkusen: nach Monheim. In das rheinische Steuerparadies. So sparte Bayer „einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag“, räumte Marijn Dekkers Ende April auf der Hauptversammlung ein. Das Aktionärstreffen war sein letzter öffentlicher Auftritt, bevor Werner Baumann Vorstandschef wurde.
Insider waren gegenüber dieser Zeitung zuvor genauer gewesen: Die Differenz zwischen den Gewerbesteuer-Hebesätzen in Leverkusen und Monheim bedeute für Bayer eine Ersparnis von 30 Millionen Euro. Im Geschäft mit Patenten, Rezepten oder Gebrauchsmustern wird viel Geld bewegt.
Vor diesem Hintergrund ist ein Umzug der vergangenen Wochen eine besonders gute Nachricht für die Stadt. Covestro hat 50 Patent-Spezialisten zurück nach Leverkusen geholt. Sie sind nicht mehr bei Bayer Intellectual Property angestellt, sondern bei Covestro. Und dort auch nicht in einer Tochtergesellschaft. „Das ist eine normale Konzern-Abteilung“, sagte am Donnerstag Lars Boelke auf Anfrage. Der Sprecher bei Covestro nannte Details zum Hintergrund des Umzugs. Zur Abspaltung der Kunststoff-Sparte gehöre auch, die Patentbetreuung aufzuteilen. Dabei seien rund 50 Kollegen von Bayer Intellectual Property dem Kunststoff-Geschäft zugeordnet worden und gewechselt. Für sie habe man einen Standort näher an der Covestro-Zentrale gesucht.
Fündig wurde das Unternehmen auf dem früheren Wuppermann-Gelände. In der ehemaligen Hauptverwaltung des Walzwerks war genug Platz: knapp 1900 Quadratmeter. 1550 davon hat Covestro angemietet, nachdem der Altbau im Innern auf den Stand der Technik gebracht worden war. Gut angeschlossen ist das Gelände in Manfort in jeder Hinsicht. Bus und Bahn sind nicht weit, Glasfaser garantiert schnelles Internet.
Obermaier freut sich
Auf dem – so heißt das Ensemble jetzt – Marie-Curie-Campus seien noch 320 Quadratmeter Bürofläche zu haben, so Frank Obermaier. Der Chef der Wirtschaftsförderung freut sich sehr, „dass Covestro den Schritt aus Monheim nach Leverkusen gegangen ist“. Sehr gut möglich, dass Frank Stein das genauso sieht. Der Kämmerer kann jeden Euro Gewerbesteuer gebrauchen. Vielleicht bringt die Heimholung der Patentspezialisten etwas ein in dieser Hinsicht. Sollte sie eigentlich. Sonst wäre der Bayer-Transfer nach Monheim ja gar kein Steuersparmodell gewesen.