Wie lebt der Biber in Leverkusen? Interessierte lernten bei einer Wanderung die Spuren des Nagetiers zu lesen.
Dem Leverkusener Biber auf der SpurDie Nagetiere sind heimisch an der Dhünn
Er gehört zu den unbekannteren Bewohnern Leverkusens. Lange Zeit galt er als ausgestorben. Jetzt ist er wieder da: der Biber. Am Wochenende begaben sich 15 Naturinteressierte mit Naturpädagogin und Wanderführerin Martina Schultze in Schlebusch auf die Spuren des Nagetiers. An der Dhünn ist der Biber heimisch und hinterlässt spannende Fährten seines nächtlichen Tuns.
„Schau mal, Biber-Chips“, sagt eine Teilnehmerin schmunzelt. Sie zeigt auf helle Holzspäne, die auf altem Laub und dunkelbraunen Holzresten liegen. Gleich daneben ein Sanduhr-förmig angenagter Baumstamm. Ganz in der Nähe hört man Autos vorbeizischen, der Straßenlärm stört den Nager wohl nicht. Das ist nur eine der zahlreichen Spuren auf der Wanderroute über Stock und Stein entlang des Ufers der Dhünn.
Biber statt Italienischkurs
Die Biber-Chips ließ Teilnehmerin Sabine W. zwar liegen, den anderen Müll den sie entlang der Route entdeckte, sammelte sie jedoch fleißig auf: „Ich kann es nicht liegen lassen.“ Was die Wanderung für sie so interessant macht? „Die Nähe zum Wohnort.“ Teilnehmerin Sara Suerland-Schmidtke war eigentlich auf der Suche nach einem Italienisch-Kurs an der Volkshochschule und stieß dann zufällig auf das Angebot: „Ich war sehr überrascht und dachte, da müssen wir hin.“ Ihr Mann Tobias Schmidtke sagt: „Es ist ein Highlight den Lebensraum hautnah zu sehen.“
Zur Überraschung vieler: „Wir werden keinen Biberdamm sehen“, erklärte Führerin Schultze. Denn: „Sie bauen nur, wenn sie wollen.“ Das scheint in Leverkusen nicht der Fall zu sein. Der Biber hat es sich im Erdbau der Uferböschung gemütlich gemacht. Das kennt Teilnehmer Schmidtke anders aus seiner Kindheit. In der Zeichentrickserie „Die Biber Brüder“ lebten die Protagonisten in einem Damm. „Die hatten aber auch einen Fernseher“, sagt er und lacht.
Der Naturpädagogin ist auch wichtig zu betonen: „Der Biber zerstört seinen Lebensraum nicht.“ Sie zeigt auf einen Stamm, der wider austreibt: „Er verjüngt die Bäume“. Der Nager sei ein Baumeister und schaffe vielfältige Strukturen wie Kleingewässer, Totholz, Feuchtwiesen oder offene Bodenstellen am Ufer. Damit gestaltet er nicht nur sich selbst ein Zuhause, sondern sorgt zugleich für zahlreiche neue Lebensräume für Libellen, Amphibien und Reptilien.
Biber galt einmal als Fisch
Lange war der Biber hierzulande ausgerottet. Sein wertvolles Fell, aber auch sein Schwanz wurden ihm zum Verhängnis, weiß Schultze zu berichten. Im 15. Jahrhundert stufte man ihn als Fisch ein, was den Verzehr zur Fastenzeit erlaubte. Zusätzlich gewann man aus dem Sekret „Bibergeil“ Arzneimittel und nutzte es als natürliches Aroma und Duftstoff.
Wie kann man den Biber in Leverkusen schützen? „Augen offen halten und Spuren melden“, sagt die Wanderführerin. Die Hinweise seien hilfreich für die Nabu-Naturschutzstation, um sich einen Überblick zu verschaffen und die Tiere zu schützen. Für März planen sie im Rahmen einer Kartierung die Biber-Population zu erfassen. Auch auf seine Hunde sollte man Acht geben, denn sie seien eine der größten Gefahren, vor allem für die Jungtiere.
Angenagte Baumstämme, Biberrutsche und Höhle – Die Teilnehmenden gingen mit neuem Wissen über die Nagetiere nach Hause. „Für mich war alles neu, außer wie sie aussehen“, sagte Teilnehmerin Sabine. Ihre Tasche ist gefüllt mit Müll. Bildung und Handeln, so kann Umweltschutz funktionieren.
Mitte März ist der nächste freie Termin
Die nächste Biber-Wanderung mit Martina Schultze am kommenden Samstag war wie die letzte rasch ausgebucht. Der nächste freie Termin ist am 15. März, danach geht es im Herbst weiter. Die kommenden Führungen werden über die Nabu-Naturschutzstation Leverkusen angeboten. Eine Anmeldung vorab ist unbedingt erforderlich.