Deutscher Radiopreis für Carmen Schmalfeldt„Von da an lief ich auf Autopilot“
- Carmen Schmalfeldt (43) moderiert bei Radio Leverkusen die Morgensendung.
- In der Hamburger Elbphilharmonie wurde ihr nun der Deutsche Radiopreis in der Kategorie "Beste Moderatorin" verliehen.
- Im Gespräch blickt sie zurück auf eine feucht-fröhliche Nacht in der Hansestadt, bei der auch Max Giesinger mitmischte, und betont die wichtige Rolle ihres Sender-Teams bei diesem Triumph.
Leverkusen – Frau Schmalfeldt, am 25. September gewannen Sie den Deutschen Radiopreis. Besser geht es nicht. Wie begann dieser Tag für Sie?
Morgens um zehn Uhr im Zug kurz vor Düsseldorf mit einem Underberg. Wir waren zu viert unterwegs. Und mit dem wollten wir uns ein bisschen Mut machen, ehe es dann in die Elbphilharmonie ging. Wir hatten also von Beginn an einen Heidenspaß.
Am Abend kam der Moment der Momente. „And the winner is…“ Wie haben Sie den erlebt?
An die Ehrung und die Laudatio kann ich mich nicht mehr erinnern. Ab dem Moment, in dem mein Name genannt wurde, lief ich auf Autopilot. Ich musste hinterher unseren Chefredakteur Daniel Hambüchen fragen, ob das, was ich da vorne gesagt hatte, einigermaßen gut gewesen sei.
Und?
Muss es. Er sagte nämlich zu mir: „Du standest da oben, hast die Moderation übernommen – und Barbara Schöneberger hätte eigentlich die Bühne verlassen können.“
Was kam danach?
Die Show ging bis etwa 23 Uhr. Die Aftershowparty bis zwei. Da war ein harter Kern noch da. Unter anderem wir. Und: Max Giesinger, von dem ich eigentlich immer gedacht hatte, er wäre eher schüchtern. Aber er hat sich im Laufe der Nacht dann noch als extrem lockerer Typ und echtes Party-Tier erwiesen…
Dürfen Sie das erzählen?
Ja, das habe ich auch schon in einer Sendung getan. Alles gut. (lacht) Also: Wir wollten irgendwann auf einen Tipp hin in die „Thai-Oase“ auf dem Kiez. Das ist eine Karaoke-Bar. Und wir haben dann auch Max gefragt, ob er nicht mitkommen wolle. Er hatte allerdings eine Dame vom Management dabei, die ihm diese Idee ausredete. Dachten wir jedenfalls. Denn er ließ uns ziehen. Aber als wir dann schon so zwei Stündchen in der Bar waren, flog plötzlich die Tür auf. Max stand da – und hat mitgesungen. Rockzeugs. Red Hot Chili Peppers und so. Das war echt stark.
Wann waren Sie wieder im Hotel?
So gegen 7 Uhr. Da konnte ich dann für eine Stunde schlafen. Oder auch nicht, denn: Ich war einfach noch zu aufgekratzt und voller Adrenalin.
Wie viele Nachrichten hatten Sie da auf Ihrem Mobiltelefon?
65 bei Whats-App. Und zig E-Mails. Viele davon stammten von Menschen, bei denen ich gar nicht damit gerechnet hätte. Nehmen Sie den Freund von meiner Kollegin Kaya Seeliger, Ingo, der eigentlich ein zurückhaltender und aufgeräumter Typ ist. Sie war mit in Hamburg. Und er schickte ein Video, das ihn daheim zeigt, wie er völlig ausflippt vor Freude. So eines gibt es auch von meinen Kollegen in Leverkusen, die sich die Preisverleihung gemeinsam anschauten. Als ich sah, dass sich Menschen so dermaßen für mich freuen, dachte ich nur: „Ich liebe euch alle!“ Das hat mich unheimlich glücklich gemacht. Ich muss deshalb sogar sagen: Das war die schönste Nacht meines Lebens.
Das ist jetzt das Maximum.
Ja. Aber es ist ja so: Dass wir all das als Radio Leverkusen, als Underdog gewonnen haben, und dass ich so viel Liebe, Wertschätzung und Spaß erfahren durfte – das habe ich noch nie gehabt.
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Was macht die Faszination Ihres Mediums in Zeiten der sozialen Netzwerke und Streams aus?
Seit Menschengedenken haben wir uns um die Feuerstelle versammelt und uns Geschichten erzählt. Das ist etwas, das dir keine Künstliche Intelligenz jemals so wird geben können wie ein Mensch. Diese echte Ansprache. Wissen Sie: Ich habe ganz viele Fehler. Da muss man nur mal die Kollegen fragen. Zum Beispiel Sebastian Poullie, mit dem ich morgens zusammen moderiere. Der sagt mir immer: „Carmen, Du bist Genie und Wahnsinn in einem.“ Und es gibt Tage, an denen bekomme ich tatsächlich gar nichts auf die Reihe. In so einem Senderaum sind ja auch extrem viele Knöpfchen. Wie im Flugzeug. Da ist die Gefahr natürlich hoch, dass man mal das falsche Knöpfchen drückt. Aber ich weiß trotz allem ganz genau, worin ich immer gut bin: Ich schaffe es, eine Beziehung zu den Menschen aufzubauen. Und genau das ist auch die Stärke von Radio.
Klingt simpel. Ist es das auch?
Es ist nichts anderes als eine Frage des Fokus. Wir bei Radio Leverkusen stellen uns nicht mit dem Habitus hin: „Womit erhellen wir die Gedankenwelt unserer Kunden?“ Wir fragen uns: „Okay, was würden die Leute vermutlich gerne hören, wenn sie morgen früh aufstehen?“ Und die Menschen haben ein untrügliches Gespür dafür, ob man das dann auch ehrlich meint. Ob das, was sie da hören, echt ist. Und ich bin echt. Wir sind echt. Leider kenne ich viele Leute gerade von großen Radiostationen, die genau das nicht sind. Und auch in Hamburg kamen viele zu mir und fragten mich: „Frau Schmalfeldt, wieso sind Sie eigentlich nur bei Radio Leverkusen?“
Was war Ihre Antwort?
Weil ich da die Werte, die ich habe, leben kann. Denn es ist doch so: Ich bin bei Radio Leverkusen, weil ich da in einem wunderbaren Team arbeiten darf. Und weil ich nicht zuletzt mit Sebastian Poullie einen Kollegen neben mir habe, der nicht nur ein toller Mensch, Moderator und Comedian ist, sondern der mich auch kritisiert und mir seine Meinung sagt und mich wirklich besser macht. Den Preis hätte ich alleine – ohne all die Menschen um mich herum – niemals gewinnen können. Und um genau das mal in einer kleinen Geschichte zusammenzufassen: Am Morgen nach der Preisverleihung rief eine Hörerin im Sender an und freute sich: „Wir haben gestern den Preis gewonnen!“ Ich meine: Wir! Das hat sie wirklich gesagt! Und das finde ich so wunderbar. Weil es die Sache genau trifft: Wir haben gewonnen!