Diesel in Leverkusen bei 2 EuroExplodierende Preise setzen Wupsi und Speditionen zu
Leverkusen – Wer mit dem Auto zur Arbeit pendelt, kann vielleicht auf Bus und Bahn oder das Fahrrad umsteigen. Unternehmen, die aber auf vollgetankte Fahrzeuge angewiesen sind, haben kaum eine Möglichkeit, auf die explodierenden Preise für Diesel und Benzin zu reagieren.
2,12 Euro und mehr kostet der Liter Diesel teilweise am Montag an Leverkusener Tankstellen. Auch Benzin liegt längst über der 2-Euro-Marke. Das setzt dem Leverkusener Verkehrsunternehmen Wupsi zu: „Die hohen Dieselpreise treffen uns stark“, sagt Pressesprecherin Kristin Menzel am Montag dem „Leverkusener Anzeiger“.
Preise sind um fast 30 Prozent gestiegen
Gegenüber Dezember 2021 beträgt die Preissteigerung beim Diesel aktuell fast 30 Prozent, hat die Wupsi ermittelt – und dabei sogar noch die Erhöhung der CO²-Umlage rausgerechnet. Diese 30 Prozent treffen freilich Jede und Jeden, die den Tank ihres Fahrzeugs voll machen. Doch die Wupsi wird heftiger getroffen als die Otto-Normalverbraucherin. Die Dieselfüllungen für ihre Nahverkehrsbusse sind ein gewaltiger Kostenfaktor. 1210 Kilometer lang ist das Liniennetz des Verkehrsunternehmens ingesamt, jedes Jahr legen die Busse nach Wupsi-Angaben rund zehn Millionen Kilometer darauf zurück.
Nun ist die Wupsi zu ihrem Glück nicht auf die täglichen Schwankungen angewiesen, erläutert Sprecherin Menzel: „Wir fahren mit unseren Bussen ja nicht an die normale Tankstelle. Wir haben Lieferanten, die uns direkt mit Diesel beliefern.“ Und die Mengen, die die Wupsi sich liefern lässt, und auch die Zeitpunkte der Bestellung kann sie frei wählen.
„Wir behalten den Markt ständig im Blick und sind im engen Austausch mit unseren Lieferanten. So können wir schnell reagieren, sollten die Preise fallen“, sagt Menzel. Doch auch das gelingt nur zu einem gewissen Grad, schließlich sind auch die Tanks auf dem Firmengelände in ihrem Volumen begrenzt. Im Dezember für das nächste halbe Jahr einkaufen – das ist keine Option. „Unser Depot reicht für über zwei Wochen“, sagt Menzel. Wie lange genau, das hätten sie zum Glück noch nie ausreizen müssen.
Preise werden für ein Jahr festgelegt
Selbst wenn die Wupsi es wollte, könnte sie den massiven Preisanstieg nicht so schnell in Form verteuerter Tickets an Fahrgäste weitergeben. Die Preise werden im Verkehrsverbund Rhein-Sieg jeweils für ein Jahr festgelegt. Die aktuellen Preise gelten seit dem 1. Januar und bis mindestens bis 31. Dezember 2022. „Was im nächsten Jahr passiert, kann ich jetzt noch nicht sagen“, so Menzel.
Auch Carina Stelzmann will die höheren Kosten für ihr Unternehmen nicht so einfach an die Kundschaft weitergeben. Die Geschäftsführerin der Leverkusener Familienspedition Stelzmann berichtet am Montag wenig überraschend ebenfalls von „deutlich erhöhten Kosten“. Das Unternehmen, das mit seinen 25 Lkw rund um Leverkusen und Köln Waren transportiert, ist in der Branche einem harten Preiskampf unterworfen. „Wir können es uns nicht leisten, die höheren Kosten einfach so weiterzugeben“, sagt Stelzmann.
Dabei haben die vergangenen zwei Jahre den Speditionen schon genug zugesetzt. „Corona hat für Auftragsverluste gesorgt. Es mangelt an Fahrern. Es gibt viele Faktoren, mit denen wir in der Branche zu kämpfen haben“, so die Familienunternehmerin.
Zumindest langfristig will sie die Spedition unabhängiger aufstellen von globalen Entwicklungen, die den Dieselpreis in noch unbekannte Höhen steigen lassen könnten: „Wir haben großes Interesse daran, in Elektro-Lkw zu investieren“, sagt Stelzmann. Aber das sei noch Zukunftsmusik. „Für unseren Markt ist das Angebot noch gar nicht da.“