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„Ich bin Marokkaner“Karim Bellarabi sagt in Leverkusen für Jonathan Tah aus

Lesezeit 3 Minuten
Karim Bellarabi steigt in sein Auto, hinten der Chauffeur.

Nach der Aussage steigt Karim Bellarabi in einen SUV, der mit Chauffeur auf ihn wartet.

Für Karimi Bellarabi ist Jonathan Tah wie ein kleiner Bruder. Und Bellarabi zögerte nicht, ihn zu beschützen, wie er vor Gericht aussagt. 

Unbestreitbar ein medialer Höhepunkt war am Freitag im Amtsgericht der Auftritt von Karim Bellarabi als Zeuge im Tah-Prozess. Es geht um eine mögliche Erpressung des selbst ernannten Spielerberaters Gerardo D. (Name geändert) gegen den Bayer-04-Spieler Jonathan Tah. Richtig viel konnte Ballarabi („Der Jona ist wie ein kleiner Bruder für mich“) zur Wahrheitsfindung nicht beitragen.

Als der mutmaßliche Erpresser Tah und Bellarabi vom Stadion zum Hotel am Forum durch Leverkusen im Auto verfolgte, und diese sich bedroht fühlten, stellte Bellarabi den Verfolger auf der Straße vor dem Forum furchtlos zur Rede: Er stieg aus dem Auto, ging nach hinten, klopfte beim Verfolger an die Scheibe und fragte, was Sache sei. „Er wollte Geld von Jona haben, das war der Grund für seine Bedrohung.“

Einen Tag vor Saisonende muss Bellarabi in den Zeugenstand

Ein Streit entwickelte sich, Gerardo D. habe Bellarabi Angst machen wollen. D. soll gesagt haben, dass er eine Waffe besorgen könne und: „Ich bin Albaner!“ Der Profifußballer antwortete schlagfertig: „Schön, und ich bin Marokkaner!“ Ernsthaft geschehen sei nichts weiter, allerdings sei ihm erst hinterher aufgegangen, dass die Sache auch anders hätte ausgehen können.

Möglicherweise spielt Bellarabi am Saisonende am Samstag zum letzten Mal bei Bayer 04, er eilte nach seinem Zeugenauftritt am Freitag schnell aus dem Gerichtsgebäude und stieg in einen Maybach-SUV, der mit Chauffeur auf der Gerichtsstraße auf ihn wartete.

Die Welt der Luxusautos

Luxusautos spielen im Prozess, in der Unterwelt, wie auch in der Welt des Profi-Fußballs eine bedeutende Rolle. Zuerst floss das Geld für Gerardo D. von Tah wie von selbst: Zwischen 2014 und 2016 überwies er seinem Berater über 160.000 Euro. Das Geld floss über das Konto eines Hamburger Sozialarbeiters, der Gerardo D. in der Jugend betreut hatte. Das ist schon ungewöhnlich.

Abgesehen von Tah hatte D. keine Kunden. Als der Richter fragt, ob das auch versteuert wurde, grätscht der Verteidiger ins Gespräch: „Dazu machen wir keine Aussage!“

Ein freund und Berater soll Tah erpresst haben. Karim bellarabi kam als zeuge
 Foto: Ralf Krieger

Gerichtssaal: Links im Bild der Angeklagte im Erpressungsprozess. Karim Bellarabi kam als Zeuge.

Die Gegenleistung, die der Berater für das viele Geld erbracht haben will, konnte er selbst nicht ganz schlüssig beschreiben: Er habe für Tah einen AMG-Mercedes gekauft, den er aber meist selbst gefahren sei. Seine Leistungen seien Ernährungstipps und Motivationshilfe, Begleitung zu den Spielen gewesen. 4000 Euro seien manchmal im Monat alleine für den Unterhalt des Mercedes C63 draufgegangen, kalkuliert der Angeklagte, im Gerichtssaal scheint ihm das nicht jeder abzunehmen.

Der Angeklagte scheint wirklich zu glauben, dass der Nationalspieler Jonathan Tah nur durch seine Betreuung an der Spitze des deutschen Fußballs steht. 

Gerichtssaal Foto: Ralf Krieger

Die Verhandlung lief in Saal vier am Amtsgericht in Opladen.

Umso schmerzlicher muss es Gerardo D. getroffen haben, als sich der Goldjunge Tah von ihm abwandte. Als er das in Leverkusen klären wollte, sei er von Tah in die Falle gelockt worden und 2016 unter der Stelzenautobahn geschlagen worden. Dass das stimmen könnte, dafür gibt es Hinweise in den Aufnahmen, die dem Gericht vorliegen: Die Polizei hörte da schon das Handy von Gerardo D. ab.

Nach dem angeblichen Überfall wollte Gerardo D. noch einmal Geld machen: Er forderte 200.000 Euro von dem Fußballprofi, aber mit Rechnung und Mehrwertsteuer, dann sollte von der Sache nichts bekannt werden. Ausweislich der abgehörten Telefonate ging Tah zunächst darauf ein; seine Bedingung: „Dann lässt Du mich für immer in Ruhe.“ Offenbar hat aber ein Anwalt Jonathan Tah überzeugt, das nicht zu tun und Anzeige bei der Polizei zu erstatten.

Geld zieht die falschen Leute an
Der wegen Erpressung Angeklagte

Als der Angeklagte eine Einlassung vor Gericht verliest, schnieft er zwischendurch immer: Alle Vorwürfe seien konstruiert, auch Bellarabi habe gelogen, das Gericht werde von den Lügnern instrumentalisiert. Es sei nie um Geld gegangen zwischen ihm und Tah, der in Leverkusen in die falschen Kreise geraten sei, viel Geld ziehe nun mal die falschen Leute an. Am Ende seiner Rede schluchzt der muskulöse Mann laut: „Ich schäme mich wirklich sehr, jetzt soll ich ein Erpresser sein!“