Explosion in BürrigCurrenta will Tank am Leverkusener Sondermüllofen wieder befüllen
Leverkusen – Currenta möchte einen seit der Explosion ungenutzten Tank in Betrieb nehmen, um künftig neben der Sondermüllverbrennungsanlage einen Vorrat an flüssigem Brennstoff für die Klärschlammverbrennung zur Verfügung zu haben. Das war einer der Punkte, der in der siebten Sitzung des Begleitkreises zur Wiederinbetriebnahme der Sondermüllverbrennung in Bürrig angesprochen wurde.
Der Schlamm aus der Kläranlage ist ein Problem für Currenta. Er wird zur Zeit in andere Verbrennungsanlagen gefahren; mit Lkw, denn einen Eisenbahnanschluss gibt es in Bürrig nicht. Klärschlamm ist feucht und brennt nicht von alleine, deshalb benötigt Currenta Brennstoff.
Seit Juni wird in Bürrig Heizöl verfeuert, um die Verbrennungsöfen unter Hitze zu prüfen. Viel Brennstoff fällt aber auch in Form von Lösemitteln in den Chemparks an. Das will man wieder nutzen: Die Sicherheitsexperten um Christian Jochum und der Tüv prüfen jetzt, unter welchen Bedingungen die Lagerung in dem 500 Kubikmeter fassenden Tank 8 neben der Verbrennungsanlage genehmigt werden kann. Der Tank ist bei der Havarie weitgehend unbeschädigt geblieben.
Neues Tanklager durch die Hintertür?
Unbehagen soll deshalb im Kreis aufgekommen sein: Ein Mann befürchtet ein neues Tanklager durch die Hintertür. Für Jochum wäre eine solche Lagerung nicht vergleichbar mit dem am 27. Juli explodierten Gemisch im wesentlich kleineren und seither vollkommen zerstörten Tank 3. Dort entzündete sich ein Stoff, weil er sich zuvor selbst erhitzt hatte.
Das Problem der Selbsterhitzung sei eine Frage der Konzentration, sagte Jochum am Mittwoch am Telefon. Also sollen in den Tank nur Lösemittel mit einer schwachen Konzentration gelöster Chemikalien kommen. „Diese Lösemittel haben kein Potenzial zur Selbsterwärmung“, sagt Jochum. Die Klärschlamm-Verbrennung nach dem „Just in Time“-Verfahren mit zeitlich passend angeschlossenen Tankwagen zu fahren, also ohne Puffer, soll nicht möglich sein.
Das könnte Sie auch interessieren:
Damit kein Stoff angeliefert wird, der gefährlich wird, will man so verfahren: Die anliefernden Unternehmen geben eine Dokumentation darüber, welches Stoffgemisch geliefert wird. Aus dem Lkw wird vor Ort in Bürrig eine Probe gezogen und schnell analysiert, sagt Jochum.
Weshalb Klärschlamm überhaupt verbrannt werden müsse, war eine Frage, die im Begleitkreis aufkam. Man will das prüfen. An der Verbrennung der Masse führen nur wenige Wege vorbei. Eine Verwendung in der Landwirtschaft wird fast nicht mehr praktiziert und dürfte für den Schlamm aus Bürrig kaum in Frage kommen.
Auch Abwasser wird verbrannt
Auch Abwasser, das die Bakterien der Kläranlage zu stark stören würde und deshalb nicht eingeleitet werden kann, wird in Bürrig verbrannt. Wasser zu verbrennen klingt seltsam: Es wird in eine Flamme eingespritzt. Auch dafür wird viel Energie benötigt, das Verfahren laufe mit Erdgas, sagt Jochum. Currenta schreibt in einem Informationsblatt, dass dafür auch „Abfallflüssigkeiten“ verwendet werden. Auch diese Anlage soll wieder hochgefahren werden. Jochum: „Wir werden uns das noch genau anschauen“.
Info-Stand in Bürrig
Wiederholt gibt es Kritik, dass der Begleitkreis nur bedingt öffentlich tagt, die Presse nicht eingeladen wird. Komplett öffentlich war eine Art Marktstand von Currenta in Bürrig an der Bäckerei Kohlenbach, zu dem jeder kommen konnte, um Fragen zu stellen oder Currenta-Vertretern seine Meinung zu sagen. Das wurde angenommen, zeitweise standen mehrere Personen im Schatten der Straßenbäume im Kreis und diskutierten.
Eine Kritik, die vor Ort aufkam: Currentas Ankündigung war zu kurzfristig, sie kam erst am Nachmittag am Vortag. Currentas Kommunikations-Chef Christian Rückold gelobte Besserung, denn es sind in naher Zukunft weitere solcher Stände in den Vierteln angekündigt, der nächste in Rheindorf. Es ging nicht nur um die Bürriger Anlage. Über die von Currenta beantragte Grundwasserentnahme von 100 Millionen Kubikmetern jährlich für die Dauer von 30 Jahren sind einige der Anwesenden besorgt, sogar entsetzt, sagte eine Frau. Der Antrag liegt derzeit bei der Bezirksregierung Köln zur Genehmigung.