Förster schlägt AlarmSchwere Schäden in den Leverkusener Wäldern
Leverkusen – Die Prognose von Förster Karl Zimmermann klingt so pragmatisch wie erschütternd: „Ich habe in meinem Job noch eine Restlaufzeit von vier Jahren. Wenn ich gehe, wird es in ganz Leverkusen keine Fichten mehr geben.“ Der Waldexperte im Dienst des Landesbetriebs Wald und Forst NRW, der für Leverkusen und Leichlingen zuständig ist, sieht nach zwei Dürresommern mit extremen Temperaturen schwarz.
Das berichtete er in dieser Woche im Umweltausschuss der Stadt. Viele Bäume seien gleich auf größeren Flächen irreparabel geschädigt, einige seien schon abgeholzt, einzelne schwächelnde Bäume entfernt worden. Und einzelne Sorten – wie die vom Borkenkäfer massiv attackierte Fichte – werden hier eben nicht überleben. Auch Ahorn und Esche mussten vielfach bereits dran glauben.
Rasche Aufforstung angestrebt
Bei der Aufforstung ist nun eine Neuorientierung angesagt. „Ich hab Ausländer reingeholt“, berichtete Zimmermann zum Vergnügen mancher Ausschussmitglieder, „vor allem aus den USA.“ Douglasie, Küstentanne und Roteiche an erster Stelle, aber auch Kastanie und Robinie.
Allen ist gemeinsam, dass sie das deutlich wärmere und trockenere Klima der jüngsten Zeit besser vertragen. Denn das steht für Zimmermann zweifelsfrei fest: „Der Klimawandel ist da, diese trockenen Hitzeperioden wie in den Sommern 2018 und 2019 sind kein Wetterphänomen mehr.“ Wer die Baumsorten mit Migrationshintergrund in der Landschaft erleben will, dem empfiehlt der Förster den Hang hinter Gut Ophoven in Opladen, „der besteht zu 90 Prozent aus Roteiche“.
Schnell dicht aufforsten
In jedem Fall werde der Wald in unseren Breiten zeitweise „ziemlich bunt“ werden, wenn immer mehr blühende Pflanzen vorübergehend den bisher beschatteten Waldboden eroberten. Um eine ungewollte Ausbreitung von Springkraut und Knöterich zu verhindern, dringe er auf eine möglichst rasche und dichte Aufforstung mit einem klimaangepassten Wald.
Dass dies nicht überall und rasch möglich sein wird, ist dem Förster bewusst. Auf Nachfrage im Umweltausschuss verweist er zum Beispiel auf den Bürgerbusch, den er von 1995 bis 2010 bewirtschaftet hat. Leverkusens größtes Waldgebiet im Stadtzentrum ist zu 95 Prozent in Privatbesitz und hat einen neuen Eigentümer, der sich wenig kooperativ zeigen soll. „Wir haben da als Behörde kaum eine Möglichkeit einzugreifen, allenfalls ordnungsrechtlich, wenn Totholz entfernt werden muss und Wege gefährdet sind.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Fichten im Bürgerbusch würden spätestens Mitte 2020 brüchig werden. Schon jetzt lasse der Waldbesitzer Trampelpfade nicht mehr freiräumen. Einzig an den Hauptwegen, die im Besitz der Stadt sind und von dieser unterhalten werden, herrsche relative Ordnung. Sorgen mache er sich um den Bürgerbusch allerdings nicht, betonte Zimmermann. „Es wird irgendetwas wiederkommen.“ Das sei eben Natur.