Drei Duos, drei Epochen, drei Instrumente – wenn zwölf Hände auf Tasten tanzen, entsteht eine magische Klangreise von Bach bis Piazzolla.
Lange Nacht des KlaviersFest für zwölf Hände – und viele Klangfarben im Forum Leverkusen

Alexandra und Alexander Grychtolik nehmen Platz, zwei Cembali stehen sich gegenüber wie in einem musikalischen Duell.
Copyright: Timon Brombach
Drei Räume, drei Epochen, drei Klangwelten – die „Lange Nacht des Klaviers" lädt zu einer Expedition durch die Geschichte der Tasteninstrumente ein. Alexandra und Alexander Grychtolik nehmen Platz, zwei Cembali stehen sich gegenüber wie in einem musikalischen Duell. Doch hier gibt es keine Gegner, nur zwei Meister ihres Fachs. Das Duo ist bekannt für seine historisch informierte Aufführungspraxis und seine kreativen Improvisationen, die den Übergang von der Barockzeit zur Wiener Klassik erforschen.
Sie lassen die Musik atmen, umspielen sich, kontern einander mit federnden Trillern und geschmeidigen Läufen. Johann Sebastian Bach hätte seine Freude an diesem Dialog zwischen Technik und Spielfreude gehabt. Man hört das Echo einer vergangenen Epoche, aber nichts wirkt verstaubt – hier lebt der Barock, pulsierend und improvisatorisch frei.
Schuberts Zeitkapsel: Blondeel und Callot am Wiener Hammerflügel im Forum
Weiter gewandert: Im Seitenfoyer steht ein Instrument, das mehr nach Wohnzimmer als nach Konzertsaal klingt: Lucas Blondeel und Nicolas Callot, die seit über zwanzig Jahren ein Duo bilden, lassen Schuberts Musik durch ihren Flügel hindurchfließen wie durch ein altes, ehrwürdiges Haus. Ihr Repertoire ist geprägt von Werken Schuberts, die sie auf historischen Instrumenten aufführen. Der Klang ist weich, ja fragil. Man hört nicht nur das Spiel, sondern das Holz, die Mechanik – den Atem der Romantik. Das deutsch-türkische Pianistenduo Gülru Ensari und Herbert Schuch, das seit zehn Jahren zusammen spielt, bringt die Bühne zum Beben.
Orchester aus vier Händen: „ensariSchuch“ entfesseln ein Feuer
Ensari und Schuch sind auf internationalen Bühnen zuhause, von der Philharmonie in Köln über das „MiTo Festival“ in Mailand und Turin bis zum Istanbul Music Festival. Ihr Repertoire umfasst Brahms, Ravel und Piazzolla – Musik, die leidenschaftlich, pulsierend, schillernd ist. Brahms’ Ungarische Tänze schwingen zwischen Temperament und Melancholie, Ravel lässt den „Bolero" mit unerbittlicher Spannung wachsen und bei Piazzollas „Libertango" wippen Zuhörende mit den Füßen. Das ist nicht nur Klavierspiel, das ist pure Energie – ein orchestraler Rausch aus Klang und Rhythmus. Ihr Album „Dialogues" zeigt ihre Vielseitigkeit und verbindet Werke von Mozart, Debussy und Bernd Alois Zimmermann auf beeindruckende Weise.
Aber nicht nur die Konzerte machen diesen Abend aus: Die Wandelpausen lassen das Publikum atmen, reflektieren, eintauchen in Gespräche über das Gehörte. Hier treffen sich Musikliebhaber und Neugierige, Experten und Laien, ein Glas Wein in der Hand, ein Echo im Kopf. Die Musik klingt nach – in den Gedanken, in den Gesprächen, noch lange in der Nacht. Wer hier war, wird die Klänge noch lange mit sich tragen – als Melodie im Kopf oder als unbestimmtes Gefühl tief im Bauch.