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Forum LeverkusenBei „Barock meets Jazz“ reichen sich musikalische Epochen die Hand

Lesezeit 2 Minuten
Musiker auf der Bühne

Barock trifft Jazz: Das Ensemble „Blue Baroque“ vereint musikalische Welten im Forum Leverkusen.

Was haben Barock und Jazz gemeinsam? Eine ganze Menge – wie am Sonntagabend im Studio des Forums bewiesen wurde.

Ein leises Klopfen auf der Snare, dann setzt das Cembalo ein – und schon ist klar: Dieser Abend im ausverkauften Studio des Forums Leverkusen wird kein gewöhnlicher. Das Publikum lehnt sich neugierig nach vorne, die Atmosphäre knistert. Bei „Barock meets Jazz“ trifft Musik aus höfischen Sälen des siebzehnten Jahrhunderts auf die verrauchten Clubs des zwanzigsten Jahrhunderts – das passt, besser als man denken könnte. Improvisation – das Herzstück dieses Konzerts: Ob barocke Verzierungen oder jazzige Saxophonsoli, die Musiker des Ensembles „Blue Baroque“ zeigen eindrucksvoll, dass kreative Freiheit kein zeitlich begrenztes Privileg ist. Es wird improvisiert, variiert, über achttaktige Phrasen hinweg flaniert, mit einem Augenzwinkern zitiert und verspielt dialogisiert.

Im Forum Leverkusen: Ein Ensemble voller Entdeckerfreude

Die barocke Generalbassgruppe, vertreten durch Cembalo und Kontrabass, verschmilzt mit der modernen Jazz-Rhythmusgruppe aus Gitarre, Klavier und Schlagzeug. Es entsteht kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander.

Ein Crossover, das nicht auf plakative Kontraste, sondern auf kluge Übergänge setzt. Die acht Musikerinnen und Musiker agieren mit sichtlicher Freude am Experiment. Antje Bischof beeindruckt mit ihrer Doppelrolle an Gesang und Geige. Ihre Stimme passt sich an barocke Linien ebenso wie an jazzige Harmonien an.

Paul Lindenauer ergänzt sie auf der Geige mit tänzerischer Eleganz, während Renate Lomberg am Cembalo mit tänzelnden Figuren für Authentizität sorgt. Besonders eindrucksvoll: Ein Satz aus einer barocken Suite, angereichert mit synkopischen Rhythmen, verwandelt sich beinahe nahtlos in einen jazzigen Standard. Die Übergänge sind organisch, überraschend – aber nie aufgesetzt. Es wird deutlich: Swing und Sarabande tanzen auf demselben Parkett.

„Blue Baroque“: Klangfarben zwischen Swing und Sarabande

Mechtild Franke, die zwischen Blockflöte und Keyboard changiert, bringt einen Hauch Alter Musik in den Jazzkontext. Auf der anderen Seite steht Stefan Schanz, dessen Tenorsaxophon nicht nur swingt, sondern in manchen Momenten höfische Galanterie verströmt. Michael Zirwes an der Gitarre und Manfred Hein-Dürr am Schlagzeug sorgen für rhythmischen Boden und Stefan Seehausen hält den Klang mit seinem Kontrabass zusammen, ein Handschlag zwischen Jahrhunderten. Das Spiel der französischen Barockmusik wirkt wie ein Vorläufer des Jazz-Swings. Die Akkordfolgen? Manchmal identisch. Wer hätte gedacht, dass sich Bachs Harmonien und die Harmonielehre von Charlie Parker so gut verstehen? Musik ist eben vor allem eines – ein gemeinsames Suchen, ein freies Spiel, eine offene Tür. Und manchmal – wie an diesem Sonntagabend – findet man dabei Unerhörtes. Im besten Sinne.