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Freudenthaler SensenhammerErwacht aus dem Dornröschenschlaf

Lesezeit 3 Minuten

Renate Steudel und Museumsleiter Jürgen Bandsom haben den Sensenhammer wieder geöffnet.

Leverkusen – Seit März herrschte im Industriemuseum Freudenthaler Sensenhammer in Schlebusch Stille. Dabei passt so ein Dornröschenschlaf gar nicht zu diesem Ort. Hier wird schließlich noch immer gedengelt, gebrannt und geschliffen – wenn auch nur für Besucher. Bis 1987 stellten hier die Angehörigen und Angestellten des Familienbetriebes Kuhlmann in einem an die frühindustrielle Zeit angelehnten Produktionsprozess Sensen her. Zu erkennen waren die Handwerksstücke aus der „Sensenfabrik H.P.Kuhlmann Söhne“ am Symbol des Herzens. Nach dem Ende der Produktion errichtete der Förderverein Freudenthaler Sensenhammer in der alten Fabrik ein Museum.

Die meisten sind dabei

Und in eine graue Schale auf dem Infotresen legen Kunden seit Samstag nun auch wieder ihr Bargeld für den Eintritt. Die gläserne Tür des Museums ist wieder offen. Wer nach dem (Neu-)Start hinter dem Tresen sitzt und die Besucher willkommen heißt, war aber nur eine von vielen Fragen die sich Museumsleiter Jürgen Bandsom und Schatzmeisterin Renate Steudel stellen mussten. Denn nicht alle ehrenamtlichen Helfer wollen und können unter Corona-Bedingungen arbeiten. „Ich habe mitunter Listen mit 15 Punkten und jeder Menge Bedenken bekommen“, sagt Bandsom und zeigt mit den Händen die Länge mancher E-Mail an. „Manche haben Menschen in der Familie, wegen denen sie kein Risiko eingehen möchten.“ Für andere wiederum sei das kein Problem gewesen.“ Wie auch immer: Die meisten sind letztlich dabei.

Schmiede in der Pause

Die Faszination für Mechanik und Technik führte Renate Steudel vor 15 Jahren zum Förderverein. Und wie das nunmal so sei: „Man findet kein Ende mehr“, sagt die Architektin über ihr Engagement. Das Museum sei „lebendig“, bekräftigt sie immer wieder. „Als seien die Schmiede gerade in der Mittagspause“, sagt die Segelfliegerin, die auch privat gerne Flugzeuge aus dem Schrott holt und einer Generalüberholung unterzieht.

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Im Eingangsbereich des Industriemuseums trennt jetzt eine Plexiglasscheibe Kassenwarte und Besucher voneinander. Eine rote Bande an zwei schmiedeisernen Ständern sorgt für zusätzlichen Abstand. Die Personaltoilette wurde zur Gästetoilette umfunktioniert. Die Devise: Möglichst wenig Kontakt, möglichst viel Raum.

Bereits Mitte März sollte die alte Fabrik eigentlich mal wieder zur Konzerthalle werden: Die Coverband D-Purple war gebucht. Im April hätten sich bei der Veranstaltungsreihe „Live@Sensenhammer“ zudem Harfen- und Popmusik getroffen. Ulla Van Daelen und Urs Fuchs sollten kommen. Und – natürlich – rechneten alle mit den Schmiedesonntagen, an denen Erwachsene und Kinder die alte Kunst des Freiformschmiedens erleben.

Finanzieller Schaden

Dass alles ausfiel und ausfällt, ist nicht nur für die Beteiligten schade, sondern bedeutet für das kleine Museum auch einen enormen finanziellen Schaden. „Wir schwimmen da sehr. Der Wegfall der Einnahmen tut richtig weg“, sagt Bandsom. Auch dass die Schmiedehalle jetzt nicht mehr vermietet werden kann für private Feste hinterlasse ein Loch in der Kasse. Auf lange Sicht sei die Situation so nicht zu stemmen, denn die Kosten liefen ja weiter. „Es ist wahnsinnig schwer, unter diesen Voraussetzungen Entscheidungen zu treffen. Pläne können wir jetzt nicht verwirklichen. Wie es weitergeht? Wir wissen es nicht.“

Zehn Besucher dürfen nun wieder gleichzeitig im Museum sein. Haben sie den schmalen Bereich vor der Kasse hinter sich, verläuft es sich in den weiten Räumen gut. Pfeile zeigen an, in welche Richtung es geht. Anfassen, aufziehen und hochnehmen ist ausdrücklich erlaubt – aber nur noch mit Handschuhen, die in Boxen bereitstehen.