LeverkusenSo wuchsen Bürrig und Wiesdorf zur Bürgermeisterei Küppersteg zusammen
2021 war ein gutes Jahr für Wiesdorf – trotz Corona. Denn da konnte es auf 100 Jahre als Stadt zurückblicken. 1921 hatte es die Stadtrechte erhalten, im Jahr zuvor hatten sich Bürrig und Wiesdorf zu einer Bürgermeisterei unter dem Namen Wiesdorf zusammengeschlossen. 1930 wurde Wiesdorf dann mit den Gemeinden Schlebusch und Rheindorf zur Stadt Leverkusen zusammengeschlossen. 1975 erhielt Leverkusen sein heutiges Gesicht respektive Stadtgebiet durch den Zusammenschluss des bisherigen Areals mit den Städten Bergisch Neukirchen, Opladen sowie dem Ortsteil Hitdorf der Stadt Monheim. Soweit, so bekannt. Doch wie sah die Zeit davor aus?
In einem Vortrag beleuchtete der Bergische Geschichtsverein Leverkusen-Niederwupper die Jahrzehnte zwischen 1889 und 1921. 1889 wurden Wiesdorf und Bürrig zusammengeschlossen und bilden die gemeinsame Bürgermeisterei Küppersteg. Damit schieden sie aus dem Bürgermeisterverbund mit Opladen aus.
Die ersten drei Jahre, so schildert es Reinhold Braun, erster Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins und ehemaliger Lehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, sei das Hotel zur Post das Domizil der Bürgermeisterei gewesen, hier wurde verwaltet und der Bürgermeisterrat kam zusammen. Allerdings taten sich die beiden Gemeinden schwer zusammenzuwachsen: Die Bürriger Gemeinderäte tagten zwar im „Hotel zur Post“, die Wiesdorfer blieben aber lieber in Wiesdorfer Gaststätten.
Artur Keunen eingeführt
Der erste Bürgermeister der Bürgermeisterei Küppersteg hieß Artur Keunen und stammte aus Mönchengladbach. Der Bergische Geschichtsverein besitzt noch eine Anzeige aus dem „Verkündiger“, datiert vom 10. September 1892, in dem die „Weihe des neuen Gemeindehauses“ und die „Einführung unseres Bürgermeisters Keunen“ mit Fackelzug, Konzert und Festzug angekündigt war.
Bis dahin sei Keunen wohl nur kommissarisch tätig gewesen, erklärt Reinhold Braun. Das neue Gemeindehaus war das Rathaus in Küppersteg. Das Gebäude fungierte bis 1910 für diesen Anlass, später beherbergte es eine Sparkasse und eine Post. Nach wie vor prägt das markante Gebäude an der Küppersteger Straße den Stadtteil.
Der Name Küppersteg leitet sich übrigens ganz unspektakulär von einem Steg über die Dhünn ab – etwa dort, wo heute die B 8 auf den Fluss trifft. Dort im Bereich hatte auch Großgrundbesitzer Wilhelm Breidenbach seinen Hof: Er prägte die Kommunalpolitik seiner Zeit mit. Er war nicht nur Mitglied des Gemeinderates in Wiesdorf, sondern auch Gemeindevorsteher in Wiesdorf und Erster Beigeordneter der Bürgermeisterei Küppersteg.
1910 wurde das Küppersteger Rathaus nicht mehr gebraucht: Die Verwaltung konnte in das neue opulente Rathaus in Wiesdorf einziehen, den Vorgänger des grünen Rathauses.
Kultur, Industrie und Sport
Die Orte wuchsen immer mehr zusammen: Kulturelle Veranstaltungen bereicherten das Leben, zum Beispiel gab es ab 1911 das Helios-Kino auf der Hauptstraße, dazu ein Jahr später das Tonbild-Theater (Eröffnungsprogramm für den 21. Mai 1912 waren unter anderem die Filme „Maskierte Liebe“ und „Die Indianerin“) und weitere vier Jahre später die Kaiser-Lichtspiele auf der Kölner Straße. Sportvereine gründeten sich, von TuS 04 Leverkusen bis zu den Sportvereinen der Farbenfabriken (Tennis, Rudern, Hockey), die sich später zum RTHC zusammenschlossen. Auch die Eröffnung des Bayer-Kaufhauses fiel in die Zeit der Bürgermeisterei Küppersteg (1911).
1920 verbanden sich Bürrig und Wiesdorf zur Großgemeinde Wiesdorf, ein Jahr später erhielt Wiesdorf Stadtrechte, neun weitere Jahre, 1930, wurde die Stadt Leverkusen aus der Taufe gehoben.