Lob von NRW-MinisterinGGS Bergisch Neukirchen will erste Sportgrundschule werden
Leverkusen – Erst kürzlich hat der Sportpark Leverkusen wieder gewarnt, dass zu viele Kinder in der Stadt gar nicht oder nicht gut schwimmen können. Kinder, die die Gemeinschaftsgrundschule in Bergisch Neukirchen besuchen, können damit nicht gemeint gewesen sein. „Spätestens im ersten Halbjahr des zweiten Schuljahres haben hier alle Kinder das Seepferdchen“, sagt Sportlehrerin Michaela Diederichs. Ungefähr 80 Prozent verlassen die Schule sogar mit dem goldenen Schwimmabzeichen, sie können nicht nur sicher Brustschwimmen, sondern beherrschen auch Kraul- und Rückentechnik.
Perfekte Voraussetzungen
Das liegt nicht nur daran, dass die Grundschule das Hallenbad direkt vor der Tür hat – auch wenn es natürlich hilft. Die GGS Bergisch Neukirchen ist eine von landesweit fünf Projektschulen. Als „sportorientierte“ Schule bietet sie im Gegensatz zu anderen Grundschulen eine vierte Sportstunde in der Woche an und schreibt dafür auch eigene Lehrpläne. Schwimmen wird von der ersten bis zur vierten Klasse durchgängig einmal pro Woche unterrichtet. Und zwar um 8 Uhr morgens – eine Uhrzeit, zu der andere Schulen das Schwimmbad nicht belegen können, weil sie erst mit dem Bus anreisen müssen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Am Donnerstag war die NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer zu Besuch, um sich vor Ort zu informieren. „Wir haben im Koalitionsvertrag stehen, dass wir die Einführung von Sportgrundschulen prüfen“, sagt Gebauer. Daher sei es sehr interessant zu sehen, was in Leverkusen auf die Beine gestellt werde. Denn die Grundschule sorgt sich nicht alleine um die Bewegungsausbildung der Kinder. Seit dem 1. August ist der TSV Bayer Leverkusen Träger der Offenen Ganztagsbetreuung und unterstützt die Schule mit Sport-AGs und zusätzlichen Betreuern in Sportstunden. Auch mit dem Landrat-Lucas-Gymnasium, einer von 18 NRW-Sportschulen, gibt es eine enge Kooperation.
„Hier stimmt wirklich alles“, lobt Gebauer. Das liege auch daran, dass Leverkusen die perfekte Größe für ein solches Projekt habe. „In einer riesigen Kommune wie Köln sind solche Konzepte schwer umzusetzen, und in kleineren Kommunen fehlen teilweise die Angebote.“ Außerdem hat die Schule perfekte Rahmenbedingungen: Nicht nur das Schwimmbad ist vor der Tür, sondern auch ein Leichtathletikplatz, ein Kunstrasenspielfeld und ein Bolzplatz, der auch in der Pause genutzt werden kann. Dass das dann alles nicht nur genutzt, sondern in ein eigenes pädagogisches Konzept gegossen und immer weiterentwickelt wird, sei aber nicht selbstverständlich. „Gerade wegen der guten Rahmenbedingungen ist es toll, dass hier so engagiert gearbeitet wird“, lobt Gebauer. Allerdings müsse man sich im Klaren darüber sein, dass das Konzept nicht unbedingt auf andere Schulen übertragbar sei. „In der Grundschule gilt der Grundsatz: Kurze Beine, kurze Wege. Wenn Kinder ständig mit dem Bus zum Sport gefahren werden müssen, ist das nicht sinnvoll.“ Hier stehe das gemeinsame Lernen im Vordergrund.
„Wir wollen gerne die erste Sportgrundschule werden“, sagt Schulleiterin Vera Bellgardt und betont: „Aber es geht uns nicht darum, aus den Kindern Leistungssportler zu machen.“ Wichtiger sei, die nachgewiesenen positiven Effekte von Bewegung auf die Lernfähigkeit zu nutzen und Missstände in den Bereichen Koordination, Kraft und Ausdauer zu verbessern, die dadurch entstehen, dass Kinder sich heute im Alltag viel weniger bewegen. TSV-Vertreter berichteten, dass viele Schulanfänger keine Sprossenwand mehr hochklettern könnten. Sowohl die GGS Bergisch Neukirchen wie auch der TSV wollen daher im nächsten Schritt auch die Zusammenarbeit mit den Kitas ausbauen.