Halbmarathon in LeverkusenEs gibt nur ein Ziel: Ankommen
Leverkusen – Eine Dreiviertelstunde vor Start bewegt sich ein Strom bunter Sportoutfits durch die Opladener Fußgängerzone. Die Läufer gehen in Richtung Marktplatz, um sich anzumelden und die Startnummer zu bekommen. Auf dem Platz treffen sich Läufergruppen, Freunde und Familie, man sitzt auf Bierbänken im Zentrum, stellt sich auf die bevorstehende Anstrengung ein.
Eine halbe Stunde vor Start geht man noch mal auf Toilette – vor den Dixiklos sind Schlangen wie beim Festival. Auf der kleinen Bühne baut eine Funkrock-Band auf. Kinder klettern jauchzend auf die aufblasbare Rutsche. Um den Platz herum ist ein Markt für Sportbekleidung, Sportnahrung und Versicherungen entstanden.
Das große blaue Tor
Eine Viertelstunde vor Start begeben sich die Läufer nach und nach in den Startbereich. Die Startlinie ist mit einem großen blauen Tor markiert. Direkt dahinter dehnen sich die Elitesportler. Unter ihnen ist Hendrik Pfeiffer, der versucht, die Qualifikation für den Olympischen Marathon zu erreichen. Sein Ziel für den heutigen Halbmarathon sind 66 Minuten.
Zum 19. Mal veranstaltet die Energieversorgung Leverkusen (EVL) den Halbmarathon. Der Rundkurs führt nach 21,0975 Kilometern wieder zurück zum Start, der dann zum Ziel wird. Gleichzeitig finden auch Staffelläufe, ein Fünf- und ein Zehnkilometerlauf sowie Läufe für Kinder statt. 4500 Läufer haben sich in diesem Jahr angemeldet.
Anfeuern auf Krücken
Fünf Minuten vor Start steht Nicole Peters neben dem blauen Tor, ihre Freunde machen sich bereit. Wegen einer Übermüdung des Schienbeinknochens kann sie diesmal nicht mitlaufen. Aber anfeuern, das wird sie auch vom Rand und auf Krücken. Drei Minuten vor Start erklingt laut „Leev Marie“, die Läufer schaukeln sich hoch und singen mit, dann knallt der Startschuss. Die Musik läuft weiter, die Menge rennt los. Britta Siegers durfte schon ein paar Sekunden eher auf dem Liegerad starten, dass sie mit den Armen ankurbelt.
Nach fünf Minuten sind alle gestartet, und direkt wird der Startbogen auf die Straße gesenkt, um die Aufschrift „Ziel“ zu enthüllen. Hier wird nun auf die Ersten gewartet – auch die Teilnehmer der Fünf- und Zehnkilometerläufe kommen in dieses Ziel.
Die Halbmarathonläufer sind nun unterwegs. Wer ein bestimmtes Zeitziel vor Augen hat, zum Beispiel 1:45, kann sich an Läuferinnen mit großen Fahnen auf den Rucksäcken halten, auf denen die Zeiten markiert sind, die sie genau für die Strecke brauchen werden.
Nadine Kroll und Cathleen Eisenbeiß, beide 34, wuppen den Halbmarathon zusammen. Die Freundinnen haben Spaß auf der Strecke, und es ist ihnen wichtig, „auch beim Laufen lachen zu können. „Wir sind keine Spitzensportler. Mein Ziel ist es, gesund und munter durchs Ziel zu kommen“, sagt Nadine Kroll. Sie hat sich kein persönliches Zeitziel gesetzt, sondern will auf ihren Körper hören. Der Marathon ist für sie der Ausgleich für die Arbeit auf der Intensivstation in Köln-Merheim. Der Grund für sie, zu laufen: die Freiheit.
Man ist nie allein
Und auch die Geselligkeit: „Man läuft ja nie allein. Manchmal ist man eine Teilstrecke im gleichen Tempo wie der Nebenmann, und dann unterhält man sich auch.“ Motivieren lässt sich die Kölnerin zusätzlich durch einen Freund: „Wir haben abgemacht, dass er im Ziel mit einem Kölsch auf mich wartet.“
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Denis Krusbersky, 28, und Marvin Wolter, 27 laufen das erste Mal den Halbmarathon. Die Langenfelder haben schon vor drei Jahren darum gewettet; jetzt gehen sie die Herausforderung an. Ihr Ziel ist – das Ziel zu erreichen. Jeder Läufer hat etwas Eigenes, das ihn antreibt, die Strecke auf sich zu nehmen. Auf das Kölsch im Ziel freuen sich jedoch viele.
Nach 1:06:21 kommt Hendrik Pfeiffer als erster Mann ins Ziel, wie angepeilt, und mit fünf Minuten Abstand zum Zweiten. Der sehnige Sportler wird von Fotografen umringt und interviewt. Er wirkt, als könnte er die Strecke gleich noch mal laufen. Zusammen mit Ankömmlingen des Zehnkilometerlaufs nehmen weitere Halbmarathonis die lange, abfällige Zielgerade.
FC-Hymne in der BayArena
Nach 1:23:44 erreicht Claudia Schneider als erste Frau die Ziellinie. Die mutige Läuferin erzählt, in der BayArena beim Lauf die FC-Hymne angestimmt zu haben. Hinter dem Ziel gibt es dann Kölsch, Bananen, Wasser. Dazu warten tonnenweise Medaillen an weißen Bändern, die den langsamer werdenden Läufern um den Hals gelegt werden. Beim Fünfkilometerlauf haben René Giesen mit 17 Minuten und einer Sekunde sowie Leonie Beele mit 21,51 gewonnen. Den Zehnkilometerlauf gewannen Robert Milam mit 37,34 und Lena Klaassen mit 38,25. Noch nach drei Stunden trudeln Halbmarathonläufer ein. Heute haben sie es geschafft.