Hase Felix wird 25Ein Besuch bei der Erfinderin des Kinderbuch-Stars in Leichlingen
- Der Hase Felix reist seit 25 Jahren um die Welt und begeistert Kinder mit seinen Geschichten.
- Erfunden hat ihn Annette Langen, die im bergischen Leichlingen wohnt. In ihrer Wohnung türmt sich die Fanpost an Felix.
- Vor kurzem war sie zu einer Lesung in die Türkei eingeladen, es wurde simultan übersetzt. „Und die Kinder lachen an den selben Stellen.“
Die Briefe von Felix füllen ein Bücherregal im Dachgeschoss. Zwischen chinesischen, arabischen und griechischen Schriftzeichen geben nur die Bilder einen Hinweis darauf, wohin es den reiselustigen Hasen gerade verschlagen hat. Annette Langen zieht eine israelische Ausgabe aus dem Regal. „Die finde ich besonders originell, weil das Titelblatt hinten drauf ist und man es sozusagen rückwärts liest.“
Die Briefe an Felix aber, die füllen den Keller im Haus der Autorin im bergischen Leichlingen. „Zum Glück haben wir den Platz“, sagt sie. Denn entsorgen möchte sie die Fanpost nicht. In diesem Jahr feiert die Erstauflage von „Briefe von Felix“ ihren 25. Geburtstag, gerade ist der neunte Band erschienen: „Mit Felix durch die Schweiz.“
Ein Hase bewegt Kinderherzen seit einem Vierteljahrhundert. Einer der ersten Briefe, den Felix je bekommen hat, liegt in einer Klarsichtfolie auf Langens Schreibtisch. Er beginnt mit: „Lieber Felix, ich habe dich noch nicht gesehen, aber ich glaube an dich.“ „Das hat mich so berührt und ist mir immer wieder eine Motivation“, sagt Langen mit strahlenden Augen.
Felix gibt es auch als Musical
Deswegen liegt der Brief der kleinen Melanie seit 1995 auf dem Schreibtisch im Dachgeschoss, von dem aus sie den Kuschelhasen auf Reisen schickt. Auf dem Regal daneben liegt „Raketen-Briefe von Felix“, ein selbst geschriebenes und -gemaltes Buch der achtjährigen Alissa aus der Schweiz. Inklusive eingepacktem Mondstein. „Den habe ich extra nicht ausgepackt, weil das so liebevoll gemacht ist“, sagt Langen.
Dass die Geschichten von Felix ähnlich weit herumkommen wie der Hase selbst, das hätte die Autorin nie erwartet. Die Bücher erscheinen mittlerweile in 29 Sprachen, es gibt Felix im Fernsehen, als Musical, auf Schulrucksäcken und Bettwäsche. „Ich habe das einfach aus Spaß an der Freude geschrieben und auch der Verlag hat nichts Besonderes davon erwartet.“
In den Büchern sind Brief versteckt
Aber dann war die erste Auflage schnell vergriffen, es wurde nachgedruckt und nachgedruckt. Das Besondere an den Büchern: Felix schreibt von seinen Reisen Briefe an seine Besitzerin und beste Freundin Sophie. Die Briefe in leicht krakeliger Handschrift sind in Umschlägen auf die Buchseiten geheftet, sie lassen sich rausnehmen, entfalten, erforschen.
„Ich denke, dadurch wird für Kinder die Geschichte noch authentischer“, sagt Langen. Hier kommt eine weitere Postkarte ins Spiel, die Langen zur Inspiration in ihrem Arbeitszimmer stehen hat. Darauf ist ein Spruch von Mark Twain gedruckt: „Reisen ist tödlich für Vorurteile“.
„Wenn ich Kinder einen Anstoß dazu geben kann, sich für Reisen, andere Länder und Kulturen zu interessieren, finde ich das wunderbar“, sagt Langen. „Das erweitert den Horizont und macht neugierig.“ Wenn Fremdes auf Schulhöfen und Spielplätzen auf Neugier trifft, statt auf Ablehnung, ist das ein großer Gewinn für eine bunter werdende Gesellschaft.
Lesereise in der Türkei
Dass es funktioniert, merkt Langen auf ihren Lesereisen. „Die Kinder kennen sich besser auf der Welt aus als früher. Wenn ich frage, welchen Turm Felix wohl in Paris sieht, rufen gleich mehrere: Den Eiffelturm!“ Vor kurzem war sie zu einer Lesung in die Türkei eingeladen, es wurde simultan übersetzt. „Und die Kinder lachen an den selben Stellen.“
Regelmäßig bekommt sie Post aus aller Welt, ein Foto zeigt einen Jungen mit Rucksack vor der Londoner Skyline, aus seinem Rucksack schaut ein Plüsch-Felix. Ein Pilot schickte ihr einmal ein Foto von Felix im Cockpit einer Cessna. Es war der erste große Flug des Mannes, Felix sollte dabei sein. „Das ist doch einfach toll, dass selbst Erwachsene noch so an der Figur hängen“, sagt Langen.
In 29 Sprachen sind die Felix-Bücher rund um die Welt erschienen. Die Gesamtauflage hat laut Verlag die Marke von sieben Millionen Exemplaren überschritten. Neun Bücher umfasst die Reihe bislang. 38 Briefe sind in den bisher erschienenen Büchern versteckt.Die Autorin (Jahrgang 1967) wuchs in einer Buchhändlerfamilie auf und unternahm zahlreiche Reisen mit ihren Eltern. Viele Jahre arbeitete sie als Lektorin in einem Kinderbuchverlag. Ehrenamtlich setzt sie sich für die Leseförderung ein. Sie hat zwei Kinder.
Die Geschichten von Felix handeln aber nicht nur vom In- Die-Welt-Hinausgehen, sondern auch vom nach Hause kommen. Felix ist kein egoistischer Hase, der sich einfach davonschleicht, um Abenteuer zu erleben. Er denkt immer an seine Sophie, berichtet ihr von dem, was er erlebt. Und vergisst nie, ihr zu sagen, dass er sie vermisst, lieb hat und bald nach Hause kommen wird. Es sind auch Geschichten von Freundschaft, Verbundenheit und Verlässlichkeit.
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Auf einem Balken über dem Treppenaufgang zu Langens Dachgeschoss sitzt ein kleiner Plüschhase auf einer Schulbank. Das Fell ist etwas grau und deutlich abgegriffen. Es ist Lausi, das Vorbild für Felix. „Er war mir als Kind so wichtig, wie ein Kuscheltier nur sein kann.“
Der geliebte Hase, ihre eigene Begeisterung für das Reisen und der Spaß am Briefe schreiben, das alles ist in ihre Bücher eingeflossen und macht sie so authentisch. „Aber zum Glück ist Lausi nie alleine auf Reisen gegangen“, lacht Langen erleichtert. Das übernimmt Felix. Das nächste Manuskript liegt schon beim Verlag.