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Hilfe aus LeverkusenWas Bayer mit den Hitler-Tagebüchern zu tun hat

Lesezeit 2 Minuten
Gerd Heidemann Hitler-Tagebücher dpa

„Stern“-Reporter Gerd Heidemann präsentiert auf der Pressekonferenz die vermeintlichen Hitler-Tagebücher.

Leverkusen – Sie waren eine Sensation: die Hitler-Tagebücher, die 1983 vom Stern-Reporter Gerd Heidemann der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurden. Doch die Fälschungen wurden zu einem der größten Medienskandale der Bundesrepublik Deutschland.

Dass die vermeintlichen Tagebücher gefälscht waren, brachte eine kriminaltechnische Prüfung ans Licht – mithilfe von Chemikalien von Bayer aus Leverkusen. Die Geschichte um einen der aufsehenerregendsten Betrugsfälle der deutschen Nachkriegsgeschichte erzählt Ulrich Bornewasser in Ellen Lorentz’ neuem Buch „Unsere Glücksmomente – Geschichten aus Leverkusen“, das kürzlich im Wartberg-Verlag erschienen ist.

Prüfungen der Hitler-Tagebücher

25. April 1983: Vor einem großen Aufgebot an Journalisten aus aller Welt werden die mehrbändigen Tagebücher enthüllt, mehr als neun Millionen Mark hatte der Stern damals für sie bezahlt. Die Auflage schießt danach in die Höhe. Einige Tage später folgt der Absturz – nach eingehender Prüfung: Drei Bände der Tagebücher wurden vorübergehend ans Bundesarchiv nach Koblenz entliehen, schreibt die Behörde auf ihrer Webseite. Am 27. April 1983 wurden der Bundesanstalt für Materialprüfung in Berlin Materialproben übergeben. Auch das Bundeskriminalamt nahm eine Prüfung vor.

Konrad Kujau dpa

Konrad Kujau hat die Hitler-Tagebücher gefälscht

Das Ergebnis der kriminaltechnischen Prüfung ist bekannt. Sowohl die Einbände der untersuchten Tagebücher wie auch die verwendeten Papiere enthielten Weißtöner, „die erst nach 1955 als »Blankophor«, ein Produkt der damaligen Bayer AG, auf den Markt kamen“, schreibt Ulrich Bornewasser.

Blankophor Herstellung 1962 Credit Bayer AG - Bayer Archives Leverkusen

Das Foto aus dem Bayer Archiv zeigt einen Mitarbeiter der Anwendungstechnischen Abteilung im Jahr 1962 bei der Bedienung einer Blankophor Papiermaschine.

Das Substrat sei bereits 1940 in einem Labor des heutigen Chemparks entwickelt worden, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg sei es als optischer Aufheller für Papier und andere Materialien vermarktet worden. „Das damals übliche, etwas grauschimmrige Schreibpapier aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erhielt dadurch einen hellen Schimmer.“

Blankophor aus Kastanie

Die Substanz werde bis heute produziert, schreibt Bornewasser, ihren Ursprung hat sie in den Früchten der Rosskastanie. Vor knapp 100 Jahren entdeckte der Chemiker Paul Kreis ihre aufhellende Wirkung.

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Ulrich Bornewasser bei der Lesung in der Wiesdorfer Stadtbücherei Ende Oktober

„Wegen der beiden Weltkriege sollten aber noch viele Jahre vergehen, bevor die Entwicklung vorangetrieben werden konnte“, schreibt Bornewasser. Nach dem Zweiten Weltkrieg legte dann ein kleines Team in Leverkusen los. Noch bis heute werden unter dem Produktnamen Blankophor Aufheller im Chempark hergestellt, überwiegend für die Papierindustrie.

„Unsere Glücksmomente – Geschichten aus Leverkusen“, herausgegeben von Ellen Lorentz, Wartberg-Verlag, 12 Euro. In weiteren Glücks-Geschichten erfahren die Leserinnen und Leser unter anderem mehr zur Geschichte und den mehrmaligen Umbauten der Christuskirche in Wiesdorf, über die Umwandlung des Freudenthaler Sensenhammers zu einer lebendigen Museumsstätte und wie es zu den Leverkusener Jazztagen kam.