IGBCE in LeverkusenWas die neue Bezirksleiterin Nina Melches antreibt
Leverkusen – Sie war schon mal da. Zehn Jahre ist das her. Für Nina Melches ist Leverkusen insofern schon ein vertrautes Pflaster.
Der aus Sicht der Chemiegewerkschaft wegen der dominierenden Konzerne „sehr spezielle“ Bezirk war für manchen ein Karriere-Sprungbrett. Der heutige IG BCE-Chef Michael Vassiliadis war hier, der jetzige Leiter des Landesbezirks Nordrhein, Frank Löllgen, hat eine recht lange Leverkusener Geschichte . Und dass die IG BCE in Nordrhein-Westfalen schon eine Macht ist, zeigt Reiner Hoffmann. Der DGB-Vorsitzende war auch mal Landesbezirksleiter.
Ein Karriere-Sprungbrett
Große Vorbilder für Melches? Durchaus, sagt die 34-Jährige, die vorige Woche zur Nachfolgerin von Frank Werth gewählt wurde. Einstimmig vom 19-köpfigen Bezirksvorstand, in dem die Betriebsräte der großen Vier Bayer, Covestro, Currenta und Lanxess ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Wer einen Bezirk leitet, wird allerdings in Hannover vorbereitet. Der Hauptvorstand der IGBCE macht einen Vorschlag. Der sei am 7. Februar gekommen, sagt Melches. Wobei ihr Vorgänger schon ein Wörtchen mitzureden hatte. Dazu kommt: Melches war schon seine Stellvertreterin. Werth zieht es ins Ruhrgebiet, wo er wohnt – und wo auch seine Nachfolgerin ihr Zuhause hat. Ina Melches lebt in Bochum.
Die Dreiviertelstunde auf der Autobahn „brauche ich auch zum Abschalten“, sagt die Frau, die wegen Umstrukturierungen bei ihrem ersten Arbeitgeber Siemens in Gelsenkirchen zur IG BCE kam und vorher in Mainz gearbeitet hat. Im Bezirk Saarland/Rheinland-Pfalz herrschten „ganz andere Verhältnisse“ als in Leverkusen, der für eine Chemie-Gewerkschafterin „ein unglaublich attraktiver Bezirk“ sei.
Mehr Druck auch unterm Bayer-Kreuz
Natürlich: Auch im Schatten des Bayer-Kreuzes habe sich viel verändert. Der Druck habe zugenommen, „es geht schon straffer zu zwischen Betriebsräten und Arbeitgebern“. Aber: „Die Strukturen funktionieren“, gerade in der Pandemie hätten sich die starken Arbeitnehmer-Vertretungen bewährt.Das müsse man bewahren, das sei nicht einfacher geworden „nach zwei Jahren Home-Office“ in denen der Zusammenhalt in den Belegschaften spürbar geringer geworden sei. Einzelkämpfertum falle nun mal nicht so auf, wenn man sich im Betrieb nicht mehr jeden Tag über den Weg läuft.
Auch für die in den nächsten acht Wochen anstehenden Betriebsratswahlen sei das eine Herausforderung: „Wir müssen an die Leute ran.“ Erst recht, weil aus ihrer Sicht die Vertreter der Belegschaften als Persönlichkeiten gewählt werden sollten und weniger wegen ihrer Zugehörigkeit zur IG BCE. Die Epoche des Kampfes zwischen IG BCE-Leuten und oppositionellen Gruppen ist vorbei oder sollte es sein, findet Melches.
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Dass es in großen Firmen wie Covestro Einheitslisten gibt, hält sie für der Lage angemessen. Es könne angesichts der großen Veränderungen in der energieintensiven Chemieindustrie für Betriebsräte nicht darum gehen, untereinander zu konkurrieren. Jedenfalls nicht in den großen Fragen.